Ich wählte bewusst für mein Innere-Tertial ein kleineres Haus in der Hoffnung nicht wie in den großen Universitätskliniken hauptsächlich nur Blutabnahmen zu tätigen und Infusionen anzuhängen, sondern eigene Patienten betreuen und viel lernen zu dürfen. Diese Hoffnung wurde nur teilweise und stark abhängig von der Station erfüllt, auf der man eingeteilt war. Während einige ÄrztInnen wirklich bemüht waren uns miteinzubeziehen, bei den BE halfen und Fälle mit uns besprachen sahen andere uns als ihre persönliche Assistenz, um lästige Aufgaben abtreten und früher/rechtzeitig Feierabend machen zu können. Unter letzteren war die Lernkurve natürlich eher flach. Eingriffe wie Punktionen (Aszites-, Pleura-, …) wurden nur von OÄ und ChÄ durchgeführt und es war schwierig überhaupt mal zusehen zu dürfen, geschweige denn die Durchführung selber zu erlernen. ZVKs werden nur auf der ITS von den AnästhesistInnen gelegt.
Zu der Struktur ist bereits viel geschrieben worden und es hat sich nicht viel geändert. Das wöchentliche EKG-Seminar bei der kardiologischen OÄ war ganz toll, leider hat diese inzwischen die Klinik verlassen. Das ebenfalls 1x/Woche stattfindende Seminar ist leider ein paar mal ausgefallen, war aber meistens sehr gut und wurde hauptsächlich von ÄrztInnen der Anästhesie getragen. Relativ neu war, dass es ebenfalls wöchentlich eine Fallbesprechung („Fälle aus der Notaufnahme“) gab, die ein Assistenzarzt anbot wenn es zeitlich möglich war (und vermutlich immer auf Kosten seiner Mittagspause, vielen Dank dafür!).
Somit gab es pro Woche bis zu 3 Seminare.
Zu den einzelnen Stationen:
Am meisten lernt man in der Notaufnahme. Dort werden alle Patienten untersucht und aufgenommen, die ersten Anordnungen geschrieben und EKGs ausgewertet. Man kann sich in der Sono üben und bei Notfällen im Schockraum dabei sein. Die Pflege dort ist überwiegend sehr nett und kompetent. Leider darf auf Wunsch der OÄ nur 1 StudentIn in der NA sein, sodass die Zeit dort (und damit die Zeit zu lernen) begrenzt ist, wenn viele PJs im Haus sind.
Station 3/ Gastro:
Wenn es euch irgendwie möglich ist: meidet diese Station. Wie bereits beschrieben werdet ihr hier nur endlos viele BE machen, Flexülen legen und oft die Visite verpassen. Die Pflege und allen voran die Stationsleitung war überwiegend faul und patzig, (einige wenige Ausnahmen gab es natürlich!). Nicht nur gegenüber uns sondern auch gegenüber PatientInnen war der Umgang häufig fies, alte kranke Leute wurden angemeckert und die Klingel bewusst außer Reichweite gehängt.
Die AssistenzärztInnen hatten es teilweise sehr schwer und mussten sich für jede Anordnung rechtfertigen und Gemaule anhören, oft wurden Anordnungen einfach ignoriert (darunter litten am Ende natürlich die PatientInnen). Übliche i.v.-Medikamente wie Schleifendiuretika, PPI etc. wurden von der Pflege nur aufgezogen und gespritzt wenn keine StudentInnen da sind oder von anderen Stationen abgezogen werden können, die Zeiten der Medikamentengabe wurden dadurch meist nicht eingehalten.
Station 4/ Kardio/Pneumo:
Auch hier war viel zu tun, viele BE, Flexülen und Arztbriefe abzuarbeiten. Allerdings war hier das Klima deutlich angenehmer, die Pflege spritzt i.v.-Med (außer Eisen) selber, half auch mal bei den BE und war insgesamt sehr nett zu uns und den PatientInnen. Die Visite konnte man fast immer komplett mitlaufen, auch eigene Zimmer zu übernehmen war möglich. Gelegentlich wurde man gebeten in der Endoskopie (Broncho, Kolo, Gastro) zu assistieren, die Vitalwerte zu protokollieren und Propofol zu spritzen. Nebenbei konnte man den Eingriff auf dem Bildschirm verfolgen und Fragen stellen.
Ein weiterer Punkt, der die gesamte Klinik betraf: es gab unglaublich viele Phlebitiden aufgrund entzündeter Flexüleneinstichstellen. Das habe ich bisher in keiner anderen Klinik so häufig beobachtet. Zu Beginn des Tertials wurden alle PJs kurz geschult (10min) bezüglich Umgang und Hygiene (schließlich legen wir ja die meisten Zugänge). Jedoch wechseln die StudentInnen und das Problem bleibt? Unserer Ansicht nach liegt das Problem nicht an mangelnder Hygiene beim Legen des Zugangs, sondern an der Pflege dessen. 3-Wege-Hähne werden nicht verwendet, da die Flexülen ein Rückflussventil haben - weniger Blut auf den Laken, jedoch stets feuchter Verband durch die Desinfektion und ständige Manipulation direkt an der Flexüle. Infusionen wurden oft nur nebenbei kurz an- und abgehängt (Händedesinfektion?), hin und wieder fehlte sogar der Verschlusskonus. Die Verbände sahen schon nach kürzester Zeit dreckig aus und waren die perfekte Brutstätte für Keime. Kein Wunder also, dass ständig Flexülen gezogen und neu gelegt werden mussten (Auf Kosten der Patienten und ein frustrierender Zeitaufwand für die PJs).
Insgesamt war das Tertial also durchwachsen. Toll waren die vielen Seminare und die flache Hierarchie. Ich konnte einiges lernen, jedoch weniger als erhofft und würde mich im Nachhinein aufgrund der negativen Erfahrungen und Lage der Klinik vermutlich nicht noch einmal für ein Innere-Tertial hier entscheiden.