14 Ost (Privatstation), Notaufnahme, 7 West (Kardio)
Einsatzbereiche
Notaufnahme, Station
Heimatuni
Goettingen
Kommentar
Ich habe den 2. Teil meines Innere-Tertials (8 Wochen) in Luzern im Kantonsspital gemacht. Das Krankenhaus ist riesig, es gibt 6-8 internistische Stationen, 2 Privatstationen, eine große super moderne Notaufnahme sowie eine ebenso moderne Intensivstation und immer um die 20 UHUs in der Inneren, von denen fast alle deutsche PJler sind. Der ganze Ablauf inklusive Einteilung, Dienstplan, Unterkunft, Zeugnis, Bewertungsschreiben etc. ist super gut organisiert und man hat tolle Anprechpartner, wenn man mal ein Problem oder Anliegen hat. Man sollte vorher wissen, dass man eine 50h-Woche hat und Dienstzeiten 8-18 Uhr und das man zusätzlich noch 1-2x im Monat Wochenenddienste machen muss, die dann aber ausgeglichen werden.
Es geht immer um 8 mit einer Frühbesprechung inklusive Radiologiebesprechung los, im Anschluss ist ein kurzer Vortrag, Teaching, Fallvorstellung oder ähnliches. 1x pro Woche gibt es nachmittags einen UHU-Kurs, der aber bei uns irgendwie fast immer ausgefallen ist. Es gibt eigentlich immer Zeit für eine lange Mittagspause mit allen Kollegen, die Mensa ist groß mit einer riesigen Auswahl (Buffet, 3 Fertiggerichte, Suppe, Salat, Brötchen, Kuchen, Dessert, Kaffee, Frozen Joghurt) und super lecker. Die Menupreise sind 9-13 CHF, aber es gibt auch eine Mikrowelle wo man Essen von zuhause aufwärmen kann. Im Anschluss an die Mittagspause gibt es oft auch noch Fortbildungen, häufig über zoom etc. sodass man sie einfach auf Station schauen kann.
Ich war zuerst 2 Wochen auf der Privatstation, welche eigentlich ein Hotel ist. Dort bereitet man zuerst die Visite vor, das heißt man notiert Laborwerte, Ausscheidungsmengen, Mibi-Ergebnisse etc um dann während der Visite alles auf einem Blick zu haben. Während der Visiste schreibt der UHU am PC mit und öffnet ggf. Befunde oder ähnliches. Es gibt jeden Tage irgendeinen anderen internistischen Chefarzt (Kardio, Gastro, Nephro,...), weil auf der Station eben alle Privatpatienten verschiedener Fachabteilungen liegen. Dann gibt es Unmengen an Dokumentations- und Computerarbeit, Hausärzte anrufen, sonographieren, Schellong-Tests, Moca-Tests, neue Patienten aufnehmen und untersuchen, Briefe schreiben... sodass man vor 17 Uhr eigentlich selten zuhause ist.
Dann war ich insgesamt 3 Wochen in der Notaufnahme, das war eine super spannende und lehrreiche Zeit und hat mir am meisten Spaß gemacht. Wenn man in die Notaufnahme rotiert, hat man zuerst 7 Tagdienste (9-19 Uhr), dann 3 Tage frei, dann 7 Nachtdienste (21-7 Uhr) und dann 4 Tage frei. Man darf die 4/5er Triagen alleine machen, hat also eigene Patienten, bei denen man Anamnese, Untersuchung macht, alles dokumentiert, Labor- und EKG Befunde anschaut und hinterher mit einem AA/OA bespricht. Meist gehen diese Patienten dann ohne viel Therapie wieder nach Hause, aber für den Lerneffekt und selbstständiges Arbeiten ist es super! Zu allen anderen Patienten und auch in den Schockraum oder ins CT/Herzkatheter darf man natürlich immer mit und unter Anleitung/Aufsicht arbeiten, assistieren oder zuschauen. Außerdem gibt es öfter Sonokurse und man darf eigentlich fast immer die Patienten vor dem Arzt schonmal vorschallen. Am Wochenende und nachts gibt es nur den UHU, einen AA und einen OA. Wenn der AA und der OA dann in den Schockraum müssen, ist man auf einmal ganz allein für alle internistischen Patienten in der Notaufnahme zuständig (bei mir war zum Glück dann nichts dringendes ;)). Pausen machen und Essen gehen muss man einfach selbstbewusst machen, es denkt in der Notaufnahme niemand an sowas, ist aber auch keiner böse, wenn man einfach mal eine halbe Stunde in der Mensa verschwindet.
Dann war ich noch 3-4 Wochen auf einer kardiologischen Station, wo ich auch viel vom Stationsalltag gelernt habe (Visite, Patienten aufnehmen und entlassen, dokumentieren, EKGs, Labor, Sono, dokumentieren, Briefe schreiben).
1-2x im Monat muss man am Samstag arbeiten und bekommt dafür einen Wochentag frei. An dem Tag macht man auf seiner eigenen Station und der Nachbarstation Visite, bespricht alles mit der Pflege und macht Verordnungen. Man hat immer einen AA zur Seite, der die Visite auf einer anderen Station macht und den man bei Fragen oder Notfällen anrufen kann und mit dem man am Ende auch alles bespricht. Ich hatte etwas Respekt vor diesem Dienst, aber es war super, weil ich selbstständig arbeiten und entscheiden konnte und man die meisten Patienten und das Procedere auch schon kennt.
Alles in allem habe ich in Luzern glaube ich sehr viel gelernt, das einzige was mir gefehlt hat war praktisches Arbeiten. Blutentnahmen und Flexülenlegen macht in der Schweiz die Pflege und es gibt sehr wenig Möglichkeit für Drainagen und Punktionen oder sowas. Wenn man sich in Luzern für Innere bewirbt, kommt man automatisch auf die Abteilung für Allgemeine Innere, das heißt man macht die langweilige Stationsarbeit und wenn spezifische Eingriffe notwendig sind, werden die Patienten zu den entsprechenden Abteilungen (Kardio, Gastro, Nephro,...) gebracht und man hat selten die Möglichkeit auf Station bei so etwas zuzuschauen. Wenn doch mal sowas auf Station gemacht wird, macht es der AA unter OA-Anleitung, weil die AAs auch super unerfahren sind, sodass man als PJler eigentlich nie solche Eingriffe durchführen kann. Das war in meinem anderen Innere-Teil in Deutschland ganz anders, da habe ich fast jeden Tag irgendeine Pleura/Aszites/Knochenmark- Punktion oder ZVK-Anlage gesehen bzw. auch selbst gemacht.
Großes Plus: das Wohnheim ist direkt auf dem Gelände, man hat ziemlich moderne Einzelzimmer (368 CHF im Monat, wird direkt vom Lohn abgezogen) mit Klo, Waschbecken und Kühlschrank, nur Dusche und Küche sind zum Teilen auf dem Gang. Die Küche ist meist besser ausgestattet als man denkt, ich hatte aber das Nötigste auch dabei. Es gibt Schließfächer, eine Mikrowelle und einen Herd, jedoch keinen Ofen/Toaster/Wasserkocher und auch keine Spülmaschine. Es gibt Waschmaschinen mit Bargeld (glaub 1-1,5 CHF für eine Wäsche). Das Highlight ist die große Dachterasse mit einer Wahnsinnsaussicht über die Stadt, den See und die Berge (und den Heli-Landeplatz hehe). Im Sommer haben sich da oben immer alle getroffen zum essen, trinken, lesen, sonnen, Sonnenuntergang anschauen, Mond anschauen, es war suuuuper schön!
Weiteres Plus: die Stadt Luzern ist wunderschön, man ist in 10 Minuten in der Innenstadt oder am Seeufer und in 20 Minuten in den Bergen. Ich war jedes Wochenende wandern und im Wohnheim findet sich immer jemand der mitkommt. Wir waren oft im See baden, in der Reuss treiben (das ist DAS Sommerspektakel in Luzern) oder in einer Bar... Ich habe die Zeit in den Bergen im Sommer so genossen und würde auf jeden Fall immer wieder kommen.
Noch ein Plus: das Gehalt. 1200 CHF minus 368 fürs Wohnheim und minus ein paar Abgaben/Steuern ABER plus Zuschläge für Nacht-/Wochenendienste sowie 13. Monatsgehalt. Wenn man die 3 Wochen Notaufnahmerotation macht bekommt man ca. 500 CHF zusätzlich und ich habe noch 1-2 Monate danach überraschende Überweisungen bekommen. Außerdem hat man in 2 Monaten 5 Fehltage, die man sich relativ frei aussuchen kann. Man muss sie aber frühzeitig ankündigen, weil alles fest in den Dienstplan geschrieben wird. Außerdem noch die Ausgleichstage nach den Diensten, ich hatte ziemlich viel frei...
An die Sprache gewöhnt man sich schnell, die ersten ein bis zwei Wochen sind etwas schwierig, aber dann ist es eigentlich kein Problem. Außerdem sind viele Ärzte und fast alle anderen UHUs aus Deutschland und die Schweizer können auch hochdeutsch reden wen sie wollen.
Das Zeugnis wird so unterschrieben wie man es ausfüllt und zur Not auch vordatiert, das war alles gar kein Problem. Im Anschluss bekommt man ein tolles Empfehlungsschreiben.
Alles in allem kann ich das Innere-Tertial in Luzern sehr empfehlen, man muss sich aber auf lange Arbeitstage und viel Stationsalltag/Dokumentieren/Briefeschreiben einstellen, aber die tolle Umgebung und der Freizeitwert im Wohnheim und der Stadt machen das wieder wett. Ich dachte trotz 50h-Woche die ganze Zeit ich wäre im Urlaub haha :)