Das PJ im Nordstadt hatte einiges an Höhen und Tiefen parat. In der Unfallchirurgie dort gibt es zwar theoretisch viel zu tun, praktisch nutzt man das Vorhandensein von PJays aber nicht vernünftig, bzw. wirklich nur für die offensichtlichen Dinge. Alle Blutentnahmen der Abteilung, die Blutentnahmen und Viggos der geriatrisch geführten Traumapatient*innen, z.T. auch noch die der präoperativen Ambulanz, was bei der Verzweigung des Geländes dann auch gerne mal dazu führt, dass man gefühlt den ganzen Tag nur für Blutentnahmen hin und her geht. Wenn das erledigt ist, ist häufig egal, wo man sich so rumtreibt, wenn einer der ACH-Rotanten nicht gerade anruft, weil man für ihn einen Arztbrief über das halbe Gelände tragen soll.
OP-Zeit ist eigentlich ganz cool, 2 Oberärzte (Meyer und Schröder) haben wirklich Lust, den Studierenden was beizubringen und zu zeigen. Rastan ist nicht so der Zeige- und Erklärbär, aberein netter Geselle im OP.
Was aber definitiv ein Tiefpunkt ist: am Ende ist man den Leuten dort leider ziemlich egal. Es haben in 16 Wochen 2 PJ-Unterrichte (durch die ACH) stattgefunden. Es wird von vornherein auch nicht geplant, dass er stattfinden würde, höchstens gelegentlich mal gesagt, dasss man mal wieder einen machen müsste. Ins SAP-System wird man natürlich auch im Prinzip nicht eingewiesen, was wirklich blöd ist, so unintuitiv wie das funktioniert... Ich hatte was das angeht viel Glück, dass ein mittlerweile gegangener Facharzt mir das richtig gezeigt hat, der wirklich Lust auf Lehre und Arbeit mit PJays hatte, der ist nur leider natürlich nicht mehr da.
Mit viel Motivation ins PJ gestartet, habe ich mich in den ersten Wochen wirklich engagiert und versucht viel von den Abläufen dort zu verstehen und Arbeit zu übernehmen, musste aber irgendwann sehr frustriert feststellen, dass es nicht lohnt. Es bleibt so oder so beim Viggo legen, Blut abnehmen und mal einem Botengang. Verantwortung wird dir dort nicht übertragen und fast niemand wird es dir dort danken, wenn du proaktiv etwas übernimmst. Das Gefühl von Stagnation, leichter Nutzlosigkeit und "warum habe ich für sowas studiert" stellt sich dann leider ein. Dabei gäbe es so viel dort zu tun, bei der massiven Unterbesetzung der Abteilung, nur gibt es eben auch keinerlei Konzept für das Einarbeiten von Studierenden und von Chefseite aus auch kein Interesse, sowas zu erstellen. Für ihn ist man leider nur eine namenlose Blutentnahmemaschine, die das Bein bei der Hüft-OP halten kann...
Wer wenig Motivation und Interesse mitbringt, wird hier gut aufgehoben sein, denn chirurgisch bekommt man nicht besonders viel zu tun. Für ein so skillbasiertes Hands-on Fach ist es dennoch ein Armutszeugnis, dass Helfen häufig eigentlich nur dank chirurgischer Vorerfahrung aus Famus möglich war, weil so wenig gezeigt wird und wer ehrlich interessiert ist, dort neue Dinge zu lernen, wird wahrscheinlich enttäuscht werden.
Pro:
-Häufig früh gehen, oder mal unter der Hand einen inoffiziellen Studientag
-Eine tatsächlich sehr angenehme Atmosphäre im OP (ist ja leider absolut nicht selbstverständlich), in dem mit Ausnahme eines alten OTAs, der wirklich alles in der Welt weiß, häufig gute Laune und konstruktive Kritik herrschte
-Super nette Pflege auf der Hauptstation
Kontra:
-Es gibt einen Grund, warum in der Abteilung ab Oktober nur noch 1 weibliche Ärztin arbeitet
-Keine Lehre, wirklich gar keine
