Erstmal Allgemein zum PJ in der Schweiz: man muss sich bewusst sein, dass Lebenshaltungskosten dort deutlich teurer sind (Essen in Mensa um 10 Euro), zudem kommen am Anfang des Tertials erstmal einige organisatorische Sachen auf einen zu, die auch Geld kosten (Anmeldung beim Amt wenn man länger als 3 Monate da ist, Reinigungsgebühr fürs Zimmer, ggf Parkausweis etc). Sogar die Äquivalenzbescheinigung für die deutsche Uni kostet extra Geld.
Ansonsten ist die Schweiz natürlich super schön, wir sind viel gewandert, Ski gefahren, etc. Also für den Freizeitwert dieses Tertials gibts 10/10, auch das Leben im Wohnheim ist besser, als man vorab denkt. Meist ist es relativ sauber, es wird jeden Tag geputzt, man lernt nette Leute kennen, etc. Lohnt sich also schon, dort zu wohnen.
Im Unispital selbst ist es je nach Rotation unterschiedlich, im Chirurgietertial kann man bis zu 4x rotieren und sich immer für den nächsten Monat was wünschen. Ich war auf der Plastischen und in der Notaufnahme.
Notaufnahme lohnt sich total, das Team ist jung und nett, man darf viel selbst machen (untersuchen, nähen, schallen, etc), sieht viele Krankheitsbilder, es ist immer spannend. Im Endeffekt wird man dort nicht "gebraucht", da immer noch einer von den Assis und ein OA/OÄ auf den Pat. schauen. Es wird kaum was voraus gesetzt, Eigenverantwortung hat man daher nicht so viel, dafür wird viel erklärt und wenn sie einen kennen, auch langsam mehr zugetraut. Man arbeitet im Schichtdienst, dh unterm Strich weniger als auf Normalstation und bekommt sogar Schichtzulage. Notaufnahme als Rotation kann ich daher nur empfehlen, man hat super viel Freizeit und bei der Arbeit ist es immer abwechslungsreich und die Tage vergehen schnell.
In der Plastischen sind die Tage deutlich länger (so von 6.30/7.00 bis ca 17.00/18.00). Erstmal das Positive: man ist super viel im OP, sieht das gesamte Spektrum des Fachs (Verbrennung, Hand, Ästhetik, Rekonstruktion) sowie seltene OPs. Auf der anderen Seite hat man wie gesagt sehr lange Arbeitszeiten, ist oft auch gefühlt jeden Tag nur in der Verbrennung und wird als billige Arbeitskraft benutzt. Teaching gibt es nicht, wenn man Glück hat, findet man ein/zwei Assistent*innen oder Oberärzt*innen, die einen fördern und mal was erklären/machen lassen. Den meisten ist man einfach egal.
Nähen lernt man auf jeden Fall, falls mans noch nicht kann, mit Chance darf man auch kleine Sachen selbst (mit)operieren. Dann ist es natürlich cool und spannend. Ansonsten nimmt man morgens die Pat auf und macht ein bisschen Station. Im Gegensatz zur Notaufnahme wird hier viel vorausgesetzt und die Arbeit selten wertgeschätzt.
Die Stimmung ist generell schlecht, die AÄ selbst unzufrieden, es gibt kein Ausbildungskonzept. Trotzdem war es für mich im Ganzen betrachtet eine gute Zeit und ich habe mega viel gelernt. Plastische in Zürich kann ich daher nur empfehlen, wenn man total Lust auf das Fach hat, bereit ist den ganzen Tag zu arbeiten und es einem bewusst ist, dass mega viel Eigeninitiative gefordert ist, damit man etwas erklärt bekommt/selbst machen darf.
Bewerbung
ca 1,5 Jahre im Voraus über Donata Gröflin (Sekretärin Unterassistenten Chirurgie und sehr nett)