Wir waren zu zweit für 4 Monate in der Unfallchirurgie in Bad Ischl. Insgesamt hat es uns wirklich gut gefallen. Mit zwei bis drei Studenten ist's eigentlich perfekt, von früheren Famulanten und PJlern haben wir gehört, dass teilweise 8-9 Studenten auf der Unfallchirurgie waren, sodass man sich dann eigentlich nur im Weg stand.
Organisatorisches:
Alles lief super unkompliziert ab. Das Wohnheimzimmer konnte man im Vorfeld per Mail reservieren. Es stehen immer ausreichend Zimmer zur Verfügung. Die Zimmer sind relativ neu und sehr sauber. Es gibt einen großen Schrank, einen Schreibtisch und auch einen Kühlschrank im Zimmer. Die Zimmer werden einmal pro Woche gereinigt, dabei bekommt man auch neue Handtücher. Bettwäsche wird ca. einmal im Monat gewechselt. Das Wohnheim ist direkt neben Krankenhaus, durch den Keller gelangt man in wenigen Minuten zu den Stationen. Wenn man am Wochenende anreist, kann man sich den Schlüssel beim Portier des Krankenhauses abholen. Am ersten Tag bekommt man von der Personalabteilung alle Unterlagen die man benötigt sowie eine BDE-Karte, die als Schlüsselkarte und auch als Zugang zu den PC-Arbeitsplätzen funktioniert. Anschließend wurde uns noch gezeigt wo wir Wäsche bekommen und dann auf die jeweiligen Stationen verteilt.
Man kann freiwillig OP-Rufbereitschaften machen. Dafür bekommt man 100 Euro, egal ob man gerufen wird oder nicht.
Team:
Das Team der Unfallchirurgie war wirklich super! Sowohl die Ärzte als auch das Pflegepersonal waren sehr nett. Wenn man sich ein bisschen engagiert zeigt und mithilft wenn es etwas zu tun gibt, wird das auch entsprechend gewertschätzt und gedankt. Natürlich hat nicht jeder Arzt gleich viel Lust auf Studenten, allerdings war niemand komplett ablehnend uns gegenüber. Man konnte bei allen Ärzten jederzeit Fragen stellen. Ein bisschen Eigeninitiative sollte man zeigen, dann wird man wirklich gut ins Team eingebunden. Wenn man nur darauf wartet, dass einem was erklärt oder gezeigt wird, wird man aus dem Tertial nicht so viel mitnehmen.
Tagesablauf und Aufgaben:
Der Tag beginnt um 7 Uhr mit der Röntgenbesprechung. Dort werden die Bilder von stationären und ambulanten Patienten des Vortages gezeigt und besprochen sowie die für den OP geplanten Patienten. Anschließend geht man auf der Station Blutabnehmen und Zugänge legen. Das ist eigentlich Aufgabe der Pflege in Österreich, die sind aber wahnsinnig froh, wenn man ihnen das abnimmt. Es sind meistens nicht übermäßig viele, so zwischen 2-6 ca. Im Verlauf des Tages wird man auch immer mal wieder für Blutabnahmen, Zugänge oder Aufklärungen auf dem PJ-Telefon angerufen.
Anschließend geht man entweder in den OP zum Assistieren oder in die Ambulanz. Stationsarbeit fällt sonst eher weniger an, wenn man will kann man aber mit einem der beiden Diensthabenden Visite auf der Unfallstation oder bei den übrigen Patienten im Haus gehen. Wir mussten auch keine Infusionen anhängen.
Als OP-Assistenz ist man relativ fest eingeplant. Für viele OPs wird ein PJler als Assistenz benötigt, selten auch mal 2. Viele H-TEPs, K-TEPs und Schulterarthroskopien. Die Chefin macht relativ viel Handchirurgie. Vormittags viele elektive orthopädische Sachen, "richtige" Unfallchirurgie kommt dann meist erst nachmittags/abends im Dienst. Da gibts dann aber die OP-Rufbereitschaft, sodass man auch bei einem vollen Nachmittags OP Plan spätestens 15:30 gehen konnte, wenn man will. Je nach Arzt darf man bisschen schrauben, hämmern und am Ende auch mal nähen oder klammern. Das OP-Team ist super lieb und macht es auch Nicht-OP-Begeisterten sehr leicht sich wohlzufühlen.
In der Ambulanz kann man sich frei aussuchen, zu welchem Arzt man sich setzen möchte. Es werden jeden Tag viele Patienten zur Nachkontrolle einbestellt, ein Arzt ist zuständig für die Erstbehandlung, also die akuten Fälle. Je nach Arzt darf man dann mehr oder weniger selber machen, aber immer zuschauen und Fragen stellen. Hier möchte ich u.a. die Assistenzärzte hervorheben, die einen wirklich viel selber machen lassen und viel erklären. Zum Selbermachen bietet sich die Erstbehandlung an, da kann man selbstständig Patienten untersuchen, zum Röntgen schicken und dann nach Rücksprache den Patienten auch selber abschließen einschließlich Diktat des Ambulanzbriefes. Regelmäßig gibts Platzwunden, die man dann unter Anleitung versorgen und nähen kann. Auch in der Ambulanz freut sich die Pflege, wenn man ihnen die Blutentnahmen und Zugänge abnimmt. Man sollte bisschen mitanpacken, also auch mal beim Gipsen helfen oder Patienten im Rollstuhl rein und rausfahren. Das kommt bei Pflege und Ärzten sehr gut an. Ansonsten sind auch hier alle wirklich sehr nett und wenn man sich bisschen miteinbringt kann man einiges lernen.
Man kommt eigentlich jeden Tag zum Mittagessen in der Kantine. Das Essen hat ca. 3,70 € (Menü mit Suppe, Salat und Dessert) gekostet und war an den meisten Tagen reichhaltig und gut.
Offizielles Arbeitsende ist für PJler 14 Uhr. Wenn man bei der letzten OP mit am Tisch steht oder viel los ist, kanns natürlich auch mal später werden, dafür darf man an ruhigen Tagen dann aber auch problemlos früher abhauen und kann dann sogar nachmittags noch bisschen Skifahren. Entgegen anderer Bewertungen "mussten" wir eigentlich selten bis nie länger bleiben. Wenns schon spät war durfte man dann auch meistens abtreten sobald man nicht mehr gebraucht wurde, also auch vor OP-Ende.
Freizeit:
Ein absoluter Traum! Bad Ischl ist eine tolle kleine Stadt mit vielen Cafés und Restaurants. Die Gegend ist wunderschön mit vielen Seen und natürlich den Bergen. Skifahren in kleineren gemütlichen Skigebieten, Skitouren und Rodeln kann man in unmittelbarer Umgebung. Im Sommer ists mit Sicherheit auch super zum Wandern und Radeln. Viele große Skigebiete liegen so in 1-2 stündiger Entfernung, auch nach Salzburg ist gut zu erreichen. Da wir nur zu zweit waren und im OP gebraucht wurden, konnten wir unter der Woche schlecht frei nehmen, wenn mehr Studenten da sind kann man aber wohl auch mal Nacht- oder Spätdienste machen oder am Wochenende arbeiten, damit man unter der Woche frei hat.
Fazit:
Wir wollen beide keine Unfallchirurgen werden und waren auch vorher nicht so OP-begeistert und fanden es trotzdem super! Wenn man sich bisschen engagiert zeigt kann man wirklich viel mitnehmen. Das Team ist sehr nett und weiß es zu schätzen wenn man mithilft. Organisation ist top, ebenso das Wohnheim, die Stadt und die Umgebung.
Bewerbung
Ca. 1,5 Jahre im Voraus per Mail über die zuständige Sekretärin. Von anderen PJlern haben wir erfahren, dass es mit etwas Glück auch spontaner geht.