Das PJ-Tertial in Moshi war ein sehr spannendes und entspanntes halbes Tertial. Man hat hier sehr viel Freiheit und es dementsprechend sehr viele Möglichkeiten. Ich habe diese Möglichkeit hauptsächlich dazu genutzt um viel vom Land zu sehen und war dementsprechend nicht viel im Krankenhaus.
Deswegen liste ich mal nur kurz meine wichtigsten Punkte zum Thema KCMC auf und verweise freundlicherweise auf die zahlreichen anderen Bewertungen.
1. Wenn man viel vor Ort ist und Einsatz und Eigeninitiative zeigt, darf man sehr viel selber machen. Hier ist ein freundlicher Kontakt zu den Ärzten sehr hilfreich. Allein schon um per Whatsapp zu den Operationen gerufen zu werden und nicht stundenlang warten zu müssen.
2. Da es sehr viele PJ-Studenten gibt und der Großteil der Ärzte sehr entspannt sind, fällt es auch keinem auf, wenn man eine längere Zeit weg ist. Man soll sich selbstständig auf die zahlreichen Stationen der Chirurgie verteilen. Es hat damit keiner ein Überblick, wo wer gerade ist.
3. Der Großteil der Ärzte spricht in der Morning route und auch allgemein auf der Visite in einem sehr leisem Ton. Dies war für mich persönlich sehr schade, da ich eh schon ein schlechter Gehör habe, was es mir unmöglich gemacht hat, hier zuzuhören. Im persönlichen Kontakt mit den Ärzten ist dies besser. Allgemein sind die meisten Ärzte sehr nett und erklären einem was.
4. Man lernt hier, wie man Medizin mit wenig Ressourcen betreibt. Kann für den einen oder anderen auch sehr erschreckend sein.
Ansonsten ist zu sagen, dass wenn man Lust hat unglaublich viel in Moshi/Tansania erleben kann. Mich persönlich haben am meisten die Wanderungen beeindruckt. Besonders empfehlenswert fand ich die Usambara-Mountains und natürlich der Kilimandscharo. Usambara-Mountains waren unglaublich schön und interessant und nicht sehr anspruchsvoll. Kilimandscharo würde ich nur Leuten empfehlen, die Lust haben sich selbst herauszufordern. Die Wanderung ist auch sehr schön, aber man sollte schon vorher wissen, dass die Höhenmeter einen schon sehr zu schaffen machen können. Die Routen sind rein von der Meteranzahl und Schwierigkeit eigentlich alle machbar. Man fühlt sich jedoch streckenweise, als ob man dauerhaft einen Hangover hat und schlimmer. Das Ausmaß ist hier sehr individuell und unabhängig von der allgemeinen körperlichen Fitness. Für mich war es dennoch einer der Highlights des PJs an der Spitze anzukommen. Ich würde es nicht wieder tun, aber bereue es absolut nicht es gemacht zu haben.
Informiert euch definitiv gut, welche Route mit wieviel Tagen welche Abbruchrate hat und lasst euch auf keinen Fall leichtfertig darauf ein die Tour um einen Tag zu verkürzen. Eure Guides sparen sich dadurch Zeit und Geld, aber ihr macht es euch sehr viel schwerer und unangenehmer. Allgemein findet man viele Infos dazu im Internet.
Ansonsten hat Tansania weiterhin noch viel Landschaftlich und Kulturell zu bieten. Da man vor Ort als Student bessere Preise für zum Beispiel Safaris bekommt, würde ich hier alles buchen und organisieren. Dies klappt meist auch spontan.
Ein leider nicht so schönes Thema war die Sicherheit. In meinen zwei Monaten in Tansania habe ich zweimal gesehen, wie direkt auf der Straße vor dem Doctorscompound Motoradfahrer versucht haben, Handtaschen von Frauen zu klauen. Die Handtaschen waren um den Körper gebunden. wodurch die Frauen letztendlich "nur" zu Boden gerissen worden sind. Es wurde insgesamt drei mal in einer der Gebäude vom Doctorscompound eingebrochen. Und ein Holländischer Student wurde auf während seines Aufenthaltes auf Sansibar entführt, verprügelt und für Lösegeld wieder freigelassen. Sowohl Moshi als auch Sansibar gelten eher als sicher. Mich hat es sehr verwundert, dass Sicherheit leider so häufig ein Thema wurde. Da ich dies in diesem Ausmaß in keiner anderen Bewertung so gelesen habe, gehe ich mal davon aus, dass dies zu meiner Zeit verstärkt vorgekommen ist. Ob ich da einfach Pech hatte oder dies ein Trend ist, der neu aufgekommen ist und so bleibt, kann ich nicht sagen. Die Polizei ist aufgrund von Korruption leider auch nicht immer sehr vertrauensvoll. Auf dem Compound selber patrouilliert immer Wachpersonal. Zum Schluss liefen welche sogar mit Pfeil und Bogen rum.
Wenn man sich an wichtige Regeln, wie nachts nicht alleine rumlaufen etc. hält, passiert einem nichts. Aber diese sollte man auch kennen und sich nicht naiv verhalten. Ich hoffe der letzte Abschnitt war nicht zu abschreckend. Insgesamt würde ich mein halbes Tertial in Tansania weiterhin als mega geile Zeit einschätzen und anderen weiterempfehlen. Passt nur auf, wenn ihr alleine auf Sansibar in ein Auto steigt....
