Ich möchte hier eine realistische Bewertung meines Tertials darstellen. Da ich eine der wenigen war, die 4 Monate gemacht hat: Falls du irgendwas lernen willst- mach es nicht. Da braucht man auch nichts schön reden, du wirst hier vielleicht ein bisschen was sehen , und das ist echt interessant, aber es gibt praktisch keine, auf uns Internationals ausgelegte Lehre.
Am Anfang habe ich gedacht, wenn ich mich richtig reinhänge und mich gut stelle mit all den Leuten dann wird das schon. Das mag in der Theorie stimmen. Aber ich glaube, die Energie, die es kosten würde, das 4 Monate lang durchzuziehen, hat niemand. Es sind einfach viel zu viele Studies und unterschiedliche Ärzt:innen, sodass man keine Übersicht hat und niemand einen kennt. Es interessiert aber auch niemanden, dass man da ist, im Gegenteil. Teilweise hat man sich selber eher als störend empfunden, hinter 3 Ärzt:innen, mehreren Residents, local Studies und anderen Internationals auch noch die Nase reinzudrücken um irgendwas zu sehen. Alles dauert sehhhhr sehr lange, teilweise wurden wir abgestellt um auf die Visite zu warten, welche dann nach 3h immer noch nicht angefangen hatte, wonach wir frustriert abgezogen sind. Um irgendetwas über die Patient:innen zu verstehen bedarf es vieller Nachfragen da zwar auf Englisch geredet wird aber in einer menschlich nicht wahrnehmbarer Lautstärke.
Im OP stehen hundert Menschen um den Operationstisch. Wenn weniger los ist, kann das mal interessant sein. Ich hatte genau ein einziges Mal die Chance mich mit einzuwaschen.
Mein Tip: Aneth - die Studienkoordinatorin- schon vorher fragen, ob man stattdessen zB in die orthopädische Chirurgie darf. Da war zu meiner Zeit nur eine einzige PJ-lerin, welche dadurch sehr viel mehr miteinbezogen wurde.
Insgesamt war es eine coole Zeit in Tansania, jedoch muss man schon mit realistischen Erwartungen an das Praktikum ran gehen. Ansonsten ist man nach kurzer Zeit sehr frustriert.
Zum ganzen Rest: Aneth ist vermutlich die einzige Person, welche ich in Tansania kennen lernen durfte und in meinem Leben nie wieder treffen möchte. Alle anderen Menschen waren unglaublich nett und herzlich, man hat sich sehr willkommen gefühlt im Land. Ich habe mich auch durchgehend sicher gefühlt, das einzige an Kriminalität, das ich mitbekommen habe, waren Gelegenheitsdiebstähle. Man sollte schon darauf achten, immer alle Fenster zu schließen, das Zimmer abzusperren, möglichst wenig Wertsachen mit sich rumzutragen.
Die Freizeitmöglichkeiten in Tansania sind endlos, ich empfehle sehr den Kindergarten aus dem Whatsapp-Dokument zu besuchen. Ansonsten kann man gut für 2 Monate das gesamte Touri-Programm durchziehen, Fehltage kann man sich völlig frei nehmen da es eh niemanden interessiert.
Hier ein paar Tipps:
-Powerbank ist essentiell, da es regelmäßig, teilweise ein bis zwei Tage keinen Strom gibt
-genügend Insektenrepellent und zwar mit ordentlich Deet, hilft auch gegen die Termiten in der Küche
-vorher ein wenig überlegen was man machen möchte und genügend Dollar für größere Unternehmungen und die Bezahlung von Aneth mitnehmen. So große Beträge in Tansania zu wechseln ist teilweise unmöglich. Man kann zwar auch alles in Tschilling zahlen, jedoch nehmen die meisten Automaten Gebühren zum Abheben und durch den Umrechnungskurs sind es teilweise absurde Mengen an Scheinen
-ein wenig Swahili zu können bringt dich hier so viel weiter und die Leute lieben dich
-wenn du in der großen oder auch kleinen Regenzeit reist: wirklich gute, regendichte Ausrüstung- sowohl für den Alltag als auch Wanderungen
-dicke, warme Klamotten falls du auf einen der Berge steigen möchtest
-wichtige Dinge wie Visum und Unterlagen immer frühzeitig organisieren. Alles dauert und wenn Aneth involviert ist nochmal mehr
-wenn du 4 Monate bleibst: wenigstens 2 Wochen vor Ablauf des Visum zu Aneth!!! Die muss das bescheinigen und unterschreiben (sie weis dann schon was zu tun ist) und das daauuuuueeeert
Bewerbung
ich habe mich ein Jahr im Voraus beworben aber denke kurzfristig geht auch. Einfach so oft schreiben bis Aneth frustriert ist und antwortet
