Ich habe ein sehr entspanntes halbes PJ-Tertial in St. Gallen verbracht.
Die Organisation im Voraus war sehr strukturiert und immer hilfreich. Das Gehalt wurde vor kurzem auf 1 800 CHF erhöht.
Man kann in dem Personalwohnhaus wohnen (450CHF/Monat), welches einfach aber für mich ausreichend war. Man hat ein eigens Zimmer mit Waschbecken. Auf dem Flur gibt es für ca 8 Personen dann zwei Duschen/WCs, eine Küche und einen Balkon. Die Gemeinschaftsräume werde jeden Tag gereinigt, wodurch es immer sauber war.
Der Alltag in der Geriatrie ist jeden Tag ähnlich: um 7:45h Frühbesprechung, dann Visite vorbereiten, Kaffeepause, Visite, Nachbesprechen mit OA, Aufnahme/n machen, Mittagessen (ca 10 CHF), Aufnahme besprechen, AA bei anderer Stationsarbeit unterstützen, Nachmittagsbesprechung um 16Uhr und dann entweder nochmal kurz auf Station oder man kann nach Hause gehen.
Ich fand den Ablauf die ersten 5 Wochen super gut, um meine Fähigkeiten einer guten körperlichen Untersuchung zu verbessern. Man hat meistens sehr viel Zeit für die Patienten und merkt, dass das gerade für die älteren Menschen sehr viel Wert hat. Nach einer gewissen Zeit wird es dann aber doch etwas eintönig und zumindest ich wurde dann auch eher unaufmerksamer bei den Untersuchungen.
Es hängt stark davon ab mit welchem AA und OA man zusammenarbeitet. Zwischen „ich-sitze-das-Fremdjahr-in-der-Inneren-nur-ab“ bis „ich-hab-echt-Lust-auf-Innere-und-gebe-das-gerne-weiter“ gibt es alles. Für manche Ärzte ist es klar, dass die PJler auf jeden Fall den Eintritt machen, manche bieten auch auch, dass man es sich aufteilt oder übernehmen es auch mal ganz. Dann hat man mehr Zeit sich um seine Patienten und sonstige Stationsarbeit zu kümmern. Man lernt auf jeden Fall strukturiert die Stationsarbeit zu machen, ich denke das hat echt viel Wert für später…
Egal, ob der AA in Bezug auf Innere motivierter oder weniger motivierter ist, man wird immer sehr herzlich ins Team aufgenommen und integriert. Man kann immer kommunizieren, ob man Patienten auf Station übernehmen möchte, mal einen Brief schreiben will oder mit ins Kantonspital für eine Untersuchung gehen will. Es war auch, zumindest auf unsere Stock, immer gute Stimmung unter allen Ärzten und auch mit der Pflege.
In einer Geriatrie werden wirklich nur die nötigsten Dinge durchgeführt, daher wurde bei meinen Patienten tatsächlich in den 8 Wochen kein einziges EKG geschrieben und für einen U-Status musste man schon eher betteln. Prinzipiell denke ich das solche geriatrischen Akutreha’s echt top für die Patienten sind. Manchmal ist’s halt etwas langweilig für die Ärzte ;-)…
Im Kantonspital gibt es fast jeden Tag eine Fortbildung, an der man teilnehmen kann. Diese sind manchmal sehr gut, manchmal aber auch viel so schwierig und weit über PJler/AA-Niveau.
Leider gibt es in der Geriatrie keinen PJ Unterricht. Auch auf meine Nachfrage an einen OA, ob man mal Themen wie „Basics Herzinsuffizienz“ oder „wie stelle ich eine Hypertonie ein“ mal besprechen könnte, wurde ignoriert. Das fand ich echt schade…
Manche OA‘s machen mehr Teaching und sind sehr nett, manche sind einfach nur nett und manche machen weder Teaching und noch sind sie sonderlich nett…
Die Räumlichkeiten der Geriatrie sind eigentlich sehr schön. Im Sommer wird man aber im Arztzimmer ohne Fenster frittiert…
St Gallen ist eine wunderschöne kleine Stadt mitten in wahnsinnig toller Natur. Man ist immer schnell in den Bergen, am See oder auch mit dem Zug in anderen Schweizer Städten. St Gallen hat eigentlich auch sehr viel Kultur- und Freizeitangebot, nur ist die Stadt leider etwas verschlafen. Oft sind die Bars auch Samstag Abend eher leer.
Zusammenfassend ist meine Empfehlung: wenn man ein entspanntes halbes (!) PJ Tertial in der Geri machen will, um die Grundlagen der Inneren Medizin zu lernen und inmitten von schöner Natur (am besten im Sommer! Im Winter/Frühling/Herbst regnet es hier recht viel) sein möchte, dann go for it. Wenn man etwas mehr halligalli und Urbanität von der Stadt will und vielleicht auch mal eine Intervention sehen will, dann würde ich eher nach Zürich oder Winterthur gehen. Im Kantonspital St Gallen fand ich die Stimmung jetzt nicht so überzeugend…
8 Wochen Geriatrie waren für mich top, die anderen 8 Wochen war ich in einem Uniklinikum. Das war dann einfach super Mischung für mich :)