Das Tertial beginnt vielversprechend mit einem ausführlichen Einführungstag. Man bekommt einen eigenen Spind, einen Transponder und einen Medico-Zugang. Relativ gutes Essen gibt es für Studierende kostenlos & das Kantinenteam ist sehr lieb! Einmal wöchentliche findet PJ Unterricht statt & alle legen Wert darauf, dass man dort auch hingehen kann, selbst wenn man im OP steht.
Das Chirurgie-Tertial ist in 2 Hälften aufgeteilt, die man entweder jeweils in der Gefäß-, Unfall- oder Viszeralchirurgie verbringt (Wünsche können im Vorfeld angegeben werden). Außerdem ist eine Woche Rotation in die Notaufnahme vorgesehen.
Die Woche in der Notaufnahme war richtig toll. Liebes, wechselndes Team, netter Umgang, selbstständiges Arbeiten unter Supervision. Man ist On-Top zu den Ärzt*innen dort, das heißt man ist nicht fest eingeplant, sondern wirklich zum Lernen. Man kann sich Zeit nehmen für Anamnese und Untersuchungen und die Ärzt*innen vermitteln einem auch das Gefühl, dass man zum Lernen dort ist und nicht zum Blutabnehmen oder Stunden abarbeiten.
Im restlichen Haus sieht das leider etwas anders aus. Arbeitszeiten müssen genau dokumentiert werden, für Fehltage müssen Urlaubsanträge eingereicht und von mehreren Instanzen genehmigt werden und bei Krankheitstagen (die natürlich ohne Auge zudrücken, auch bei Covid, von den Fehltagen abgezogen werden) muss man sich mehrfach telefonisch morgens vor Dienstbeginn abmelden. Insgesamt hat man das Gefühl es geht grundsätzlich mehr um Disziplin, Pflichten erfüllen und Stunden abarbeiten als darum gute Lernerfahrungen zu machen. Dabei gibt es auch viele sehr nette Ausnahmen unter den Ärzt*innen, aber bei vielen fühlt man sich als PJ Studierende primär als billige Arbeitskraft.
In der Viszeralchirurgie gibt es morgens nach der Visite eine Frühbesprechung, danach heißt es Blutabnehmen, viel Hakenhalten im OP oder Aufnahmeuntersuchungen im Akkord. Ein "Danke" hört man selten. Früher gehen, auch wenn nichts mehr zu tun ist, ist quasi undenkbar. Die Stimmung im Team ist wechselhaft. Es gab leider einige unangenehme Situationen, aber zum Glück auch einige liebe Ärzt*innen und OP Personal.
In der Unfallchirurgie sieht der Stationsalltag außerhalb des OPs etwas entspannter aus, man ist natürlich ebenfalls für Blutentnahmen zuständig, aber nicht für die Aufnahmen. Es herrscht ein etwas entspannteres Arbeitsklima und größtenteils auch ein etwas netterer Umgang mit PJ Studierenden. Vor allem der zuständige PJ Mentor der Unfallchirurgie ist sehr daran interessiert, dass man eine gute, lehrreiche Zeit hat und immer offen für Wünsche und Kritik. Da Studierende fest mit im OP eingeplant sind, kommt es häufig vor, dass man den ganzen Tag nur im OP steht und Haken hält (gerade bei Knien und Hüften sehr undankbar). Ansonsten durfte man aber je nach Operateur*in selten auch mal nähen oder eine Materialentfernung machen und einige sind sehr bemüht, etwas zu erklären.
Insgesamt hätte das Diako sicherlich Potenzial und ist an sich ein schönes, kleines, familiäres Haus. Es wäre einfach schön, wenn man als PJ-Studierende, die für sehr, sehr wenig Geld den Ärzt*innen eine Menge Arbeit abnehmen & fest im OP Programm eingeplant sind, mehr Wertschätzung, Vertrauen & Lehre erfahren würde.