Meine Zeit in Radebeul war insgesamt echt in Ordnung und besser als gedacht. Den regulären normalen Alltag im Haus habe ich nicht wirklich kennengelernt, da ich sowohl die Delta- als auch die Omikronwelle voll erwischt habe. Dadurch bestand mein Innere Tertial zu mindestens aus zwei Dritteln aus Covidpatienten und dauerhaften Ausnahmezustand. Dadurch sind meine Erfahrungen in Radebeul wahrscheinlich nicht ganz übertragbar auf zukünftige (hoffentlich non-Covid) Tertiale.
Was ich aber mit Sicherheit sagen kann:
Die Stimmung im Team selber ist überwiegend kollegial und gut. Die meisten Ärzte zu meiner Zeit waren selber meist erst grade fertig mit dem Studium oder erst ein Jahr im Beruf. Das erklärt den netten Umgang unter den Ärzten, hat den Lernerfolg für einen selbst aber eher überschaubar gehalten, da die meisten eher noch mit sich selber beschäftigt waren. Hinzu kam, dass in meinen 4 Monaten vor Ort super viele neue Leute eingestellt worden sind, wodurch ich am Ende meines Tertials länger da war als 1/3 aller Ärzte.
Das Zusammenarbeiten und das Ansehen von uns PJtlern war eher wie eine Sinuskurve. Mal super gut und mal eher gar nicht. Für manche ist man wirklich nur der Blutabnahmedienst und fürs Flexülenlegen gut. Manche Ärzte sind teilweise erst später zur Arbeit gekommen, weil "Blutabnahmen macht ja mein PTler". Das gilt aber nicht für alle und die meisten versuchen einem irgendwie noch was beizubringen.
Ich hab's eigentlich immer geschafft alle Flexülen, Blutentnahmen etc. vor oder während der Visite zu erledigen. Insgesamt waren wir drei PJtler in der Inneren und wir haben uns immer geholfen, was der eine mal dekompensiert ist. Um 12 ist immer Röntgenbesprechung und anschließend gemeinsames Mittagessen mit dem ganzen Team. Kulinarisch war es keine Augenweide, aber immerhin kostenlos.
Danach war man eigentlich immer relativ frei in dem was man machen konnte: Funktion, Notaufnahme etc.
Falls man mal früher als 15:30 gehen wollte/musste haben die meisten eig. immer ein großzügiges Auge zugedrückt.
Ich konnte so nebenbei meine Doktorarbeit fertig schreiben. Großer Pluspunkt für Radebeul: Wenn man mal länger bleibt kann man den Dienst mitmachen und so sich einen Tag rausarbeiten. Das lief komplett unbürokratisch und super flexibel ohne es vorher absegnen lassen zu müssen.
Insgesamt hat man noch eine Woche Intensiv und eine Woche reine Funktion. Weiterer Pluspunkt: der PJ-Beauftragte hat uns 2 mal mit zum NEF fahren genommen.
Zusammenfassend würde ich Radebeul nochmal machen, da man gute Basics mitnimmt, insgesamt ein entspanntes Team um sich hat und man sehr liberale Arbeitszeiten hat und die meisten Ärzte recht kumpelhaft sind. Auch ein gemeinsames Glühweintrinken mit den Assistenten nach der Arbeit war drin.
Falls man total Innere begeistert ist und man schon vor dem PJ weiß, dass es in diese Richtung geht, ist es denke nicht die beste Adresse. Dafür ist die Lernkurve zu flach und viel Fachrichtungen nicht vertreten (keine Rheuma, keine Nephro, keine Pulmo, Onkologisch werden Therapien nur weitergeführt aber nie initiiert etc.).