PJ-Tertial Innere in Spital Linth (11/2022 bis 3/2023)
Station(en)
Allgemeininternistisch, Geriatrie, IMC, Notfall
Einsatzbereiche
Diagnostik, Notaufnahme, Station
Heimatuni
Marburg
Kommentar
Ich habe mein erstes Tertial in der Inneren im Spital Linth in Uznach verbracht und bin sehr froh mich dafür entschieden zu haben. Als Student wurde ich noch nie besser in ein Team und in ein Krankenhaus allgemein integriert.
Zur Organisation: Man bekommt direkt zu Beginn ein eigenes Telefon, einen PC-Zugang mit allen nötigen Berechtigungen und eine Mail-Adresse. Auch kriegt man ein Badge mit welchem man Kleidung holen kann, bestimmte Bereiche betreten kann (OP-Trakt, Umkleide…) und sein Mittagessen bezahlen kann. Das dort verwendete IT-System sollte ein Vorbild für viele Krankenhäuser sein, ein mobiler PC hat die Kurve dort quasi komplett abgelöst und man hat von jedem PC aus Zugriff auf alle Daten und kann zum Beispiel Anordnungen schreiben und die Medikation abändern. Mittags wird immer zusammen mit dem ganzen Assistentinnen-Team gegessen, was sehr viel dazu beigetragen hat, dass man sich integriert fühlt. Das Mittagessen war immer sehr gut, der Preis den man dafür gezahlt hat, wurde über das Gewicht an der Kasse berechnet. Hierbei landet man mit Studentenrabatt und je nach Portionsgröße zwischen 6 und 10 Franken, was für deutsche Verhältnisse teuer ist, aber sich definitiv lohnt. Das Badge, mit dem man bezahlt, kann man direkt an der Kasse per Karte aufladen. Am ersten Tag wird man über das Personalbüro und das Büro der Inneren Medizin eingeschleust und dann für den Morgenrapport abgeholt. Dort wird man vorgestellt und geht dann mit auf die erste Abteilung. Am Wochenende und nachts unter der Woche muss immer ein Student den Pickett-Dienst übernehmen, die Aufteilung hierzu findet unter den Studenten selbst statt und je nachdem wie viele PJler im Haus sind, ist man öfter oder nicht so oft pro Monat dran. Hier hat man ein Handy und kann, falls nötig, von den Gynäkologen zu ungeplanten Sectios als zweite Assistenz gerufen werden. Mir ist das in meinen 4 Monaten 4mal passiert. Man wird aber auch gut vergütet, da man pro abgeleisteten Wochentag 50 Franken und am Wochenende pro Tag sogar 100 Franken bekommt (auch wenn man nicht angerufen wird). Man hat zwei Studientage pro Monat und on Top 7 Urlaubstage. Das Einzige, was die Freizeit einschränkt ist, dass nicht zwei PJler der Inneren gleichzeitig frei nehmen dürfen.
Zur Arbeit: Arbeitsbeginn ist um 7.45uhr und offizielles Ende ist um 17.15uhr, wobei die Assistentinnen immer auf die Bedürfnisse der Studenten eingehen, was die Arbeitszeit angeht. Man rotiert durch Normalstation (allgemein internistisch), Geriatrie, Privatstation/IMC und Notfallstation. Auf jeder dieser Stationen verbringt man rund einen Monat. Man ist immer einer Assistenzärztin fest zugeteilt, was ein wirklicher Segen ist, da man dadurch viel mehr in den Arbeitsalltag integriert ist, alle Abläufe lernt, die Patienten kennt und langfristig auch eigene Patienten übernehmen kann. Die Hierarchien in der Klinik sind sehr flach, sodass man auch mit Kaderärzten sehr gut kommunizieren kann und sich zu keiner Zeit wie ein „einfacher Praktikant“ fühlt. Die Kaderärzte bringen einem auch gerne was bei und stehen für Fragen immer zur Verfügung. Zur Normalstation brauche ich nicht viel zu sagen, dort findet man ein breites Spektrum an Erkrankungen. Auch wenn es ein eher kleines Spital ist, wo keine Strokes oder Myokardinfarkte (final) behandelt werden, tauchen dort des Öfteren sehr spezielle und interessante Krankheitsbilder auf, sodass es immer was Spannendes gibt. Der Gedanke einen Monat in der Geriatrie zu verbringen, mag anfangs vielleicht abschrecken, dort ist es aber wirklich sehr lehrreich und man kann mal miterleben, wie geriatrische Patienten richtig behandelt werden sollten. Die IMC und Privatstation werden von einer Ärztin gleichzeitig übernommen und kaderärztlich durch den Chefarzt betreut. Vor allem auf der IMC kann man je nach Fall sehr viel lernen, insbesondere deshalb, weil der Chefarzt auch die Studenten mit im Blick hat und immer wieder mal ein kleines Teaching hält und für Fragen offen ist. Auf der Notfallstation ist man entweder in Früh-, Spät-, oder Tagdienst eingeteilt und hat hier die Möglichkeit schnell selbstständig zu arbeiten, was meiner Meinung nach sehr geholfen hat, was den Lerneffekt angeht. Trotzdem ist man auch hier immer bestens betreut und hat immer die Möglichkeit Fragen zu stellen, man ist also nie sich selbst überlassen. Die Zeit auf dem Notfall haben bisher alle, mit denen ich Kontakt hatte, als am lehrreichsten empfunden und das kann ich wirklich bestätigen.
Im Spital nimmt man kaum Blut ab und legt auch eher keine Zugänge, da dies mehr Aufgabe der Pflege ist. Ab und zu hat man die Möglichkeit eine aBGA abzunehmen. Wovon man aber am meisten profitiert ist, dass man oft eigene Patienten komplett von Anfang bis Ende betreuen kann. Man bekommt nie „dumme“ Aufgaben aufgezwungen, alle wollen möglichst, dass die Studenten nicht ausgenutzt werden. Manchmal können die Schellongs auf der Geriatrie etwas mühsam sein, aber das wars auch schon.
Zur Wohnsituation: Ich war mit meiner Freundin in einem der Studios im Wohnheim untergebracht (ein Zimmer, etwa 25qm), welches insgesamt 500 Franken pro Monat gekostet hat (also pro Person 250 Franken) und mit eigenem Bad und Küchenzeile ausgestattet war (letztere enthält einen Kühlschrank, zwei Herdplatten und Basic-Küchengeschirr). Ansonsten stehen im Zimmer nur Betten, Schränke und ein Schreibtisch. Die kleineren Einzelzimmer haben kein eigenes Bad und keine Küche, dafür gibt es pro Flur ein gemeinsames Bad und eine gemeinsame Küche. Man kann mit seinem Auto auf einem Personalparkplatz kostenlos „dauerparken“.
Fortbildungen finden regelmäßig statt:
- einmal pro Woche: aus St. Gallen per Videostream über ein internistisches Thema, EKG-Fortbildung, Journal-Club (hier muss man einmal selbst einen halten, ist aber wirklich nicht schlimm), Röntgen-Demo
- PJ-Unterricht: einmal pro Woche Viszeralchirurgie/Unfallchirurgie, jede zweite Woche Innere Medizin, jede dritte Woche Gynäkologie, einmal im Monat Möglichkeit einen Tag in der Anästhesie zu verbringen
- außerdem diverse weitere Fortbildungen, insbesondere auch in der Geriatrie, aber auch zum Beispiel Neurologie oder Infektiologie
Alles in allem kann ich sagen, dass ich noch nie so ein nettes Team miterlebt habe und ich sehr dankbar dafür bin, was dort alles für mich getan wurde. Ich kann also jedem, der/die nicht unbedingt an einer Klinik der Maximalversorgung das PJ ableisten will, empfehlen an dieses Spital zu gehen.