Abhängig von der Station war mein Tertial in Ribnitz sehr wechselhaft. Arbeitsbeginn war jeweils um 7:30 Uhr mit der Frühbesprechung, wobei es okay ist, dass die Studierenden einen kurzen Moment später kommen, weil der Zug aus Rostock erst um kurz vor halb 8 am Bahnhof ankommt (Bahnhof ca. 10 min zu Fuß entfernt). Wie lang der Tag ging hing von Station zu Station vom Ärzt:innen-Team ab, wer Glück hat, darf den Zug um 15:20 Uhr nehmen, wer Pech hat, erst den um 16:30 Uhr – dann ist man erst um 17 Uhr in Rostock Hbf. nachdem man dort morgens um 7:00 Uhr losfuhr. Mit 10 h also ein durchaus langer PJ-Tag für 300€ / Monat an PJ-Gehalt. Außerdem bekommt man in Ribnitz ca. 45€ Fahrtgeld pro Woche und ca. 3€ Essensgeld fürs Mittagessen pro Tag. Man bekommt für 2 Wochen jeweils 1 Studientag, also 8 Studientage pro Tertial, diese kann man frei einteilen. Urlaubstage ließen sich unkompliziert nehmen.
Immer 1x pro Woche gibt’s ein PJ-Seminar mit wechselnden Themen für alle PJs des Hauses. Außerdem gibt’s 1x pro Woche ein EKG-Seminar, dies ist sehr beliebt und sehr bekannt, fiel bei mir aber leider oft aus, weil die OÄ, die dies eigentlich immer unterrichtet, leider während meines Tertials nicht im Haus war und sich nicht immer eine Vertretung fand.
Insgesamt sind (fast) alle OÄ und Chef:innen wirklich super nett, nahbar und hilfsbereit und für jede Frage offen, wirklich angenehme Hierarchie und tolle Chef:innen!
Jeden Tag findet sich Zeit zum Mittagessen, durchschnittliche Krankenhaus-Qualität, je ein bis zwei Essen mit Fleisch und ein vegetarisches Essen oder eine Süßspeise.
Bekleidung muss man sich jede Woche bei der (sehr komplizierten und unfreundlichen) Wäschefrau persönlich und abgezählt abholen; normale Poolwäsche aus einem Wäschelager wäre wesentlich einfacher…
Jedes Wochenende soll je Sa + So ein Spritzendienst (ca. 4 h) durch die PJs organisiert werden, der im gesamten Haus (auch Chirurgie) Blut abnimmt. Dafür gibt’s entweder einen Kompensationstag frei (guter Deal) oder man bekommt 50€ (schlechter Deal).
Nun zu den einzelnen Stationen:
Station 5 / Covid-Station bzw. eigentlich Infektio + Diabetologie
Super nette & erfahrene Ärzt:innen, wenig Blutentnahmen, wenig Briefe zu diktieren, ausführliche Visite (je länger die Visite, desto wärmer der Isokittel… ;) ) Die Visite hat immer auf mich gewartet und begann erst, wenn ich alle BEs erledigt hatte und sonst haben die Ärzt:innen und ich zusammen in der Visite das restliche Blut abgenommen. Es war immer Zeit für ein nettes Gespräch mit den Ärzt:innen und auch wenn man sich hier als PJ wirklich nicht überarbeitet hat, war es doch lehrreich. Gelegentlich musste man hier auch Pat. fürs Schlaflabor aufnehmen, dies entsprach einer kurzen Anamnese + körperlicher Status.
Station 4 / Kardio
Nette Station, einige Blutentnahmen (wobei auf dieser Station aber auch die Pflege mithilft bei den BEs). Ausführliche Visite, die die PJs auch meist komplett mitlaufen können. Einige Aufklärungen, einige Briefe zu diktieren, insgesamt gute Mischung aus Aufgaben abarbeiten, Lernen und pünktlich gehen dürfen. Wer will, darf hier auch eigene Patient:innenzimmer übernehmen.
Station 3 / Gastro
Note: Solide 4–. Mischung aus unerfahrenen (aber dafür netten) und unhöflich-distanzlosen Ärzt:innen. Jeden Tag wird allen Pat. JEDER Laborwert abgenommen, daher habe ich regelmäßig die GESAMTE Visite verpasst! Die Blutentnahmen haben oft von 8 bis halb 12 Uhr gedauert, dann war die Visite vorbei und es wurden noch mal einige Röhrchen bei einigen Patient:innen nachgefordert, sodass man diese erneut stechen musste (schlechte strukturelle Organisation…). Anschließend „durfte“ man dann von 12 – 15 Uhr diverse Aufklärungen machen (bei Leuten, deren Krankengeschichte man 0,0 kannte, weil man ja die Visite verpasst hat…) und viele Briefe diktieren. Feedback zu den eigenen Briefen gab es seltenst. Insgesamt ist fraglich, was auf dieser Station die Ärzt:innen überhaupt machen (abseits der Visite!), wenn die PJs alle Blutentnahmen, alle Aufklärungen und alle Briefe machen… Außerdem ist auf dieser Station, man kann es leider nicht anders sagen, die Pflege wirklich faul: hier, anders als im restlichen Haus, gibt die Pflege keine iv. Medikamente (Dexa, Furo, …) , bereitet nicht die Eisen-Infusionen vor und läuft auch NIE bei der Visite mit. Daher gibt’s regelmäßig (vermeidbare!) Rückfragen oder Doppelungen, die alleine durch die schlechte Absprache mit der Pflege entstehen. Die Pflege selbst sitzt meist im Pausenraum und am Pat. habe ich hier fast nur Schüler:innen gesehen…
Notaufnahme
Hier hat es mir am besten gefallen und ich habe hier am meisten gelernt. Weil wir sehr viele PJs waren, war jede:r von uns leider nur für 2,5 Wochen in der Notaufnahme. Hier kann man neue Pat. alleine sehen, untersuchen, dann den Ärzt:innen vorstellen und die Behandlung planen und die Anordnungen für Station aufschreiben, das war super lehrreich. In Ribnitz macht man selten auf Station die klassische „Aufnahme“, sondern diese erfolgt meist in der Notaufnahme. Hier lernt man also gut Anamnese, Untersuchung und Anordnungen machen, außerdem ein (überwiegend) nettes Team!