Die GRN-Klinik Eberbach ist ein Lehrkrankenhaus der Universität Heidelberg und der Hauptgrund hierher zu kommen ist sicherlich die persönlichere und wertschätzendere Atmosphäre im Vergleich zur Uniklinik. Das trifft in diesem kleinen Haus auch definitiv zu. Man wird als Person wahr und ernst genommen und kennt sehr schnell alle anderen Mitarbeitenden in dieser Klinik.
Eigentlich ist man als PJler offiziell in der Allgemeinchirurgie eingeteilt und Unfallchirurgie und Urologie wurden uns initial als freiwillige Rotationen angeboten. Im Endeffekt ist die Allgemeinchirurgie in Eberbach aber sehr klein. Wir waren 3 PJler und jeder von uns war nur 4 Wochen auf der Allgemeinchirurgie. Eberbach ist auf Hernienchirurgie spezialisiert und in laparoskopischen aber auch offenen Operationen kann man hier im Wechsel mit den Assistenzärzten gut assistieren und darf auch häufiger mal im OP zunähen.
In der Orthopädie werden PJler ausschließlich für die Knie und Hüft-TEPs benötigt und auch nur dafür als 2. Assistenz eingeteilt. Die spannenderen unfallchirurgischen Operationen werden fast ausschließlich von den Assistenten übernommen. In den TEPs lernt man als PJler leider gar nichts und wird nur zum Haken halten eingeteilt. Dessen muss man sich bewusst sein, da das in der langen UCH-Zeit die PJ-Hauptaufgabe ist. In der Stationsarbeit werden PJler fürs Briefe schreiben eingesetzt. PVKs werden bei der kleinen Station gar nicht übermäßig oft benötigt und die Blutentnahme ist eigentlich pflegerische Aufgabe und wir wurden da nur als Hilfe gebraucht. Jederzeit kann man tagsüber aber auch mit dem zuständigen Assistenzarzt in die Notaufnahme gehen und dort Patienten sehen, Wunden nähen, Ultraschall machen, Abszesse spalten,… je nachdem, was für Patienten gerade da sind.
Sehr viel Spaß hat mir die freiwillige Rotation in die Urologie gemacht. Dort sind sie tatsächlich gar nicht auf PJler angewiesen und man kann (so wie das eigentlich im PJ sein sollte), dort mitschauen und lernen, wo man möchte. In der Ambulanz kann man Katheter legen üben, viel Sonographie machen und Patienten vorsichten und untersuchen. Die 1:1 Betreuung war hier hervorragend und im OP wurde viel erklärt und auch mal ein Zystoskop in die Hand gegeben.
Mit der größte Plus-Punkt in Eberbach sind sicherlich die Dienste, die aber für chirurgische PJler seit Anfang des Jahres nicht mehr nur von 16-22 Uhr sondern von 8-22 Uhr dauern, aber weiterhin mit 80€ und einem Ausgleichstag vergütet werden. Im Gegensatz zur Uniklinik wird man im Dienst selten für nervige Aufgaben missbraucht, sondern darf meistens in der Notaufnahme mitarbeiten und sieht wirklich viele spannende Fälle.
Ein ganz großes Minus ist das Pendeln. Eigentlich ist Eberbach mit der S-Bahn (gute 30 min vom Hauptbahnhof) plus 6 Minuten Fußweg gut erreichbar. Während unseres Tertials war aber leider Schienenersatzverkehr und das war mit 1 Stunde Fahrt pro Strecke an guten Tagen ein immenser Zeitverlust und eigentlich nicht tragbar.
Anfangs wurde der wöchentliche PJ-Unterricht sehr konsequent eingehalten und zusätzliche Fallbesprechungen und z.B. Fortbildungen zur Wundversorgung in der Ambulanz angeboten. Dies wurde nach wenigen Wochen über die Sommerferien dann leider aber fast völlig aufgegeben.
Insgesamt ist Eberbach für das Chirurgie-Tertial insbesondere für Studierende, die später nicht in der Chirurgie arbeiten wollen, aber sicherlich eine gute Adresse. Wie überall kann man mit Eigeninitiative hier was mitnehmen und die nette Teamatmosphäre in diesem kleinen Haus ist wirklich besonders.