Es hätte mich gar nicht besser treffen können mit dem Innere-Tertial in der Onkologie in Bad Berka. Man darf sich vom großen Fach Hämatologie/Onkologie nicht abschrecken lassen, denn es gibt einem einen prima Einblick in die gesamte Innere, weil es die Behandlung von malignen Erkrankungen überall im Körper mit dem Verständnis von pathophysiologischen Grundlagen der akademischen inneren Medizin vereint, wie sie für uns Studenten vor dem M3 wichtig ist. Zwar habe ich mich schon vor dem PJ für die Onkologie interessiert, trotzdem hatte ich anfangs Bedenken, weil sich das Fachgebiet im Studium eher als das sprichwörtliche Fass ohne Boden darstellte. Diese Sorgen stellten sich aber im Nachhinein als unbegründet heraus.
Wie dem auch sei, wer sich für ein Tertial in der Zentralklinik entscheidet, der lernt eine prestigeträchtige Klinik mit langer und erfolgreicher Geschichte kennen. Bad Berka war bis in die 1980er Jahre ein international bekanntes Zentrum zur Behandlung von Tuberkuloseerkrankten und hat sich seitdem zu einem überregionalem Herzzentrum entwickelt. Auch die Onkologie ist in Bad Berka erfolgreich, so ist die Klinik schon seit einigen Jahren regionales Lungenkrebszentrum für Thüringen. Insgesamt zeichnet sich die Zentralklinik durch ein bemerkenswert wohliges Klima unter den Mitarbeitern aus. Es herrscht ein fast schon familiäres Klima und ein wertschätzendes Miteinander unter den Kollegen in diesem großen Haus, wie man es sonst nur von kleinen Provinzkrankenhäusern kennt. Auch architektonisch ist die Zentralklinik ansehnlich mit ihrem großen, das Ilmtal überragenden Bettenhaus und den glasüberdachten und „tropisch bepflanzten“ Atrien.
Die Station H6, auf der man als PJler in der Onkologie vorwiegend eingesetzt wird, zeichnet sich durch ihr grandioses ärztliches Team aus. Eine freundlichere Betreuung hätte ich mir gar nicht wünschen können. Zwar ist das Miteinander im ganzen Haus sehr gut, aber unter den ärztlichen Kollegen der Onkologie fühlt man sich, vorausgesetzt man zeigt sich interessiert und freundlich, wie in eine neue Freundesgruppe aufgenommen. Die Studenten werden sehr gut in den Stationsalltag integriert und durch die gute Besetzung ist es ein relativ entspanntes und spaßiges Arbeiten. Für Fragen und Anmerkungen findet man stets ein offenes Ohr.
Wen es interessiert, darf als Onkologie-PJler im Innere-Tertial auch gern in andere Abteilungen hineinschnuppern. Über die Intensivstationen, die Palliativstation bis hin zur Notaufnahme stehen außerdem sämtliche Abteilungen der inneren Medizin offen, wahrscheinlich auch dadurch, dass der eigene Onkologie-Chefarzt gleichzeitig der PJ-Koordinator der Klinik ist.
Die Aufgaben der PJler in der Onkologie gestalten sich vielfältig. Vom üblichen Stationsalltag mit Blutentnahmen, Flexülen legen, Portnadel legen/wechseln geht es schrittweise zur Betreuung einzelner eigener Patienten unter Anleitung der Fachärzte. Außerdem wird man gelegentlich dienstags und mittwochs am Vormittag zum Assistieren des Chefarztes im MVZ Onkologie eingesetzt, hauptsächlich für Blutentnahmen, Zugänge legen, Ports anstechen und Verabreichen von ambulanten Chemotherapien, jedoch lernt man dabei viel und kommt auch mit hämatologischen Krankheitsbildern in Berührung, die auf Station weniger vertreten sind. Der übliche Stationsalltag sieht wie folgt aus: Zwischen 7:30 Uhr und 8:00 Uhr Dienstbeginn mit Blutentnahmen und Zugängen legen. Danach Visite (ca. eine bis anderthalb Stunden), gefolgt von einer gemeinsamen Frühstückspause mit den ärztlichen Kollegen, donnerstags ist Chefarztvisite. Danach neue Patienten aufnehmen, Chemotherapien anhängen, Patienten schallen, allerlei Punktionen (Aszites, Beckenkamm, Lumbalpunktion, …) durchführen, Untersuchungen anmelden und sich Gedanken über das Prozedere der Patienten machen. Wie viel man machen kann, hängt auf H6 ganz vom eigenen Engagement und Interesse ab. Zwischen 12.00 - 13.30 Uhr dürfen die PJler eine weitere Pause zum Mittagessen machen (30 min). Dann geht es ans Briefe schreiben. Normalerweise geht der Tag insgesamt bis 15.30 Uhr, meistens kann man jedoch früher gehen. Bemerkenswert war für mich, wie viel man als PJler in Bad Berka im Vergleich zu den Famulaturen selbst machen darf, insb. eigenverantwortlich Medikation einstellen, wobei man bei Unsicherheit immer nachfragen und sich dadurch absichern kann und sollte. Dadurch lernt man aber extrem viel, v.a. wenn man sich nach dem M3 für eine Karriere in der inneren Medizin interessiert.
Auch der Kontakt zur Pflege ist ziemlich gut, falls man gut erzogen wurde und sich folglich freundlich bei allen Schwestern und Pflegern vorstellt – Anonymität der PJler wird seitens der Pflege nicht geschätzt. Nach ca. zwei Wochen kennt man aber alle und gehört dann schnell zum Team Onko.
Für sämtliche PJler der Zentralklinik finden einmal alle zwei Wochen ca. einstündige (Fall-)Seminare statt, die zumeist sehr lehrreich sind. Besonders der Chefarzt der Anästhesie/Intensivmedizin gibt sich dabei viel Mühe und gestaltet seine Seminare am Aufbau des M3 mit konstruierten und echten Fällen, bei denen man gemeinsam das ärztliche Vorgehen bespricht und dadurch sehr viel mitnehmen kann. Er steht nach Rückmeldung auch für zusätzliche Seminare mit eigenen Themenwünschen zur Verfügung. Für Interessierte gibt es weiterhin die Möglichkeit, mit einem ärztlichen Kollegen internistische Hausdienste mitzuerleben, dabei bleibt man jedoch nicht die ganzen Nacht, sondern meistens bis max. 23:00 Uhr. Wenn nichts "Spannendes" kommt oder man "keine Lust mehr hat", kann man natürlich früher gehen. In jedem Fall hat man am nächsten Tag Dienstfrei.
Wer als Jenaer Student nicht täglich nach Bad Berka fahren möchte, das mit dem Zug ca. anderthalb Stunden entfernt, mit dem Auto eine halbe Stunde entfernt liegt, sollte sich frühzeitig nach Buchung des Tertials bei der Klinik melden. Mit etwas Glück erhält man dann einen Platz im klinikeigenen Wohnheim, ansonsten wird man bei der Suche einer Unterkunft unterstützt.
Kasacks/Bereichskleidung werden gestellt, es sind jedoch eigene Klinikschuhe mitzubringen. Man erhält einen eigenen Spind und elektrischen Transponder als Schlüssel für den jeweiligen Einsatzbereich. Das Mittagessen ist für die PJler kostenlos. Auf Nachfrage erhält man gegen ein Pfand von 20€ auch eine Parkkarte für die Parkplätze.
Zum Abschluss bleibt mir zu sagen, dass ich das Innere-Tertial in Bad Berka unbedingt weiterempfehlen kann. Für mich war es Spitzen-Erfahrung!
Bewerbung
Über das bundeseinheitliche PJ-Portal bis fünf Wochen vor Tertialbeginn. Danach eigenständige Kontaktaufnahme mit der Klinik, Ansprechpartner Frau Kerstin Klammt (Personalabteilung) bzw, Herr CA Dr. Ekkehard Eigendorff (PJ-Koordinator).
siehe auch: https://www.zentralklinik.de/beruf-karriere/studierende-medizin/praktisches-jahr.html