Man rotiert im Chirurgie-Tertial auf insg. 3 Stationen. Die Allgemeinchirurgie ist dabei eine Pflichtrotation. Während ich meine anderen chirurgischen Rotationen ziemlich gut fand, war meine Zeit auf der Allgemeinchirurgie eher durchwachsen.
Pro:
- Die überwiegende Mehrheit der Ärzt*innen ist super nett! Viele geben sich Mühe teaching zu machen, obwohl es dort einen sehr hohen Studierenden-Durchlauf gibt
- Grundsätzlich ein gut organisiertes PJ in einem guten regionalen Maximalversorger
- flexibler Umgang mit Studientagen und Kulanz bei Krankheit (der leitende Oberarzt ist sehr freundlich!)
- Gehalt von 474 €
- Gute Mensa mit guter Portionsgröße
Contra:
- Arbeitsbeginn umgezogen um 7 Uhr - d. h. eine halbe Stunde bzw. 50 min. früher als auf der Thoraxchirurgie bzw. Plastischen Chirurgie.
- Man muss unnötigerweise täglich bis zur Nachmittagsbesprechung bleiben. Das resultiert in vielen, vielen Stunden des sinnlos Rumsitzens. Im Nachhinein hätte ich weniger lange damit gezögert mir Bücher mitzunehmen um die Zeit rumzukriegen.
- Teilweise Normalisierung von toxischem Verhalten im Team. Damit meine ich ein starkes Machtgefälle, Personen bloßstellen, den eigenen Stress an denen unter einem auslassen. Dies betrifft sowohl Führungspersonen, als auch:
- Eine Person im Assi-Team, die einen gerne mal den ganzen Vormittag für Blutentnahmen über die Station(en) schickt und einen dafür auch mal aus dem OP klingelt. Man muss fairerweise sagen, dass diese Person besonders viel von anderen Seiten einstecken muss.
- Der Lerneffekt ist eher gering. Bei der Visite oder den Röntgenbesprechungen habe ich wenig verstanden oder gelernt. Das einzige was ich wirklich mitgenommen habe war Viszeralanatomie, weil ich aus Angst vor den intraoperativen Quizfragen des Chefarztes viel Anatomie wiederholt habe.
Zusammenfassend war es okay. Vielleicht würde es gewissen Personen guttun, mal das ein oder andere gewaltfreie Kommunikation- oder Mindful Leadership-Seminar zu besuchen.
Und, falls eine Führungsperson das liest: bitte einfach die Studierenden nach Hause entlassen, wenn es nichts mehr zu tun gibt. Ich weiß nicht so ganz was der Sinn davon sein soll, uns dazubehalten - Ist das eine Disziplinierungsmaßnahme? Ist das "bei uns war das früher auch so"? Ist das Angst, dass die Studierenden heutzutage nicht mehr wissen was richtige Arbeit bedeutet? Jedenfalls wird es von uns sehr geschätzt, wenn man unsere Autonomie respektiert und uns einfach nach Hause gehen lässt.