PJ-Tertial Chirurgie in Groote Schuur Hospital (11/2023 bis 2/2024)

Station(en)
Neurochirurgie und Trauma (Notaufnahme)
Einsatzbereiche
Diagnostik, Notaufnahme, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP, Station
Heimatuni
Goettingen
Kommentar
VORBEREITUNG – Bewerbung:
Ganz zu Beginn würde ich allen empfehlen, sich frühzeitig mit dem Vorhaben „PJ in Kapstadt“ zu beschäftigen. Manche Abteilungen, vor allem die Trauma-Stationen, sind schnell und weit im Voraus vergriffen. Ich habe 1,5 Jahre im Voraus Kontakt mit der Uni aufgenommen, besser ist es aber definitiv, sich 2 Jahre vorher zu bewerben. Einige Fachabteilungen scheinen aber auch kurzfristiger noch Plätze frei zu haben. Wenn man plant, für 4 Monate in Kapstadt zu bleiben und folglich ein Visum benötigt, sollte man die Planung ebenfalls frühzeitig beginnen, hier kommt nämlich ein nicht zu vernachlässigender Teil an organisatorischem Aufwand auf einen zu. Zunächst nimmt man also Kontakt mit der entsprechenden Universität auf (University of Capetown für einen Platz am Groote Schuur Hospital). Hier ist die aktuelle Ansprechpartnerin Kelly Crowster. Nach einigen Mails hin und her, wurde mein Platz vorläufig bestätigt. Man benötigt auch einige Unterschriften und Dokumente von der Heimat-Uni, da sollte man sich an die zuständige Person der Heimatuni wenden. Sobald alle notwendigen Unterlagen fertig sind und die Studiengebühr (ca. 750 Euro pro Monat) überwiesen ist, wird die offizielle Bestätigung ausgestellt.
VORBEREITUNG – Gesundheit:
Für Kapstadt wurden zu meiner Zeit vom ausländischen Amt neben den allgemeinen Impfungen die wir als Medizinstudenten bereits haben, zusätzlich noch Typhus, Tollwut und Meningokokken ACWY empfohlen. Ich habe mich für alle drei Impfungen entschieden, viele hatten sich aber auch dagegen entschieden hatten. Das würde ich mit dem Hausarzt besprechen. Außerdem habe ich eine deutsche Auslands-Reiseversicherung für die Dauer meines Aufenthaltes abgeschlossen.
VORBEREITUNG – Visum:
Ich würde empfehlen, sich frühzeitig mit den Anforderungen und den zeitlichen Rahmenbedingungen zu beschäftigen. Beispielsweise darf die ärztliche Untersuchung nicht älter als 6 Monate sein. Die persönliche Abgabe aller Unterlagen in Berlin (für Leute aus Bayern und Baden Württemberg in München!) muss im Zeitraum von 3 Monaten bis 9 Wochen vor der Einreise sein. Lest also die Anforderungsformulare, die Öffnungszeiten der Botschaft, Abweichungen, etc. ganz genau. Beispielsweise müssen die Kontoauszüge gestempelt sein, und man braucht eine südafrikanische Reiseversicherung, etc. Ich habe mich entschieden, zusätzlich eine deutsche Versicherung abzuschließen, da mehr inkludiert ist.
VOR ORT: Anreise/Unterkunft
Meine Flüge habe ich ca. ein halbes Jahr im Voraus gebucht. Zur Wohnungssuche und generell um frühzeitig mit anderen PJ-Lern in Kontakt zu treten, empfehle ich die „PJ in Kapstadt“-Facebook Gruppe. Daraus hat sich bei uns eine WhatsApp-Gruppe entwickelt mit PJ-Lern, die zu einem ähnlichen Zeitpunkt in Kapstadt sind. Dadurch konnte man schon einiges im Vorfeld absprechen und sich austauschen. Hier wurde mir auch die Unterkunft Freeland Lodge empfohlen. Hier leben ca 20-30 junge Leute, vor allem deutsche PJ-ler, verteilt auf drei Häuser mit Garten, Pool, Gemeinschaftsräumen auf einem Grundstück. Das Groote Schuur Hospital ist von hier beispielsweise fußläufig zu erreichen und vor allem am Anfang ist es super hier zu leben, weil man schnell in Kontakt mit vielen anderen Studenten kommt. Die Unterkunft ist in Observatory. In diesem Bezirk leben viele Studenten und es gibt alles, was man braucht: Supermarkt, coole Cafes, Restaurants, Bars, viele Second-Hand-Läden. Nachts sollte man hier aber definitiv nicht allein unterwegs sein. In Kapstadt und Umgebung kann man sich super mit Uber fortbewegen. Wenn man in einem etwas weiter entfernteren Krankenhaus arbeitet oder unabhängig mobil sein möchte, kann man sich auch sehr einfach ein Auto mieten. Ich habe hier vor Ort alles mit Uber gemacht und hatte nie Probleme.
KRANKENHAUS-ALLTAG:
Am ersten Tag findet eine offizielle Einführungsveranstaltung statt. Hier lernt man alle PJ-ler kennen, die zum gleichen Zeitpunkt beginnen. Am nächsten Tag ging es dann im Spital los. Ich war zunächst in der Neurochirurgie. Der Tag bestand aus der Visite, einer Röntgenbesprechung, Sprechstunden und OPs. Man ist jederzeit im OP willkommen. Hier darf man sich immer gerne mit einwaschen und assistieren, oder auf dem Bildschirm in 3D die OP aus „nächster Nähe und sehr realitätsnah“ mitverfolgen. In der Abteilung hatten alle Spaß am teachen, auch während der Operationen und bei den Visiten. Man darf auch mal kleinere Schritte der OP selbst durchführen, wenn man sich motiviert zeigt. Ich durfte z.B. eine Bohrlochtrepanation machen. Außerdem durfte ich zu dem zufällig zu dieser Zeit stattfindenden Welt-Neurochirurgie-Kongress. Insgesamt war es in der Neurochirurgie sehr eindrucksvoll und lehrreich. Man sieht viele Trauma-Patienten (Kopfschussverletzungen, Messerattacken, etc. ) oder Patienten mit sehr weit vorangeschrittenen Erkrankungen. Für die zweite Hälfte war ich in der Trauma-Chirurgie. Los geht es morgens um 08.00 mit der Visite oder abends um 18:00 mit der Visite jeweils für die Tag- bzw. Nachtschicht. Hier darf man alles machen, was man sich zutraut. Von Patienten aufnehmen, arterielle Blutabnahmen, Nähen, Thoraxdrainagen legen, etc. Man wird aber nie allein gelassen, man wird super angeleitet und man kann sich immer Hilfe holen. Man muss nichts machen, was man sich nicht zutraut. Auch hier haben alle super viel Spaß daran, Sachen zu erklären oder Themen zu besprechen. Alle sind super nett. In den Nachtschichten am Wochenende kann man richtig viel lernen. Im Krankenhaus wird englisch gesprochen. Selten kommt es vor, dass Patienten beispielsweise nur Africans sprechen, dann kann aber jederzeit eine Schwester oder andere Ärzte übersetzen.
SICHERHEIT:
Dieses Thema hat mich im Vorfeld natürlich sehr beschäftigt. Meiner Meinung nach ist es wichtig, sich im Vorfeld mit Kapstadt zu beschäftigen und sich vor Ort an gewisse Regeln zu halten. Man sollte sich möglichst immer in Gruppen bewegen, nachts nie alleine draußen sein, Uber von Tür zu Tür nutzen, Auto bei Fahren nachts von innen verriegeln, und gewisse Regionen wie zum Beispiel die Townships zwingend meiden. Wenn man all dies beachtet, kann man eine tolle Zeit in Kapstadt haben. Die Leute sind nett, fröhlich, herzlich und heißen einen schnell willkommen.
FREIZEIT:
Der Freizeitwert von Kapstadt ist unschlagbar. Du kannst dich sportlich auslassen (Wandern, Surfen, in großen Gruppen laufen gehen [Adidas Runs, Tuesday Trails]), die Natur erkunden (Kap der guten Hoffnung, Botanischer Garten, Chapmans Peak Drive), Weingüter besichtigen, etc. Außerdem kann man super essen und trinken gehen, die Geschichte der Stadt erkunden (Free Walking Tours, Musen), bummeln und Märkte erkunden (Old Biscuit Mill, Oranjezicht). Die Garden Route ist auch unglaublich schön, wenn man Zeit dazu hat (5-6 Tage).
All in all:
Insgesamt war die Zeit in Kapstadt eine unglaublich tolle Erfahrung. Gerade im Krankenhaus hat man die Möglichkeit, mit allen Bewohnern der Stadt in Kontakt zu kommen. So kann man das richtige Kapstadt kennenlernen, was einem als Tourist definitiv verwehrt bleibt. Man kann seine praktischen und theoretischen Skills hier definitiv verbessern, man kann sich im medical englisch verbessern, und man kann das ganze mit einem hohen Freizeitwert kombinieren. Ich würde diesen Auslandsaufenthalt jederzeit wieder genau so planen, und jedem ans Herz legen sich nicht von den Vorurteilen zur Sicherheit etc. abschrecken zu lassen. Es ist toll, sich ein eigenes Bild von der Stadt und dem Land machen zu können und wenn man sich drauf einlässt und sich an die Sicherheitsregeln hält, kann man wirklich eine unglaublich tolle Zeit hier haben. Für mich persönlich war es sowohl fachlich als auch persönlich eine lehrreiche und unvergessliche Zeit.
Unterricht
Kein Unterricht
Inhalte
Fallbesprechung
Patientenvorstellung
Bildgebung
Tätigkeiten
Gipsanlage
Röntgenbesprechung
Chirurgische Wundversorgung
Patienten untersuchen
Eigene Patienten betreuen
Mitoperieren
Patienten aufnehmen
Untersuchungen anmelden
Blut abnehmen
Notaufnahme
Braunülen legen
Punktionen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Frei verfügbar
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Gebühren in EUR
750 Euro pro Monat

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
1
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1