PJ-Tertial Chirurgie in St. Josefs-Krankenhaus (5/2022 bis 9/2022)

Station(en)
Gefäßchirurgie/ Allgemein- und Viszeralchirurgie/ Unfallchirurgie
Einsatzbereiche
Notaufnahme, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP, Station
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Liebe (künftigen) PJler*innen,

im habe im ersten Schritt versucht, meine Bewertung nach den "Faires PJ Zertifikat"-Kriterien der bvmd aufzubauen. Im Folgenden gehe ich auf die einzelnen Abteilungen ein. Ich möchte vorab erwähnen, dass sich die unterdurchschnittliche Benotung im Großteil auf strukturelle Gegebenheiten des Hauses/ des Trägers, weniger auf das Engagement der Ärztinnen und Ärzte, bezieht.

Kriterium #1 - PJ-Vergütung (0/13): Keine

Kriterium #2 - Arbeitskleidung (0/13): Uns wurden zu Beginn zwei Kasacks und zwei Hosen zur Verfügung gestellt. Leider gibt es keine frei zugängliche Poolwäsche. Die Wäscheausgabe ist dreimal die Woche, immer vormittags jeweils eine halbe Stunde geöffnet. Da man zu diesen Zeiten häufig im OP oder auf Station eingebunden ist, darf man im Sommer auch mal eine Woche die gleiche Kleidung tragen. Falls es doch mal klappen sollte, muss man sich dann mit den anderen Famulant*innen und Schüler*innen um die Wäsche "schlagen" ;) Obwohl verboten, haben wir im Verlauf i.d.R. OP-Kleidung getragen.

Kriterium #3 - Verpflegung (1/13): Als PJler*in erhält man mittels Essenskarten tgl. ein kostenfreies Mittagessen. Das Bistro bietet, im Vergleich zu anderen Kliniken, überdurchschnittliches Essen an.

Kriterium #4 - Selbststudium (2/13): Es gibt einen Studientag/ freien Tag pro Woche. Die Ärzt*innen sind sehr kulant bzgl. der Auswahl des Tages, d.h. Studientag am Freitag ist i.d.R. möglich. Dicker Pluspunkt! ;)

Kriterium #5 - PJ-Unterricht (2/13): Es gibt nur PJ-Unterricht in der Inneren und in der Chirurgie. Leider wurde dieser nur sehr unregelmäßig angeboten, was auch personellen Umstrukturierungen geschuldet war. Teilweise gab es Wochen, in denen überhaupt kein Unterricht stattgefunden hat, max. jedoch 1 - 2 x die Woche (ca. 30 Minuten). Lichtblicke waren ein Sono- und Nahtkurs. Die weiteren Fachrichtungen (Neurologie, Radiologie, Gynäkologie, Anästhesie) bieten gar keinen PJ-Unterricht an. Die Frage an den radiologischen Chefarzt, ob es möglich wäre 1 x pro Woche für eine halbe Stunde ein "Radio-Teaching" anzubieten, wurde mit der Antwort: "Wir sind keine Universitätsklinik!" abgewiegelt.

Kriterium #6 - Spind (2/13): Ein Spind für Kleidung bzw. Lagerungsmöglichkeiten für Wertsachen gibt es nicht bzw. sind alle vorhandenen belegt. Man muss sich im Stationszimmer an- und ausziehen und - bzgl. Wertsachen - auf das Gute im Menschen hoffen ;)

Kriterium #7 - PJ-Curriculum (2/13): Nicht vorhanden bzw. nicht ersichtlich.

Kriterium #8 - PJ-Mentor (2/13): Einen PJ-Mentor in der Chirurgie gibt es leider nicht. Ansprechpartnerin ist die PJ-Beauftragte (OÄ der Inneren).

Kriterium #9 - Frühbesprechung und Visiten (3/13): Als PJler*in wird man regelmäßig in Frühbesprechungen und Visiten einbezogen und darf aktiv mitwirken (z.B. Dokumentation, Verbandswechsel, Visitengespräche mit Patienten).

Kriterium #10 - Relevante PC-Systeme (4/13): Allen PJ-Studierenden steht ein eigener Zugang zu allen für den Arbeitsalltag erforderlichen PC-Systemen zur Verfügung.

Kriterium #11 - Transparenz/ Kriterium #12 - Garantierte Rahmenbedingungen/ Kriterium #13 - Aufforderung zur Bewertung (4/13) (Erläuterung: https://www.ethimedis.de/content/faires-pj-zertifikat): Werden nicht oder nur teilweise erfüllt.

Zusammenfassend: 4/13 Punkten werden, meiner Meinung nach, aktuell vom St. Josef-Krankenhaus Potsdam erfüllt.

Vorab: Es gibt keinen festen Rotationsplan. Rotationen sind nach Absprache möglich, Abweichungen erlaubt, d.h. es müssen nicht unbedingt alle Fachbereiche durchlaufen werden. Hier sind die Ärzt*innen sehr kulant und richten sich nach den "Bedürfnissen" der Studierenden.

Gefäßchirurgie: Ein kleines Team, welches eigentlich nur aus Oberärzt*innen besteht. D.h. man ist i.d.R. der einzige Assistent, was - v.a. zu Beginn des Tertials - auch Nachteile mit sich bringt. Vorteil ist, dass man von Anfang an sehr selbstständig und "Assistenzarzt"-like arbeiten kann. Die Oberärzt*innen sind alle super nett, erklären viel (v.a. die Oberärztin!) und die Hierarchien sind sehr flach. Blutentnahmen belaufen sich, aufgrund der Größe der Abteilung, auf max. 2 - 3 durchschnittlich pro Tag. Man darf sich alle OPs angucken, i.d.R. auch als 2. Assistent mit an den Tisch. Mein absolutes Highlight war, als ich - zusammen mit dem Chef - eine US-Amp. als 1. Operateur durchführen durfte. Um die Basics der Gefäßchirurgie zu lernen, ist die Station wirklich TOP! Zudem macht die Rotation Sinn, wenn man noch mal das Thema Wundversorgung vertiefen will ;)

Allgemein- und Viszeralchirurgie: Mein kürzester Einsatz. Deutlich höhere Dichte an Assistenzärztinnen, was die Einarbeitung erleichtert. Auch hier: Sehr flache Hierarchien und eine nette "Führungsriege". Man wird i.d.R. fest für OPs als 1./2. Assistent eingeteilt. Bei den lap.-OP darf man i.d.R. immer die Kameraführung übernehmen und am Ende (je nach Talent und Können) alleine zunähen. Das Haus führt, verhältnismäßig, viele Thyreoidektomien durch, welche man i.d.R. als 1. Assistent begleiten darf. Hier ist, meiner Meinung nach, der Spaß-/Lernfaktor am höchsten! Alles in allem deckt das Haus die gesamte Breite der AuV ab (u.a. wird hier auch "gewhippelt"). Für AuV-Begeisterte gibt es bestimmt schlechtere Adressen ;)

Unfallchirurgie: Meiner Meinung nach die Station mit dem höchsten Lernfaktor. Das liegt vor allem daran, dass der Chef und eine der Oberärztinnen den PJler*innen viele Freiheiten im OP geben. Man wird zum Nähen ermutigt, darf Materialentfernungen als 1. Operateur durchführen, darf Bohren, Schrauben und, und, und ... . Leider bin ich zu einem Zeitpunkt in die Fachabteilung gekommen, als diese, urlaubsbedingt, personell etwas unterbesetzt waren und eine Oberärztin die Leitung übernommen hat, die sich - je nach Gemütslage - respektlos und abwertend gegenüber PJler*innen/ AAs benommen hat. Zum Glück ist diese Person die Ausnahme! Die restlichen Ärzt*innen sind super nett, hilfsbereit, erklären viel und geben sich wirklich ausgesprochen viel Mühe, um dir die Unfallchirurgie schmackhaft zu machen ;)

Notaufnahme: Ein Einsatz in der Notaufnahme ist in der Rotation nicht vorgesehen. Wir mussten etwas "kämpfen", um auch mal in die Notaufnahme reinzuschnuppern. PJler*innen sind, aufgrund Platzmangel, dort nicht so gerne gesehen. Wir haben uns dann aber mit der Chefin der Notaufnahme abgesprochen und konnten so "Doppeldienste" (7 - 14 Uhr Station/OP, 14 - Ende Notaufnahme, nächster Tag frei), gelegentlich auch mal Frühdienste, in der Notaufnahme absolvieren. Je nach AA, durfte man selbstständig arbeiten, d.h. von "A - Z" den Patienten untersuchen, Diagnostik anmelden und ggf. therapieren. Zudem durfte man i.d.R. alle Platz-/Schnittwunden nähen, die in dem Dienst "reinkommen" ;) Die Zeit in der Notaufnahme war wirklich TOP. Das pflegerische und ärztliche Personal ist hier wirklich ausgesprochen nett und man konnte extrem viel Lernen.

Ich hoffe, meine Bewertung hilft euch dabei, euch gegen/ für ein PJ im St.Josefs-Krankenhaus zu entscheiden. Ein großer Pluspunkt ist das eigenständige Arbeiten und das man, als einer von wenigen PJler*innen, viel machen darf. Negativ zu erwähnen ist die Vergütung und der fehlende Unterricht (s.o.).
Bewerbung
Ãœber PJ-Portal
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Repetitorien
Nahtkurs
Tätigkeiten
Briefe schreiben
Mitoperieren
Patienten aufnehmen
Röntgenbesprechung
Notaufnahme
Botengänge (Nichtärztl.)
Braunülen legen
Blut abnehmen
Patienten untersuchen
Rehas anmelden
Chirurgische Wundversorgung
Untersuchungen anmelden
Dienstbeginn
Vor 7:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
0 €

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
3
Ansehen des PJlers
4
Klinik insgesamt
4
Unterricht
5
Betreuung
3
Freizeit
2
Station / Einrichtung
3
Gesamtnote
4

Durchschnitt 3.6