Vorweg: Es gibt eigentlich 3 Stationen, von denen aber nur 2 geöffnet sind, die Innere 1 und 3 - Letztere wird hauptsächlich für Covid und Influenza genutzt, alles andere "internistische" kommt auf die Innere 1.
Die Ärzte rotieren zwischen beiden Stationen und es gibt auch diverse Honorarärzte bzw. neue Kollegen kommen alte gehen, wie es eben überall ist. Meine Erfahrung ist also nur eine Momentaufnahme. Es kann sehr gut sein, dass sich die Situation in ein paar Monaten geändert hat.
Allgemein:
- Die Anbindung an Jena ist gut, der Bus hält direkt vor dem Krankenhaus, fährt allerdings nur 2-mal die Stunde nach Jena zurück.
- kostenloses Essen
- Vergütung ca. 600€
- Die Begrüßung und Organisation am ersten Tag war wirklich super. Alle wussten, dass wir kommen, wurden Freundlichen begrüßt und von der Sekretärin durch das Haus geführt.
- PJ-Unterricht findet 2-mal die Woche statt. Fiel selten aus.
- Studientage (ein Segen!)
Auf Station:
Wie es auf der Inneren üblich ist, gehören zu den auf Hauptaufgaben Blutentnahmen und Flexülen. Offiziell ist es eigentlich gewollt, dass man eigene Patienten betreut, das ist aber so gut wie unmöglich, denn der Fokus liegt eindeutig auf den Blutentnahmen.
Offiziell sollen auch die Assistenzärzte bei den BEs helfen, bzw. ist es eigentlich ihre Aufgabe und die PJler sollen sie dabei unterstützen. Die Realität ist allerdings eine andere: nur ein einziger Arzt macht seine Blutentnahmen regelmäßig selbst.
So beginnt man also gegen 7:00 Uhr mit der ersten Runde.
Da es aber gerne mal über 20 BE und diverse Flexülen sind, kann das ziemlich lange dauern. Ich habe dem Pjler vor mir nicht geglaubt, dass er damit gerne mal bis um 12:00 Uhr braucht, wurde aber eines Besseren belehrt. Das Problem ist dabei nicht die Anzahl, sondern dass die Patienten unterwegs sind, die Ärztinnen aber schon während der Visite ein aktuelles Labor haben wollen.
Gegen 7:00 Uhr sind die Patienten dann entweder noch am Waschen oder bei den ersten Untersuchungen oder Rauchen.... Hat man sie endlich gefunden, wird man regelmäßig vom Patientenfahrdienst aus dem Zimmer gerufen, da jetzt sofort und ganz dringend ein anderer Patient eine Flexüle braucht. Die Frühbesprechung habe ich daher nur selten mitbekommen, da sich sonst alles noch weiter nach hinten verschiebt.
Es kann also durchaus passieren, dass man eine Woche lang nichts anderes von den Patienten weiß, als dass man bei Ihnen Blut abgenommen hat. Und das passiert öfter als man denkt.
Ist man dann endlich mit den BEs fertig, ist die Visite meist schon beendet.
Aber keine Angst, das bedeutet nicht, dass ihr fertig seid, denn jetzt folgt die zweite Runde (entweder wurde etwas vergessen, oder der Fahrdienst hat die Monovette geschüttelt, oder KALIUM! …) Ist man dann auch mit dieser Runde fertig, darf man eventuell eine Aufnahme machen, Briefe schreiben oder Reha-Anträge ausfüllen - gerne bei Patienten, die man nie gesehen hat.
Eher frustrierend.
Mittagessen ist immer möglich, sehr gerne gehen die Ärzte gesammelt in die Cafeteria. Hört sich nett an, ist für PJler aber etwas seltsam, da es keine anderen Themen gibt als den Dienstplan, Patienten usw - so sitzen die PJler dann auch einfach still daneben, aber Achtung: Handy benutzen ist verpönt. Dann wird einem nämlich direkt erklärt, wie unhöflich das doch ist und man es bitte weglegen soll. Alleine gehen wird ungern gesehen, lieber sollte man 30 Minuten rumsitzen bis alle anderen bereit sind. Wäre man tatsächlich ein Teil des Teams, wäre das gemeinsame Essen vielleicht sogar ganz nett, so sind es einfach nur 30 Minuten unangenehme Stille.
Nach dem Essen beginnt die eigentliche Langeweile: Denn je nachdem wer Dienst hat, darf man nämlich keine Briefe schreiben, sie diktieren das lieber selbst bzw. haben das gleich bei der Visite gemacht. Es gibt dann einfach NICHTS zu tun. Also hofft man sogar auf ein paar BEs...
Die Ärztinnen schicken einen jedoch nie früher heim, lieber sagen sie 5-mal „Nein, du kannst mir gerade nicht helfen“, also muss man so dreist sein und aktiv nachfragen - das kommt natürlich richtig gut an. Auch wenn man von den Oberärzten angeboten bekommt, dass man doch mal in die Funktionsabteilung kommen soll, ist das selten möglich, da "die Stationsarbeit vorgeht".
Nun ja, also fragt man zum 10. Mal ob es was zu tun gibt und bekommt dann entweder unnötige Aufgaben: Botengänge, Schellong-Test „damit du was zu tun hast“ oder man sitzt einfach still in der Ecke. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass man wenigstens pünktlich gehen kann, denn gerade gegen 15:30 Uhr fällt den Ärztinnen sehr gerne ein, was man noch alles machen müsste. Natürlich sind das alles Aufgaben, die man schon vor 1 Stunde hätte erledigen können. Klassiker ist z.B. das EKG vom Vortag befunden oder ein altes CT anschauen .…
Wenn man dann mal früher heimgeschickt wird, ist das oft erst gegen 15:00 Uhr, wohl wissend, dass der nächste Bus erst um 15:50 Uhr fährt. Im Endeffekt bleibt man also jedes Mal bis mindestens 15:30 Uhr da.
Hat man das Glück und darf tatsächlich mal einen Patienten betreuen, ist es total chaotisch, da man das PC-System, Kurven, SOPs usw. nie wirklich erklärt bekommen hat, währenddessen aber trotzdem noch die Flexülen, Aufklärungen für die ganze Station machen darf. Man bringt sich das Briefeschreiben also selbst bei bzw. man hat Glück und es ist noch ein "alter" Pjler da, der einem hilft.
Am nächsten Tag ist dann aber wieder eine andere Ärztin auf Station und sagt einen, dass man das doch bitte sein lassen soll und erst mal die Blutentnahmen machen müsse.
Wieder einen Tag später wird man dann vom nächsten Arzt gefragt, warum man sich nicht um "seine" Patienten gekümmert hat. E sehr unangenehme Situation. Denn jeden Tag muss man mit "XY hat gesagt, dass" Rechtfertigungsgesprächen verbringen. Es gibt leider einfach keine einheitliche Meinung dazu was wir PJler machen dürfen oder sollen.
Das ist das große Problem auf dieser Station und der Grund für meine schlechte Bewertung: Die Kommunikation und Stimmung im Team.
Wer wie was machen soll, ist leider nicht wirklich geklärt, sodass man jeden Tag etwas anderes gesagt bekommt. Auch ist durch den ständigen Personalwechsel nie jemand lang genug da um sich mit den internen Abläufen auszukennen. Im Zweifel muss man sich dann an die Oberärzte wenden, die zwar immer sehr bemüht sind, aber logischerweise nicht auch noch Zeit für die PJler haben. Verständlich, aber trotzdem unbefriedigend.
Außerdem ist die Stimmung im Team alles andere als gut. So passiert es immer wieder, dass ein Arzt das Zimmer verlässt und SOFORT das Geläster losgeht. Das passiert dauernd. Auch wieder eine Situation in der man als PJler einfach nur das Zimmer verlassen will. Am unangenehmsten wird es aber, wenn sie dich dann nach deiner Meinung fragen.
Ich will gar nicht wissen, was alles über die PJler erzählt wird…
Obwohl ich später gerne in die Innere gehen würde, hat es mir diese Station/ dieses Tertial nicht leicht gemacht. Man stumpft sehr schnell ab, da man eh nur für BEs da ist. Hat man dann doch endlich mal das Glück und ist bei einer Visite dabei, artet das Ganze oft zur reinen Abfrage aus. Anstatt hier Vorgänge und Entscheidungen zu erklären, wird man lieber über irgendwelche Zyklen der Vorklinik abgefragt.
Allgemein hat man oft das Gefühl, die undankbaren Tätigkeiten machen zu müssen (wie z.B. Flexülen bei Patienten legen, bei denen es die Ärztin nicht geschafft hat, Patienten von A nach B bringen, Sachen abholen, Briefe von Patienten ohne jede Info schreiben, Aufnahme der dementen Patienten)
Natürlich gibt es auch sehr nette Ärzte, die wirklich dran interessiert sind, dass man etwas lernt. Allerdings sind auch diese meist so gestresst, dass ich die guten Tage im Apolda an einer Hand abzählen kann.