Mein erstes Tertial in Sursee hat mir sehr gut gefallen! Das Spital ist zwar nicht besonders groß, aber um einen Überblick über die Chirurgie zu erhalten ist es ideal.
Der Tag beginnt um 7.20 Uhr mit dem Morgenrapport. 10 Minuten vorher haben sich die UHUs noch getroffen um sich für die OPs am Tag einzuteilen. Bei diesen OPs steht man immer steril mit am Tisch und hält Haken, die Kamera bei laparoskopischen Eigriffen oder ist teilweise 1. Assistenz bei orthopädischen Eingriffen.
Nach dem Rapport wird mit allen zusammen noch Kaffe getrunken, d.h. mit den UHUs, Assistentezärzten, Oberärzten und Leitenden Ärzten. Danach geht es auf Station/OP oder in die Notaufnahme. Auf Station macht man mit einem Assistenten zusammen die Visite, schreibt danach die Verläufe, verordnet Medikamente (kann man immer selbstständig machen, beim Programm muss man dann angeben wer die Verordnung gegenzeichnet. Dadurch sehr selbstständiges Arbeiten möglich), schreibt Austrittsbriefe, telefoniert mit Arztpraxen. Mittagessen ist immer möglich und hierfür wird auch immer Zeit gefunden. Meistens gehen alle Assistenzärzte und UHUs gemeinsam essen, sofern man nicht gerade im OP ist. Nach dem Mittag beendet man noch seine Stationsarbeit und kann auch mal frühzeitig ins Wohnheim gehen. Eine feste Arbeitszeit, bis zu der man bleiben muss, gibt es nicht. Blutabnahmen/Flexülen legen macht man gar nicht, dies ist die Aufgabe der Pflege. Auch im OP herrscht eine sehr nette und kollegiale Atmosphäre. Zunähen ist meistens immer möglich. Man hat immer die Möglichkeit Fragen zu stellen. Beim Chef darf man die Schnitte für die Trokare selbst machen und den Trokar setzen. Kameraführung bei laparoskopischen Eingriffen gehört regelmäßig zu unseren Aufgaben.
Neben dem Stationsdienst/OP gibt es noch einen Frühdienst in der Notaufnahme und die Woche darauf Spätdienst Notaufnahme +Pikett (Bereitschaftsdienst für den OP). In der Notaufnahme gehört die Patientenanamnese und Untersuchung des Patienten zu den Aufgaben. Zusammen mit dem Assistenzarzt bespricht man die Patienten und kann noch Bildgebung und Labor anmelden. Sind alle Ergebnisse da, stellt man die Patienten noch einem Oberarzt vor und bespricht das weiter Prozedere. Selbstständige Wundversorgung und Nähen ist jederzeit möglich und wird gerne gesehen. Der Frühdienst geht bis 15.30 Uhr, anschliessend kommt der Spätdienst. Dieser geht Abends bis Open end bzw. bis der Großteil der Patienten auf dem Notfall versorgt ist. Wenn noch OPs anstehen, dann geht man im Laufe des Nachmittags/Abends noch in den OP und hat OP Bereitschaft bis zum nächsten Morgen um 7.00 Uhr. D.h. dass man auch mal um 3 Uhr nachts zu einer inkarzerierten Hernie gerufen werden kann. Aber da die chirurgischen Assitenzärte keine Nachtschichten machen, ist man dann immer 1. Assistenz im OP und so lernt man wirklich viel. Notfall Spätdienst geht von Montag bis Freitag. das ganze Wochenende hat man anschliessen noch OP Bereitschaft und man muss bei Anruf innerhalb von 30 Minuten in der Klinik sein. Als Ausgleich erhält man für die gesamte Woche aber in der kommenden Woche 3 Tage zur Kompensation frei, wodurch die Pikett Dienste sehr fair sind.
Zusätzlich gibt es noch einen Visitendienst am Wochenende. Zusammen mit einem Assistenzarzt visitiert man am Wochenende alle chirurgischen Patienten. Dabei kann man immer alleine eine eigene Station visitieren und anschliessend beim Rapport Fragen mit dem Oberarzt klären. Dieser Dienst geht meist bis ca. 13/14 Uhr und dafür bekommt man ebenfalls unter der Woche 2 freie Tage.
In meinen 4 Monaten hatte ich insgesamt 2 Pikett Wochen und 2 Visitendienste.
Regelmäßigen PJ-Unterricht wie in Deutschland gibt es nicht. Man muss schon selbst Engagement zeigen und viel fragen. Aber gerade in der Notaufnahme ist der Lerneffekt sehr groß. Dennoch hatten wir unregelmäßig PJ-Fortbildungen mit einem Oberarzt. Wir haben einen Nahtkurs gemacht und konnten laparoskopisches Nähen üben, daneben gab es noch einen Tracheotomie/Koniotomie Kurs, ATLS und kleine Seminare zu Themen die wir uns aussuchen durfte.
Freizeitwert: Sursee ist nicht groß, aber trotzdem kann man gerade im Sommer viel machen. Der Sempachersee liegt direkt vor dem Wohnheim. Im Sommer waren die UHUs sehr häufig gemeinsam am See Baden oder Grillen. Luzern ist mit der Bahn nur 20 Minuten entfernt und im Sommer kann man in der Schweiz ganz wundervoll wandern gehen. Die Zentralschweiz direkt vor de Tür oder etwas weiter entfernt im Berner Oberland oder im Wallis. Andere UHUs waren noch regemäßig Klettern oder mit dem Rennrad unterwegs.
In meiner Zeit gab es auch Veranstaltungen aus der Klinik. Neben einem Bier und Brezelfest auf der Krankenhausdachterasse gab es auch noch ein gemeinsames Burger Essen in einer Brauerei mit dem gesamten Team der Chirurgie und Medizin sowie ein Sommerfest der Chirurgie im Strandbad.
Ich kann ein Tertial in Sursee nur empfehlen. Ein wahnsinnig nettes Team aus Assistenzärzten, Oberärzten und dem Chef mit vielen Möglichkeiten zum selbstständigen Arbeiten. Unter den Mitarbeitenden herrscht eine sehr gute Stimmung, das Du setzte sich bis zum Chef fort, mit der Pflege arbeitet man seht gut zusammen.
Wer ein entspanntes Chirurgie Tertial haben möchte in dem man einen guten Überblick über die Chirurgie mit Stationsarbeit, OP und Notaufnahme erhält, ist hier richtig. Da es ein kleineres Haus ist, ist das Leistungsspektrum natürlich begrenzt. Wer große OPs sehen möchte und auf verschiedene Abteilungen rotieren möchte, sollte besser nach Luzern gehen.
Bewerbung
2 Jahre im Voraus. Aber andere Studierende haben 1 Jahr vorher auch noch Plätze bekommen