10/10!
Es war ein ziemlich perfektes PJ-Tertial und ein unglaublich schöner Start ins Berufsleben.
Genreller Eindruck: Super Stimmung, super Team, super Chef, viel Zeit für die Studenten, viel praktisches und theoretisches Teaching. Der Vorteil gegenüber anderen Häusern ist meiner Meinung nach der Herz-OP! Der Chef der Anästhesie ist außerdem Chef der Lehre im Bergmannsheil und das merkt man.
Organisatorisches:
Es gab ganz zu Anfang ein Einführungsgespräch mit dem Chef, bei dem wir unsere Erwartungen nennen konnten und wo wir unsere Ziele festgelegt haben. Im Zwischengespräch wurde unserer Seits berichtet wie es so läuft. Der Chef ist sehr an Kritik interessiert um seine Abteilung immer zu verbessern. Man hatte das Gefühl, dass die Kritik auch dankend angenommen wurde. Zuletzt fand ein Abschlussgespräch statt. Es ist sehr außergewöhnlich, dass sich ein Chef so sehr für seine PJler interessiert. Die meisten Chefs wissen nichtmal ob sie PJler haben, geschweige denn in welchen Rotationen sie sind, was sie sich wünschen oder wie sie heißen.. Prof. Zahn ist da eine absolute Ausnahme.
Unser Tertial wurden aufgeteilt in jeweils 8 Wochen Zentral-OP, 4 Wochen Herz-OP, 2 Wochen Herz-Thorax-Intensiv und 2 Wochen Schwerbrandverletzen-Intensiv. Wenn man Wünsche hat bzgl. Verlängerung/Verkürzungen wird das berücksichtigt und auch an den möglichen Urlaub angepasst.
Es gibt Wochenpläne, die er E-Mail verschickt werden. Man ist jeden Tag einem Arzt zugeteilt mit dem man arbeitet.
Tip am Rande: Bevor man 5h im Saal daneben sitzt, einfach mal fragen ob man mit in eine andere Einleitung kann.
Einmal pro Woche fand ein Seminar und eine Chef-Visite statt. An den Seminaren der Internisten und Chirurgen mussten wir nicht teilnehmen.
Die Umkleiden für die PJler befinden sich natürlich irgendwo im Haus und im OP-Trakt sind keine freien Spinde mehr. Dementsprechend mussten wir unseren Kram immer in unseren Umkleiden deponieren und sind dann erst in den OP-Trakt gegangen. Das kostet morgens mind. 10 Minuten Zeit.
Im OP trägt man natürlich OP-Kleidung. Für die Intensiv muss man sich in entsprechenden Umkleiden blaue Kleidung organisieren.
Im Wahltertial gibt es keine verpflichtenden Dienste. Man kann freiwillig Herz-Dienste mitmachen oder auf dem NEF der Wache 2 mitfahren. Am folgenden Tag hat man dienstfrei. NEF-Klamotten gibt es am Tag vorher bei Mareike unten in der Lehrkoordination.
Ja, es gibt Studientage, alle 2 Wochen einen ganzen Tag. Wir durfen die nehmen wann wir wollen, auch alle gleichzeitig. Man ist nicht auf die Studenten angewiesen.
Mittagessen war immer möglich. Manchmal halt erst um halb 4.
Zentral-OP: Sowohl das Ärzte- als auch das Pflegeteam hat uns sehr herzlich empfangen und wir wurden direkt integriert und eingebunden. Es gibt keinen "erstmal gucken"-Moment, wo man nur blöd daneben steht und sich total unnütz fühlt. Man wird direkt involviert und nach der ersten Stunde am ersten Tag hatte ich schon den ersten Patienten intubiert. So gings auch weiter. Zwischendurch fand theoretisches Teaching seitens des gesamten Teams inkl. Chef und Pflege statt. Es wurde einem sehr viel Wertschätzung entgegen gebracht und alle waren sehr geduldig. Obwohl die meisten Assistenten noch sehr frisch dabei sind, können sie einem schon sehr viel beibringen.
Tip am Rande: Sagt dass ihr mit in den Schockraum wollt, wenn einer stattfindet. Nur so wird an euch gedacht. In den anderen Rotationen ist der Schockraum nicht vorgesehen.
Beginn ist 7:15h im Anästhesie-Raum im OP-Trakt. Feierabend ist zwischen 14-17h.
Was man lernen kann: Patientenkommunikation, Intubation, Narkoseführung, Zugänge legen, einfache Plexusanästhesie, Medikamente
Herz-OP: Hier findet eine komplexere Anästhesie statt, die sehr standartisiert abläuft. Man sollte sich mit den ausgehängten Schemata und Bildern vertraut machen. Bei der ersten Einleitung am Morgen kann man anfangs nur assistierenden Aufgaben übernehmen, weil alles sehr schnell gehen muss. Wenn man sich gut anstellt, bekommt man mehr Aufgaben. Jeder Patient bekommt eine Arterie und einen ZVK. Mir wurde das sehr geduldig beigebracht. Generell wurde sich wieder viel Zeit genommen. Im Saal kann man einiges über TEEs oder die HLM lernen.
Beginn ist 7:15h in der Herz-OP-Einleitung. Feierabend ist zwischen 15-17h.
Was man lernen kann: Arterie, ZVK, Intubation, Medikamente
Herz-Thorax-Intensiv: Die Patientenversorgung ist sehr komplex. Mit den Therapieplänen hat man leider nicht viel zu tun. Die typischen Studentenaufgaben sind Untersuchungen und Drainagen ziehen. Da leider viele junge Assistenten dort arbeiten, gehen die ZVKs, Thoraxdrainagen etc. ehr an die Ärzte und weniger als die Studenten. Man kann theoretisch viel lernen, muss es aber einfordern. Die Pflege war weniger an studentischer Unterstützung interessiert.
Beginn ist um 7h auf Station. Feierabend ist zwischen 14-17h.
Was man lernen kann: Patientenuntersuchung, Sono, Echo, Umgang mit Drainagen
Schwerbrandverletzten-Intensiv: Durch die Zusammenarbeit mit den Plastikern kann man hier auch andere Sachen wie Wundversorgung etc. lernen. Die Oberärztin Dr. Santos ist daran interessiert die Studenten mit einzubinden und man bekommt sehr schnell einen "eigenen" Patienten, den man untersucht und dokumentiert und wo man mit dem Arzt zusammen einen Therapieplan erstellt. Bei einer Patientin konnte ich regelmäßig eigenverantwortlich die Sedierung für den Verbandwechsel übernehmen. Die Pflege ist sehr dankbar für studentische Hilfe und erklärt nebenbei viel.
Beginn ist um 7h auf Station. Feierabend ist zwischen 14-17h.
Was man lernen kann: Patientenuntersuchung, Dokumentation, Wundversorgung, Sedierung/Kurznarkose
Seminar: Unsere Seminare haben einmal wöchentlich um halb 4 statt gefunden. Man hat also mind. einen langen Tag in der Woche. Die Seminare werden von Fach- oder Oberärzten gehalten und umfassen alle Anästhesie-Basic-Themen. Je interaktiver das Seminar gestaltet wurde, umso mehr haben wir gelernt. Das letzte Seminar haben wir Studenten gehalten. Wir alle hätten gerne noch mehr Seminare gehabt.
Chef-Visite: Jeden Mittwoch hat der Chef für uns eine Visite auf der Herz-Thorax-Intensiv organisiert. Wir haben verschiedene Themen besprochen, mal patientenfern, mal patientennah. Man kann nur empfehlen bei diesen Visiten ganz genau zuzuhören ;). Absolut der Wahnsinn, dass der Chef das selbst gemacht hat und das für "nur" 3 PJler.