1. Tag: trotz Laufzettel schwierig zurechtzufinden. Findet euch zu Tagesbeginn in Kleingruppen zusammen um die einzelnen Punkte gemeinsam abzuklappern oder nehmt im Voraus mit den bereits anwesenden PJlern Kontakt auf, um einen Guide zu haben.
Rahmenbedingungen: 420€ monatliche Aufwandsentschädigung, Mittagessen kostet 4€ (pro Tag bekommt man 8€ Guthaben auf die Karte, reicht also dicke), eigener EPA-Account, kostenlose Unterkunft im nahe gelegenen Wohnheim (2er bis 3er WG mit eigenem Zimmer und gemeinsamer Küche, Bad & Balkon. Einrichtung variiert) Parkplatz für 15-20€ pro Monat, Studientag nur für Hamburger Studierende, PJ-Zimmer in Klinik vorhanden, WLAN in Klinik und Wohnheim gratis, Für jeden Dienst den man macht (bei mir im Schnitt bis 22 - 23 Uhr) bekommt man einen freien Tag. Man ist jeweils 2 Monate in der AGV und UWC eingeteilt. Es gibt PJ-Telefone und -Pieper, auf denen man meist für PVKs angerufen wird oder als Reminder, wenn man zur OP losgehen kann.
Bonus: SUMMER SCHOOL!!! jedes Jahr gibt es eine Woche mit super guten Hands-On-Kursen (Thoraxdrainage, Nähen, Laparoskopietrainer, Fixateuranlage, ALS, Babybeatmung, Bronchoskopietrainer, uvm...). MAN MUSS SICH IM VORFELD BEWERBEN um mitzumachen. Wenn man dabei ist, muss man aber nicht auf Station. Während dieser Woche streut die Klinik auch etwas Werbung für sich selbst ein, aber in keiner einzigen Woche im PJ habe ich so viel gelernt wie hier!
Allgemein/Gefäß/Viszeralchirurgie (AGV):
Tagesablauf: ab 7:20 Frühbesprechung, am 8:05 Röntgenbesprechung, danach Visite und Stationsalltag. An den meisten Tagen waren wir 4 PJler und in 3 OPs eingeteilt (meist als 2. Assistenz/ Hakenhalter), es gab aber auch Tage, an denen wir in 1 OP oder in 10 OPs assistieren sollten.
OPs: Im OP wird man vernünftig behandelt (OP-PflegerInnen super nett, achten auch mal darauf dass man mit gesunder Körperhaltung arbeitet, der PJler gilt nicht direkt als unsteril, am Tisch wird zwar wenig erklärt, Nachfragen werden einem aber alle beantwortet, Oberärzte schimpfen mit Assistenzärzten, aber nie mit PJlern). Im OP fast immer Hakenhalten, oft Knoten (subkutan, intrakutan, tackern), oft Kameraführen bei Laparaskopie, selten (bei netten ÄrztInnen) darf man auch mal einen Zeh amputieren oder einen Lymphknoten exstirpieren. OP-Spektrum: viele (Hemi)Kolektomien, Thyreoidektomien, Gastrektomien, Whipples, HernienOPs, Thrombendarteriektomien & Gefäßplastiken.
Station: Auf Station dokumentiert man meist die Visite, kann Verbandswechsel machen und schreibt Entlassbriefe. Bei einigen Assistenzärzten darf man 1-2 Zimmer übernehmen und diese betreuen, bei einem Arzt darf man viel ultraschallen und viele Hands-On Dinge machen. Man darf auch mal in die Notaufnahme oder in die Ambulanz gehen. Wichtig ist nur, dass jeweils ein PJler auf der 17 und 18 ist und dass alle OPs versorgt sind, bevor man sich in die Notaufnahme verirrt. Es gibt aber auch Ärzte wir Herrn M. K. der einen auch mal einlädt, mit in die Notaufnahme zu kommen, der auch mal anruft, wenn es einen spannenden Patienten gibt.
Unterricht: Offiziell ist die Prioritätenliste: chirurgischer Unterricht > OPs > fachfremder Unterricht. In der AGV gibt es eine sehr sehr gute LEHRVISITE mit Frau M. N., bei der man Pat vorstellt, untersucht und so richtig was über die Chirurgie, aber auch Life Lessons lernt. Das ist das Highlight in der Abteilung!!! Wenn man nicht gerade im OP steckt, ist es üblich, dass man auch zu den anderen Unterrichten gehen kann (siehe Anhang).
ärztliche KollegInnen: sind eine gemischte Tüte. zwischen wertschätzend bis histrionisch-egozentrisch ist alles dabei, insgesamt ist aber nie etwas gegen PJler gerichtet und die Wutausbrüche einiger Ärzte muss man nicht unbedingt ernst nehmen bzw. man kann darüber schmunzeln. Ein Assistenzarzt ist dabei, der seine eigenen Makel auf PJler projiziert und einem eigentlich gute Leistungen im OP schlecht redet ohne irgendeinen konstruktives Feedback zu geben, wie man es hätte besser machen können (macht er aber mit jedem, liegt nicht an einem selbst). Falls jemand in die Chirurgie gehen möchte: hier arbeiten viele Ärztinnen und Ärzte in Teilzeit, scheint hier wohl nicht unüblich zu sein!
Unfall/Wirbelsäulenchirurgie (UWC):
bevor ich hier war, habe ich viele Gerüchte über schlechte Arbeitsbedingungen für PJler gehört, der Alltag war aber anders.
Tagesablauf: ab 7:30 Frühbesprechung und Röntgenbesprechung, dann OP oder Stationsalltag (meist 2-5 OPs am Tag bei 4 PJlern).
OPs: hier gab es von den PflegerInnen und entgegen der Ankündigungen auch von den ÄrztInnen wertschätzende und ab und an auch mal lobende (hui!) Worte. Hier hält man auch meist Haken oder Extremitäten, darf aber auch viel Knoten & Saugen. Hier war ich häufiger als 1. Assistenz eingeteilt als in der AGV. Spektrum: meist Gelenkprothesen (Hüfte, Knie), manchmal auch Wirbelsäulen-OPs oder ne Unterarmfraktur.
Station: man dokumentiert die Visite, macht Verbandswechsel und schreibt viele Briefe (zum Glück kurze). Man soll hier wohl auch eigene Patientenzimmer betreuen können (hatte ich nicht, ich war wegen PJ-Ende nicht lange in der UWC)
Unterricht: Lehrvisite findet dienstags im Rahmen der Chefvisite statt, der UWC-Unterricht ist meist ausgefallen.
Kollegen: in meiner Zeit gab es hier nach einem Chefwechsel personell starke Fluktuationen, bei denen sich noch keine endgültige Lösung abgezeichnet hat (Stand September 2023). Falls ÄrztInnen oder PflegerInnen schlecht von einem anderen Mitarbeiter sprechen, macht euch lieber ein eigenes Bild. Über einige Ärzte wird nicht gut gesprochen, aber im OP auf Station und zwischenmenschlich sind sie zu uns PJlern immer freundlich, wertschätzend und lehrreich gewesen.