Es war sehr schön, sich am Martin-Gropius-KH als Studentin willkommen zu fühlen: Die Sekretärinnen waren in der Vorbereitung auf mein Tertial super nett und hilfsbereit, mir wurde erklärt wie ich mich auf ein Fahrrad zwischen Bahnhof und Krankenhaus bewerben könne, und die Aufwandsentschädigung war vergleichsweise gut. Am ersten Tag wurde mir von der Personalbeauftragten alles en detail erklärt, und ich durfte mir bei der Chefärztin wünschen auf welche Station ich will. Die „Psychosomatische Kriseninterventionsstation“ stellte sich dann jedoch vom Klientel als was ganz anderes heraus: Wir waren die Aufnahmestation für junge Erwachsene und Patientinnen mit zu erwartenden kürzeren Aufenthalten. Als Krankheitsbilder hatten wir mehrere Borderline-Patientinnen unterschiedlichster Krankheitslast, viele Patienten mit Trauma-Geschichte und akuter affektiver Exazerbation, Anpassungsstörungen, Depression und Zwangsstörungen im teilstationären und stationären Setting.
Der Stationsalltag war recht strukturiert. Ich war sehr froh, schon einiges an Psychiatrie-Erfahrung mitzubringen aus Famulaturen, denn für Teaching war insgesamt nicht besonders viel Zeit, bzw musste die Neurologie-Assistenzärztin in ihrer Psych-Rotation sich verständlicherweise auch erst mal zurechtfinden. So bekam ich eher ein „learning by doing“, durfte Aufnahme-Untersuchungen und psychopathologische Befunde erheben, bei den Gruppentherapien zuerst zuhören, dann mitleiten, eine eigene Patientin übernehmen, Vorschläge zur Medikation machen, und Therapieberichte schreiben. Wenn wir voll besetzt waren, konnte ich bei allen Kreativtherapien vorbei schauen, was ich sehr empfehlen würde wahrzunehmen! Auch ein Tag auf der Sucht und eine Woche in der KJP waren möglich sowie ein Besuch bei der EKT. Ich konnte bei den ärztlichen FoBi und den sehr interessanten Fallbesprechungen mit der Chefärztin dabei sein und musste dafür nicht zu den Innere / Chirurgie PJ-Fortbildungen fahren. Nach den ersten fünf Wochen war ich dann einmal ein paar Tage allein auf Station, das war milde gesagt herausfordernd. Für Supervision oder persönliche Gespräche mit der Oberärztin musste ich mich am Anfang sehr bemühen bzw fanden sie nicht richtig statt. Gegen Ende meines Aufenthalts kam ein neuer Oberarzt auf die Station, sodass mehr Kapazitäten frei wurden. Dann wurde mir auch mehr erklärt. Die Stationsärztin und Psychologin haben mir immer so viel erklärt, wie sie konnten.
Insgesamt ein schönes Tertial, bei welchem mit viel eigenem Engagement einem auch viel zugetraut wird. Gleichzeitig war die Station mit ihrem schwerkranken Patient*innen und der chronischen Unterbesetzung sehr herausfordernd. Als einzige PJlerin im Haus war ich überall willkommen, und die vier Monate gingen wirklich schnell vorbei!
