PJ-Tertial Gynäkologie in Klinikum Mutterhaus der Borromaeerinnen (9/2022 bis 12/2022)

Station(en)
Gynäkologie, Geburtshilfe, gyn. und geburtshilfliche Ambulanz, MVZ
Einsatzbereiche
Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Diagnostik, OP, Station
Heimatuni
Berlin
Kommentar
Ich war für mein zweites Tertial am Mutterhaus der Borromäerinnen. In den Bewertungen stand, dass man meist in einer großen Gruppe von PJler_innen ist, die alle im Wohnheim leben. Mit mir startete allerdings nur eine andere PJlerin in das Tertial. Dementsprechend war auch unsere Einführung am ersten Tag durch die PJ-Beauftragte etwas abgespeckt. Uns wurde das Haus vorgestellt, wir wurden in der Cafeteria zum Frühstück eingeladen und es fand eine Hygieneeinweisung statt. Pro:
- In der geburtshilflichen Ambulanz war eine sehr nette Assistenzärztin (fast Fachärztin), die mich sehr schnell an die Fetometrie heranführte. Dort durfte ich viel abdominal Schallen und gelegentlich auch vaginal.
- Im OP ist man bei normaler personeller Besetzung die zweite Assistenz. Allerdings war ich zum Ende hin oft erste Assistenz, was schon spannender ist und man auch mehr zum Nähen kommt und mal die Kamera bei laparoskopischen Eingriffen führen darf. Ansonsten ist der Manipulator eine beliebte PJler_innen-Aufgabe und bei den Mamma-Eingriffen hält man oft Haken.
- Von der ltd. Oberärztin kann man bei Mamma-Eingriffen und in der Inkontinenz-Sprechstunde viel lernen.
- Es findet sich immer Zeit zum entspannten Mittagessen und für eine Krankenhauskantine ist das Essen echt gut. Es gibt fast immer eine vegane Alternative und ansonsten täglich eine vegetarische Option. Das Essensgeld ist sehr großzügig und es ist eine große Herausforderung alles in Form von Essen zu nutzen. Manchmal hätte ich mir lieber ein höheres Gehalt gewünscht.
-Der Bereitschaftsdienst ist eine gute Option sich etwas dazu zu verdienen und meistens wird man nicht gerufen.
-Mit Fehltagen wird entspannt umgegangen und man kann durch die Teilnahme an Diensten Ausgleichstage frei bekommen.
Kontra:
- Klinikkleidung muss bei einem externen Textilbetrieb bestellt werden und man erhält nur Hose und Kittel. Als Oberteil muss man private Kleidung nutzen. Das fand ich sehr unhygenisch und habe stattdessen immer Kasaks getragen, die man täglich wechseln konnte. In der Gynäkologie und Geburtshilfe machen das fast alle Ärzt_innen so, wohingegen in der Chirurgie weiße Kleidung erwünscht ist.
- Bei der ersten Morgenbesprechung hätte mich keiner wahrgenommen oder sich gefragt, wer ich bin, wenn ich mich nicht selber vorgestellt hätte. Ich finde, dass es sich für den Chef/ die Chefin einer Abteilung gehört, Neuzugänge vorzustellen.
- Um einen Rotationsplan muss man explizit bitten bzw. wird er einem sonst nicht mitgeteilt. Ich erhielt auf Nachfrage einen Plan für die erste Tertialhälfte. Es findet keine Einführung statt, wie die Abteilung aufgebaut ist: Gyn-Station, geburtshilfliche Station, Gyn-Ambulanz, geburtshilfliche Ambulanz, Zentral-OP, Gyn-OP, MVZ Gyn, Dysplasie und Geburtshilfe, Mamma-Zentrum und -Sprechstunde, Inkontienz-Sprechstunde, ASV (ambulante Spezialversorgung für Chemotherapien) - alles ist im ganzen Haus quer verteilt, sodass man nicht alles im Blick hat, wenn einem keiner sagt, wo was ist. In der zweiten Hälfte habe ich selber geschaut, wo ich bleibe.
- Die Kommunikation für den OP-Einsatz ist nicht die Beste. Oft wird man spontan dazugerufen und als wir mehrere PJler_innen waren, wurde nicht berücksichtigt, wer tatsächlich im OP eingteilt war. So verpasste ich manchmal Eingriffe, die ich gerne gesehen hätte und dann doch schon jemand anderes gerufen wurde.
- Während meines Tertials waren ab und zu Studierende der Uni Mainz für Untersuchungskurse in unserer Abteilung. Um sie hat sich eine Oberärztin, die für die Lehre mitverantwortlich ist, immer sehr gekümmert. Ihnen wurde immer viel erklärt und gezeigt. Das hätte ich mir für mich auch gewünscht. Studierende hatten ganz klar Vorrang. Als PJler_in ist man allerdings auch noch Student_in und nur weil man ein schriftliches Examen hinter sich hat, weiß man nicht gleich so viel wie Assistensärzt_innen. Als für drei Tage ein Wahlpflichtfach stattfand, habe ich mich einfach in die kleine Gruppe eingeklingt und an extrem guten Praktika teilgenommen, die auch im PJ sinnvoll wären. Denn der Unicampus Trier verfügt über ein modern ausgestattetes Lernzentrum mit tollen Modellen. Hier wäre großes Potential für den PJ-Unterricht!
- Allgemein hatte ich das Gefühl, dass man als PJler_in nur von Interesse ist, wenn man aus der Region kommt und vor hat, im Mutterhaus seine Spezialisierung zu beginnen. Dann wird man meiner Meinung nach besser eingearbeitet und integriert.
- In den vorhergehenden Berichten las man oft von PJ-Veranstaltungen wie Weinführungen oder Restaurantbesuchen, die vom Krankenhaus organisiert wurden. In meinem Tertial kam es nicht dazu. Scheinbar wird so etwas nur für große PJler_innen-Gruppen im ersten Tertial aufgefahren. Schade!
- Das Wohnheim liegt zwar direkt an der Mosel, aber davor kommt noch eine vierspurige Bundesstraße. Wenn man ein Fenster zu dieser Seite hat, kann man kaum mit offenem Fenster schlafen, weil es einfach zu laut ist. Die Isolation der Fenster ist schlecht und wenn man im Winter die Heizung nicht die ganze Zeit auf Stufe 5 laufen lassen will, muss man sich warm anziehen. Die Küchen sind nicht ausgestattet, was nervig ist, wenn man nicht mit dem Auto anreist und die Möglichkeit hat alles mitzubringen. Außerdem ist keine Arbeitsfläche vorhanden und die Kochmöglichkeiten damit eingeschränkt.

Insgesamt muss ich sagen, dass die Abteilung den potentiellen Einsatz von PJler_innen nicht ausschöpft. Das Team war personell teilweise sehr schlecht besetzt. Wenn eine bessere Einarbeitung stattgefunden hätte, hätte man das Team im Stationsalltag und im OP viel mehr entlasten können. Als wir PJler_innen z.B. zunehmend im OP als 1. Assistenz gebraucht wurden, hat man uns viel zu spät gesagt, dass Tumorpatientinnen in eine Excel-Liste auf dem PC eingetragen werden müssen, damit alle auf dem Schirm haben, diese nach der Patho weiter zu verfolgen sind und das nicht Aufgabe der operierenden Oberärt_innen ist usw. In der Gyn-mbulanz war auch immer extrem viel los und man hätte dort sicherlich gut üben können mit Patient_innen die Anamnese durchzuführen, sie zu untersuchen und dann den Verantwortlichen vorzustellen.
Im Großen und Ganzen ist das Team nett, aber man merkt eben, dass man nach vier Monaten einfach ersetzt wird. Ich habe zwei sehr unfreundliche Situationen gehabt, weshalb ich mich im Anschluss eher auf das Ende gefreut habe. Im OP sind die meisten OP-Pfleger_innen freundlich, aber bei manchen muss man sich auch nach drei Monaten noch vorstellen und versichern, dass man weiß, wie man sich in steriler Umgebung verhält. Den Umgang mit Patientinnen fand ich teilweise schlecht und im OP fand ich es manchmal schrecklich, wie herablassend über Patientinnen gesprochen wurde. Das hat mich ziemlich mitgenommen und den Wunsch gestärkt, dass ich nicht so abstumpfen möchte. Allerdings weiß ich nach diesem Tertial nicht mehr, ob ich Gynäkolgin werden will.

Bewerbung
Da die Bewerbung in Rheinland-Pfalz nicht über das PJ-Portal läuft, bewirbt man sich über die Uni Mainz. Das klappt sogar noch ziemlich kurzfristig nach Ablauf der Bewerbungsfrist.
Unterricht
3 x / Woche
Inhalte
EKG
Nahtkurs
Sonst. Fortbildung
Bildgebung
Repetitorien
Fallbesprechung
Tätigkeiten
Mitoperieren
Patienten untersuchen
Botengänge (Nichtärztl.)
Blut abnehmen
Briefe schreiben
Patienten aufnehmen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Unterkunft gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Essen frei / billiger
Kleidung gestellt
Gehalt in EUR
200-300, je nachdem wie viele Tertiale, 150 Essensgeld auf Coin, 60/90 € chirurg. Bereitschaftsdienst (Wochentag/Wochenende)

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
3
Klinik insgesamt
2
Unterricht
2
Betreuung
5
Freizeit
2
Station / Einrichtung
3
Gesamtnote
3

Durchschnitt 2.67