Das PJ-Tertial in der Augenklinik ist insgesamt gut, man kann es abwechslungsreich gestalten und viel sehen, wenn man möchte. Man muss sich allerdings die Arbeit mehr oder weniger selbst suchen und auch oft einfordern, dass man eigenständig untersuchen will. Wer lieber ein entspanntes Tertial haben will, kann das hier auch gut umsetzen, da es keine so richtig festen Zeiten gibt und man kann sein, wo man will. Man sollte immer zur Frühbesprechung da sein, die war aber bei mir vier Tage pro Woche online, so kann man sie auch auf dem Weg zur Klinik anhören.
Ablauf:
Am ersten Tag wurden wir von der Sekretärin begrüßt und einem Assistenten zugeteilt, der über das Tertial unser Mentor sein sollte. Da mein Mentor erst ein Monat da war, konnte er mir aber nicht so gut helfen und ich hab mir viel selbst organisiert (Schlüssel, Lupen, Wäsche etc.). Am zweiten Tag wurden wir dann noch in der Frühbesprechung vorgestellt.
Die ersten vier Wochen verbringt man auf Station, um vor allem die Untersuchungstechniken der Augenheilkunde kennenzulernen. Je nachdem wer grade die Assistent*innen auf Station sind, erklären sie auch strukturiert (oder weniger strukturiert) die Spaltlampe. Während des Semesters sind auch fast jeden Tag Tagesstudierende da. Das ist am Anfang hilfreich, da man mit ihnen die Untersuchungen üben kann und selbst verschiedene Augen untersucht. Allerdings passiert es sehr schnell, dass man dann abgeschoben wird, die Tagesstudierenden zu betreuen. Dadurch verpasst man leider einiges an Visite und sieht wenige Pathologien. Eine weitere Aufgabe auf Station sind die regelmäßigen Toko-Messungen, das kann man den Assistent*innen sehr gut abnehmen. Im Gegenzug zeigen sie einem dann auch mal besondere Befund bei Patient*innen. Selber Patient*innen untersuchen war bei mir eher rar, aber durch den Spion durfte ich immer mitschauen, auch bei den Oberärzt*innen. In den OP kann man auch immer gehen und zuschauen, wenn man nett fragt sogar mit am OP-Mikroskop. Hier muss man sich aber auch immer mit den Tagesstudierenden absprechen. Am OP-Tisch dabei sein ist höchstens bei Lid- oder Kinde-OPs möglich, sonst sind die OPs One-(Wo)man-Shows. Wenn man ganz viel Glück hat, darf man mal eine Illig-Schale nähen, da befestigt man Amnion auf einer Prothese und das bekommt der Patient dann ins Auge. Das ist ganz cool, kommt aber nicht so oft vor.
Nach vier Wochen geht es dann runter in die Ambulanz. Es gibt jeden Tag wechselnde Sprechstunden, bei denen man immer dabei sein kann. Manche sind spannender als andere, die OE-Sprechstunde (kurz für Oberfläche) würde ich zum Beispiel nicht empfehlen, da sieht man nur trockene Augen. Nach ein bisschen Zeit kennt man auch fast alle Assistent*innen, sodass man sich auch gut die Sprechstunde nach dem Arzt aussuchen kann. Je nachdem wer es ist, darf man nämlich auch mehr oder weniger selber machen. Jede Patient*in in der Ambulanz wird immer zuerst vom Assistent*in gesehen und dann immer vom Oberarzt. Ihr könnt auch Patient*innen selber zuerst untersuchen, wenn es ein freies Zimmer gibt, und sie dann dem Oberarzt direkt vorstellen. Meiner Erfahrung nach wollten aber Oberärzte des hinteren Augenabschnitts immer, dass die Patient*innen davor noch von den Assistent*innen gesehen werden. Da man sich selbst aussucht, wo man an welchem Tag ist, weiß keiner was du eigentlich machst und wenn man mal einen Tag fehlt, fällt das keinem auf. Zum Beispiel eine Woche an Weihnachten frei machen ohne Fehltage zu nehmen ging bei mir ohne Probleme, da eh nur die Hälfte des Personals da ist, die andere kommt nach Silvester dran.
Man kann auch ein paar Tage oder Wochen in die NKS schauen (Neuro-, Kinderophthalmologie und Schielen). Selber untersuchen geht nicht so viel, aber grade die Arbeit der Orthoptist*innen ist echt mal spannend zu sehen. Man kann auch bei den Frühgeborenenuntersuchungen helfen und die Kinder festhalten, allerdings hat man dann selber keine Hände frei, um sich die Ohren bei den lauten Organen der Kleinen zuzuhalten ;)
Ein noch etwas nerviger Teil war auch, dass jeder PJler einen Nachmittag in der Woche im ambulanten OP bei den IVOMs helfen muss. Das heißt leider nicht, dass man Injektionen selber machen darf, sondern dass man da drei bis vier Stunden (je nach Patient*innenzahl) da steht und dem Operateur die Spritzen anreicht und den Patienten das Braunoderm vom Auge wegwischt. An so einem Nachmittag kommen da schon mal gut 100 Patienten zusammen, ist eine ziemliche Fabrik. Leider hatten wir ein bisschen Probleme mit der Leitung des ambulanten OPs, obwohl wir immer zuverlässig da waren, also legt euch vielleicht nicht mit ihr an.
Lehre:
Mit der Lehre ist es leider nicht so weit her, es gibt keinen richtigen PJ-Unterricht. Man kann theoretisch immer zu den Seminaren der Tagesstudierenden, die sind aber alle zwei Wochen die gleichen, sodass es sich nur einmal richtig lohnt. Es gab eine Oberärztin, die mit uns ein bisschen Nähen an Schweineaugen geübt hat, das war super und hat sehr viel Spaß gemacht. Ein Assistent hat mit uns auch zwei- oder dreimal ein bisschen Teaching gemacht. Sonst musste man sich aber alles mehr oder weniger selbst beibringen.
Insgesamt eine gute Klinik, allerdings muss man sich sehr engagieren, dass man was machen darf und was lernt.