Insgesamt kann ich ein Tertial auf der Unfallchirurgie bedingt empfehlen.
Bezüglich der Organisation/Wohnheim/Freizeit bitte den Artikel Allgemeinchirurgie 10-12/22 lesen.
Der Tagesablauf auf der Chirurgie sah wie folgt aus: Um 7 Uhr war Morgenbesprechung auf der Station, anschließend waren die Studenten für die Blutentnahme zuständig. Ab 8 Uhr ging es dann entweder in den OP oder in die Ambulanz/Notaufnahme.
Am ersten Tag wurden wir zur Frühbesprechung der Unfall gebracht. Dort wusste niemand, dass wir kommen, dadurch war es erstmal etwas chaotisch, weil wir insgesamt 9 Studenten gleichzeitig waren. Wir wurden von einem der Assistenten dann in Vormittags- und Nachmittagsgruppe eingeteilt, dass wir uns nicht noch mehr im Weg standen. Insgesamt war bei einer so großen Anzahl an Studenten gerechnet auf die Abteilung am Anfang jedoch kaum was zu tun und man stand oft zu zweit oder dritt in einer Koje und hat dem Arzt beim Patientengespräch/behandlung zuschauen können.
Nach 3 Wochen waren wir nur noch zu dritt und konnten uns deutlich besser aufteilen und dadurch auch mehr lernen.
Aufgaben:
Im OP wird man für die Knie- und Hüft-TEPs regelmäßig als Hakenhalter gebraucht, aber auch bei kleineren Eingriffen ist man als Assistent oder auch als Zuschauer gerne gesehen. Da die Chefin auf Handchirurgie spezialisiert ist, werden sehr viele dieser Eingriffe durchgeführt. Da in der Unfall Standard-Ops auch wenn Notfälle da sind nicht abgesetzt werden, dauert das OP-Programm häufiger bis in den späteren Nachmittag. Es wird auch erwartet, dass man als Assistent solange zur Verfügung steht. Nach Rücksprache war es jedoch möglich, dass man auch mal früher gehen kann.
Auf der Ambulanz kann man sich in eine der Kojen dazusetzen und den Ärzten bei der Erstversorgung oder Nachsorge von Patienten zuschauen.
Gerade zwei der Assistenten sind super lieb und haben großes Interesse, einem etwas beizubringen. Wenn man sich an diese beiden hält, kann man aus dem Tertial in der Unfall viel mitnehmen und lernen. Ich bin auch gerne länger geblieben, wenn einer der beiden Ärzte Dienst hatte, da ich dort wirklich viel lernen und in einer eigenen Koje meine eigenen Patienten voruntersuchen und anschließend dem Assistenten vorstellen durfte. Auch durfte ich die Wundversorgung von bspw. Platzwunden unter Anleitung regelmäßig durchführen.
Auf Station ist man meist nur in der Früh um die Blutentnahmen zu erledigen. Da wir anfangs so viele waren, haben wir den Schwestern am Nachmittag beim Anhängen der Infusionen geholfen. Auch als wir weniger waren, wurde von uns anfangs verlangt, dass wir Infusionen nach unserer Dienstzeit anhängen kommen. Ich wurde sogar mal aus dem OP herausgerufen, weil so viele Infusionen anzuhängen seien, nur um festzustellen, dass ich für 1 (!!!!) Infusion unnötig aus dem OP gegangen war.
Mitarbeiter:
Insgesamt ist das Team auf der Unfall sehr unterschiedlich, was die Wertschätzung der Studenten und das Interesse an Lehre betrifft.
Wie oben erwähnt, sind vor allem die zwei Assistenten super engagiert und lassen einen auch selbst etwas machen.
Auch einige der Oberärzte freuen sich, wenn man sich zu ihnen in die Koje sitzt und erklären einem gerne etwas. Andere Oberärzte haben wenig Interesse an Studenten, sodass man teilweise den ganzen Tag in einer Koje sitzt und nur stiller Beobachter ist.
Eine Oberärztin scheint jedoch ein großes "Desinteresse" an den Studenten zu haben. Ich habe mehrfach mitbekommen, dass sie mich, andere KPJ-ler oder den Turnusarzt angeschrien oder auch dumme Kommentare hat fallen lassen. Wenn man das weiß, meidet man die Ärztin und kann trotzdem ne gute Zeit auf der Unfall haben.
Rufbereitschaft:
Man kann sich freiwillig für die Rufbereitschaften anmelden. Unter der Woche geht diese von 15.30-07.00 und am Wochenende von 07.00-07.00 und erhält dafür eine Aufwandsentschädigung (100euro). Innerhalb dieser Zeit muss man telefonisch jederzeit erreichbar sein, um innerhalb einer halben Stunde im OP in den OP zu kommen. Ich habe während meiner Zeit in Bad Ischl 7 Dienste gemacht und wurde 1x in der Rufbereitschaft angerufen.
Fazit:
Ingesamt habe ich in meiner Zeit auf der Unfallchirurgie sehr viele unterschiedliche Krankheitsbilder, Untersuchungsmethoden und Operationstechniken kennengelernt. Das Ansehen und die Behandlung der KPJler war teilweise sehr durchwachsen. Wenn man weiß, an wen man sich halten muss, kann die Zeit jedoch wirklich sehr schön sein. Gerade die zwei Assistenten haben wirklich einen sehr guten Job gemacht, danke dafür!
Wem empfehle ich ein Tertial auf der Unfallchirurgie?
Da Bad Ischl ein eher kleines Krankenhaus ist, werden schwerwiegende Verletzungen meist direkt nach Salzburg oder Linz geflogen. Wer sich also große Eingriffe bei Polytrauma-Patienten erhofft, ist hier wahrscheinlich an der falschen Adresse.
Wenn man ein einigermaßen dickes Fell hat und auch gerne unfallchirurgische Krankheitsbilder und deren Therapie kennenlernen will, wird auf der Unfall in Bad Ischl gut aufgehoben sein.
Bewerbung
ca 2 Jahre im voraus über die OÖG, Zimmeranfrage frühzeitig möglich
insgesamt sehr unkompliziert