Mein chirurgisches Tertial sah eine einmonatige Rotation in die Abteilung der Plastischen Chirurgie vor. Man wurde nett durch den Chef begrüßt und hat sich anfangs gut aufgehoben gefühlt. Der Morgen Rapport startet hier erst um 7:35. Es folgen die Berichte vom Dienst und die Besprechung des Tagesprogrammes. Manchmal ist ein UHU im OP Plan fest eingetragen, oftmals aber auch nicht und dann muss man selbst abschätzen, ob es einen braucht oder nicht. Im Notfall wird man angerufen (jeder UHU hat ein eigenes Telefon). Scheinbar wird erwartet, dass man, insofern man im OP Plan eingetragen ist, bereits 7:45 im OP Saal steht und beim Umlagern etc hilft. Der Schnitt soll eigentlich 8:00 stattfinden. Leider verpasst man so aber oftmals einen Großteil des Rapports und teilweise wartet man dann im OP Saal ewiglich auf den Operateur, weil diesem noch irgendwelche Termin etc. dazwischen gekommen sind und eigentlich keine Operation pünktlich 8:00 startet.
Auf Station sollte einer immer der Visite beiwohnen und ggf Verlaufseinträge machen. Ansonsten hielt sich der Anteil an der Visite sehr gering. Man hatte keine eigenen Patienten, hat auch nicht wirklich viel gelernt und war verantwortlich für "Dulli" Aufgaben: Sprechstunden Termine ausmachen, Physio Anmeldungen, Eintritte vorbereiten, Patienten untersuchen. Es wurde von selbst nichts erklärt, auf explizite Nachfrage nur mässig Antwort gegeben und man fühlte sich als günstiger Bote oder Blöde-Aufgaben-Erlediger und nicht als Student, der hier Lehre erfährt.
Zum Mittagessen wurde man leider nicht mit den anderen Ärzten mitgenommen, sondern die PJs sind dann meist als eigene Gruppe zum Essen gegangen. Zusammenfassend hat man sich nicht besonders gut ins Team integriert gefühlt.
Im OP Saal bekommt man einiges zu sehen und das ist auch der einzige Pluspunkt an dieser Rotation: das Fach Plastische Chirurgie an sich. Dahinter verbirgt sich ein riesen Spektrum an Krankheiten, Diagnosen und Therapiemöglichkeiten. Von jung bis alt, Männern und Frauen, Kopf bis Fuß ist hier alles dabei. Es ist einfach unsagbar spannend und faszinierend. Außer der Verbrennungsmedizin werden hier alle Bereiche abgedeckt. Eine Besonderheit sind die Transgender Operationen, das bekommt man in kleineren Abteilungen der Plastischen Chirurgie meist nicht zu sehen. Weiterhin werden auch interdisziplinäre Eingriffe zum Beispiel mit der HNO oder MGK durchgeführt. Das Department für die Handchirurgie ist hier ein eigenes Team und nahezu losgelöst vom Rest. (In der Schweiz ist der FA für Handchirurgie eine Ausbildung welche 5-6 Jahre umfasst und nicht wie in DE eine 2-jährige Zusatzausbildung). Im OP darf man abhängig vom jeweiligen Operateur mehr oder weniger machen, die Stimmung ist ebenso variabel. Auf Nachfrage darf man häufiger nähen, zB intrakutan fortlaufend oder mal eine Mamille einnähen etc. Ich konnte auch einmal einen Nävus herausschneiden. Empfehlungen an Operateuren: Barbara, Thierry , Elisabeth, Prof Haug (bei denen darf man häufig auf Nachfrage meist etwas mehr machen und ist nicht nur Hakenhalter). Je nach Interesse kann man sonst auch anderen Operationen, in denen per se kein Student eingeteilt ist, beiwohnen. Alles beruht wie immer auf einem hohen Maß an Eigeninitiative, es wird sich hier nicht für die Studenten interessiert. Wenn man angerufen wird, dann nicht, weil einem jemand etwas Spannendes zeigen will, sondern nur, wenn man irgendwo die Haken halten soll. Lehre muss man sich, insofern man sie wünscht, immer hartnäckig und immerzu einfordern. Zu unserer Zeit gab es einen Medartis Handkurs, welcher explizit für Studenten gedacht war. Um an diesem teilzunehmen, war viel Mühe notwendig und man hatte das Gefühl, dass es dem Team nicht passt, dass alle UHUS an dem Tag nicht da sind und zur Fortbildung gehen statt den typischen UHU Pflichten nachzugehen.
In den Sprechstunden war man als UHU nicht eingeteilt. Wenn man aber mal etwas mitbekommen hat oder mit einem Arzt mitgeht, dann lohnt es sich auch, das anzuschauen.
Im Großen und Ganzen kann ich diese Rotation empfehlen, jedoch mehr aufgrund des spannenden Spektrums als wegen der Ärzte/Ärztinnen. Man merkt deutlich, dass dies ein beliebtes Fach ist in dem der Konkurrenzkampf gross ist. Demnach ist die Stimmung im Team eher schlecht, es wird viel gelästert und jeder kocht ein wenig sein eigenes Süppchen. Als Student genießt man ein sehr geringes Ansehen, man kann sich glücklich schätzen, wenn sich jemand deinen Namen merkt. Der Chef ist nichtsdestotrotz sehr engagiert und versucht, das Team zusammenzuhalten.
Sonstige Informationen:
- 2 Urlaubstage im Monat
- 1-3x Pikett im Monat
- Krankheitstage unabhängig von den Fehltagen
- 1x pro Woche in Rapport ein Vortrag zur Weiterbildung
Bewerbung
Mail an Frau Gatarevic (Verantwortliche für Unterassistenten), gefühlt am besten 5 Jahre im Voraus. Bei Absagen von anderen ist eine Zusage jedoch auch kurzfristig möglich.