PJ-Tertial HNO in Klinikum Ernst von Bergmann (7/2024 bis 10/2024)

Station(en)
C3/D3
Einsatzbereiche
Notaufnahme, Station, OP, Diagnostik
Heimatuni
Berlin
Kommentar
Genau so sollte das PJ sein. Ein traumhaftes Tertial, das ich zu 100% weiterempfehlen kann!

Da vorherige Berichte den Arbeitsalltag bereits ausgiebig geschildert haben, will ich hier primär meine persönlichen Eindrücke teilen.

Der wahrscheinlich wichtigste Faktor für ein gutes PJ-Tertial ist das Team, und das ist in dieser Abteilung absolut fantastisch: Ausnahmslos alle Ärzt*innen, Pfleger*innen und Audiometrist*innen sind sehr, sehr nett. Außerdem herrscht eine kollegiale Atmosphäre im Team: Es kommt hier einfach NICHT vor, dass Stress aneinander ausgelassen wird, dass untereinander gelästert wird, oder dass Aufgaben unkollegial liegengelassen werden. Der Umgang miteinander ist immer respektvoll und freundlich, was in meinen vorherigen Tertialen leider nicht immer der Fall war. Ich habe mich im Team sehr integriert und wertgeschätzt gefühlt.
Besonders hervorheben möchte ich einen Assistentenzarzt mit biomedizinischem Background, der sich außergewöhnlich viel Zeit für Lehre genommen hat, sowie den leitenden Oberarzt, der wirklich sehr kompetent und nahbar ist. Wenn es mehr solcher Führungspersonen gäbe, wären (Uni-)Kliniken bestimmt ein besserer Ort. Auch der Chefarzt ist top und wird vom gesamten Team sehr geschätzt und respektiert - ich habe selten einen Chef erlebt, der so richtig an seinem Platz ist.

Die HNO-Abteilung ist verhältnismäßig groß und zudem Teil eines der wichtigsten regionalen Kopf-Hals-Tumorzentren. Dementsprechend sieht man hier viele spannende und komplexe onkologische OPs. Aber auch z. B. in der Ohrchirurgie wird ein sehr breites Spektrum an Operationen durchgeführt. Man braucht also überhaupt keine Sorge zu haben, hier "weniger zu sehen" als in bestimmten Berliner Kliniken. Es kommt extrem selten vor, dass die Abteilung bei der Patientenversorgung an die Grenzen ihrer Möglichkeiten stößt.

Aber spannende Fälle sind natürlich nicht alles; am Ende des PJs hatte ich den Eindruck, dass der Grad an eigener Involvierung/Verantwortung sehr viel wichtiger dafür ist, dass die Arbeit motiviert und Spaß macht. In meinen vorherigen Tertialen wurde mir bei spannenden Fällen häufig geraten, mir am PC die jeweilige Patientenakte durchzulesen und im Anschluss zu besprechen. Das war total nett gemeint und häufig interessant, jedoch nicht besonders befriedigend. Hier wird man als PJ dagegen immer sehr aktiv eingebunden: bei der präoperativen Aufnahme, als erste Assistenz im OP, bei der (Chefarzt-)Visite, beim Briefe schreiben... Rumsitzen und Zuschauen ist die absolute Ausnahme. Man kann wirklich von Woche zu Woche mehr verstehen, mehr mitdenken, mehr Verantwortung übernehmen. Das ist was für mich das Tertial wirklich ausgemacht hat.

Zuletzt ist die Organisation im EvB top: Gleich am ersten Tag bekommt man Schlüssel, Dienstausweis, Kleidung, Spind, IT-Zugänge und sogar eine Einführung in die Patientensoftware. Es gibt drei mal die Woche richtig hochwertigen PJ-Unterricht. Außerdem erhält man eine Aufwandsentschädigung UND kostenloses Essen. Das Menü ist leider noch ziemlich fleischlastig (Brandenburg halt), aber es gibt in der Kantine eine gute Salatbar und ein paar vegane Snacks.
Besonders betonen möchte ich auch das Abschlussgespräch mit der PJ-Verantwortlichen Frau Schulz: nicht nur ist es außergewöhnlich, dass sich so viel Raum für Feedback genommen wird; man hat auch den Eindruck dass das Feedback aus vorherigen Rotationen ernstgenommen und umgesetzt wurde.


Ein kleiner Nachteil, der aber nicht direkt mit der HNO zu tun hat: Der Durchlauf an Studis aus der neuen Potsdamer Medizin-Uni (HMU) war teilweise sehr hoch: Wir waren zeitweise 6-7 Studierende auf der Station, den anderen Abteilungen ging es diesbezüglich ähnlich. In den Fortbildungen hat man manchmal kaum noch einen Sitzplatz bekommen. Dies lag daran, dass an der HMU mehrere klinische Veranstaltungen gleichzeitig in den Semesterferien stattfanden (Blockpraktika, Einführungstage, Famulaturen).
Die HMU-Studis sind allesamt super lieb und haben natürlich genauso ein Recht dort zu sein wie alle anderen auch! Ich halte auch nichts von elitärem Privatuni-Bashing. Aber eine gleichmäßigere Verteilung der Studierenden über das Jahr sowie über die verschiedenen Stationen, wäre bestimmt für alle besser. Es sollte einem auch einfach bewusst sein: Falls man nach Potsdam geht um den Studentenströmen an der eigenen Uniklinik zu entkommen, wird man enttäuscht sein.

Trotzdem: der Weg aus Berlin lohnt sich! Hier hat man die Möglichkeit ganz, ganz viel persönlich und medizinisch mitzunehmen.
Unterricht
3 x / Woche
Inhalte
Patientenvorstellung
Fallbesprechung
Bildgebung
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Eigene Patienten betreuen
Blut abnehmen
Chirurgische Wundversorgung
Notaufnahme
Patienten aufnehmen
Untersuchungen anmelden
Mitoperieren
Briefe schreiben
Patienten untersuchen
Braunülen legen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Essen frei / billiger
Gehalt in EUR
300

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
1
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1