Ich habe mich in meinem Anästhesie-Tertial in Ravensburg sehr willkommen gefühlt und kann es nur jedem empfehlen. Am ersten Tag wurden wir in der Frühbesprechung vom Chefarzt begrüßt (das ist ja auch nicht immer so) und sehr nett von allen anderen Ärzten (und nicht-ärztlichem Personal) empfangen und eingebunden.
Die meiste Zeit verbrachte jeder der PJler im OP. Zusätzlich gibt es eine 4-5 wöchige Rotation auf Intensivstation. Nach der Intensiv-Zeit kann man bei Interesse auch Notarzteinsätze mitfahren.
OP: Im OP wurden wir jeden Morgen einem Saal und einem/ einer Anästhesist:in zugeteilt. Die Ärzte haben sich immer bemüht, uns PJler so gut es geht einzubinden. Zu den Aufgaben gehörten u.a.: Narkose-Einleitung inkl. Intubation, Narkose-Ausleitung, Einstellung der Beatmungsparameter, Legen von Braunüle/ Magensonden, Aufziehen und Applikation von Medikamenten/ Perfusoren und teilweise auch Anlage von ZVKs und Arterien. Außerdem werden auch eine Reihe regionalanästhetischer Verfahren durchgeführt (Spinal-/ Periduralanästhesie, periphere Blöcke).
Gerade dem Leitende Oberarzt Dr. Ohlemacher war es sehr wichtig, dass wir Studenten aktiv eingebunden werden, zum einen, um uns etwas beizubringen, zum andern, um uns für das Haus zu begeistern und bestenfalls als zukünftige Assistenzärzte zu werben. Dadurch, dass das OSK Ravensburg ein recht großes Krankenhaus ist, deckte die Chirurgie ein breites Spektrum ab. D.h., dass man gerade in der Anästhesie einen guten Einblick in alle möglichen chirurgischen Fächer und OPs bekommt (ist zwar logisch, war mir davor aber gar nicht so bewusst). Auch bei Sectios ist man immer wieder mit dabei.
Intensiv: Die Zeit auf Intensivstation lässt sich in erster Linie gut dafür nutzen, sein diagnostisches Handwerkszeug zu festigen, da bei jedem Patienten jeden Tag eine körperliche Untersuchung ansteht (aber keine Angst es ist natürlich nicht PJ Aufgabe jeden Tag 15 Patient:innen zu untersuchen). Es bietet sich an, eigenständig Patienten zu betreuen. Dazu gehört die die tägliche körperliche Untersuchung, das Sichten von Laborwerten, Untersuchungsbefunden und Befunden der Bildgebung, das Aktualisieren des Arztbriefes und die Vorstellung in der Mittagsvisite um 14:00 Uhr. Dadurch, dass man aktiv eingebunden wird, macht es aber deutlich mehr Spaß, als nur passiv daneben zu sitzen und man hat auch das Gefühl wirklich eine Hilfe sein zu können. Ich habe aber nie mehr als 2-3 Patienten übernommen, sodass der Aufwand auch nicht überfordernd war. Die Patienten konnte man sich meist aussuchen, wodurch man sich mit Krankheitsbildern auseinandersetzen konnte, die mich auch interessiert haben. Auf Intensivstation gibt es leider aber natürlich auch verständlicherweise nicht ganz so viele Intubationen, ZVKs und Arterien (etc.) wie im OP, aber wenn mal eine Aufgabe ansteht, wird auch an den PJler gedacht.
NEF: Bei/ nach der Rotation auf die Intensivstation wird man auch dazu ermutigt, NEF-Einsätze mitzufahren. Dabei weiß man natürlich nie was auf einen zukommt (ob langweilig oder Chaos und Stress), aber es macht auf jeden Fall immer Spaß und in einem kontrollierten Setting wurde ich teilweise auch dazu ermutigt, die erste Einschätzung und Anamnese selbst durchzuführen, wobei mir der Notarzt natürlich immer über die Schulter geschaut hat.
Lehre: In meiner Zeit wurde einmal pro Woche ein Seminar von Herr Professor Doktor Straub zu verschiedenen Themen der Anästhesie angeboten. Dass sich der Chefarzt dafür Zeit genommen hat, zeigt, dass das ihm (so wie dem ganzen Team der Änästhesie) das Thema Lehre, sehr am Herzen liegt.
Freizeit: Es gab keinen Studientag. Wenn man doch mal einen Vormittag/ Tag frei brauchte, ließ sich das aber immer irgendwie lösen.
Mensa: Das Essen ist für Mensa-Standards gut und preislich angemessen.
Bezahlung: Wie an allen Lehrkrankenhäusern der Uni Ulm ist die Bezahlung auch in Ravensburg gut. Wir bekamen circa 800 € im Monat.
Fazit: Ich hatte am Ende meiner Zeit das Gefühl, sowohl praktisch als auch medizinisch extrem viel dazu gelernt zu haben und würde mein Anästhesie Tertial jedes Mal wieder am OSK in Ravensburg machen. Ich habe mich die ganze Zeit wertgeschätzt und willkommen gefühlt. Allen voran Dr. Ohlemacher will die PJler immer gerne anwerben und für die Anästhesie in Ravensburg begeistern und wenn man tatsächlich Interesse hat in Ravensburg anzufangen, ist das PJ die beste Einarbeitungszeit, die man nur haben kann.