Mein PJ Tertial in der Neurologie am Klinikum Dortmund war richtig gut. Begonnen hat das Tertial mit einem Einführungstag. Hier wurden alle organisatorischen Dinge erledigt, zusätzlich gab es ein paar allgemeine Kurse sowie ein Reanimationstraining. Am zweiten Tag ging es dann auf der Normalstation los. Als PJler durchläuft man verschiedene Rotationen: Begonnen habe ich auf der Normalstation A15 für 5 Wochen, weiter ging es mit 2 Wochen Intensiv, einer Woche auf der Stroke Unit und drei Wochen in der ZNA. Danach konnte ich eine einwöchige Fremdrotation in die Neuroradiologie machen und zum Tertialende war ich für zwei Wochen in der Funktionsabteilung/Ambulanz.
Auf der Normalstation habe ich einen Einblick in den ganz normalen Stationsalltag bekommen. Ich habe immer wieder eigene Patientenzimmer bekommen und habe mich dann von der Aufnahme über die Anmeldungen zu Untersuchungen und den Brief bis zur Entlassung um die Patienten gekümmert. Außerdem konnte ich einige LPs selbst durchführen und dadurch etwas Routine bekommen. Die Blutentnahmen hielten sich i.d.R. in Grenzen, da an den meisten Tagen ein Blutentnahmedienst vor Ort ist. Und falls mal keiner da war, dann waren die vielen Labore nie alleinige PJ-Aufgabe, sondern die Stationsärzte haben immer von sich aus mitgeholfen. Allerdings muss man auf der A15 als PJler manchmal um einen PC-Arbeitsplatz kämpfen, das hat das strukturierte Arbeiten teilweise erschwert...Die Betreuung war super gut, sowohl assistenzärztlich als auch oberärztlich. Die Oberärzte kommen meist 2x pro Tag vorbei und man kann die Fälle durchgehen, Unklarheiten ausräumen und wird hin und wieder auch mal abgefragt (aber nie unangenehm).
Danach ging es für zwei Wochen auf die rein neurologisch geführte Intensivstation. Die Zeit dort war der Hammer, auch wenn das Betreuen eigener Patienten dort natürlich nicht drin ist. Vom ersten Tag an durfte ich die meisten Interventionen unter Supervision durchführen. Ich habe einige Arterien und einen ZVKs gelegt und auch ein Paar mal bronchoskopiert. Ansonsten habe ich bei oder nach den Visiten die Patienten körperlich untersucht und habe eine paar spannende Interventionen gesehen (EVD-Anlage, Tracheotomie,...). Auf der Intensiv war sowohl das ärztliche als auch des Pflege-Team total lieb und hat mich in diesem eher schwierigen Gebiet super gut mitgenommen.
Für die nächste Rotation ging es auf die Stroke. Insgesamt war auch diese Rotation spannend, wenn auch letztendlich weniger abwechslungsreich. Hier gehörte das Scoren nach NIHSS zu den festen PJ-Aufgaben. Außerdem habe ich durch eine Assistenzärztin eine tolle Einführung in das sonografieren der intra- und extrakraniellen Gefäße bekommen und habe im Laufe der Woche einige Patienten unter Supervision selbst geschallt. Das direkte Feedback zum Schallen hat mir echt viel gebracht!
Das absolute Highlight war die Rotation in die ZNA. Nach ein oder zwei Tagen zum Reinkommen habe ich zeitlich nicht kritische Patienten selbst anamnestiziert und untersucht und anschließend je nach Möglichkeit mit der ZNA-Oberärztin und/oder den Assistenzärzten nachbesprochen. Wenn Zeit war, sind wir auch mal zusammen zum Patienten gegangen und ich bekam Feedback für meine Arbeit. Außerdem war es meine Aufgabe, die ZNA-Dokumentation zu meinen Patienten selbst zu schreiben, das war eine gute Übung für später. Fragen oder Unsicherheiten wurden sofort geklärt und auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit in der ZNA war einfach klasse. Die beste Rotation!
In der Funktion habe ich wieder viel geschallt, Einblicke in die neurologische Funktionsdiagostik bekommen (ENG, VEP, SEP, MEP, EEG,…) und war bei Sprechstundenterminen von Patienten, die bspw. zur Antikörpertherapie oder zur IVIG-Gabe kamen, dabei. Insgesamt auch spannend.
Lehre:
Grundsätzlich gibt es in der Klinik an drei Wochentagen PJ-Fortbilungen: Montag Chirurgie, Mittwoch Innere und Freitag ein EKG Kurs. Ich bin i.d.R. nur freitags zum EKG Kurs gegeangen, weil der richtig gut war. Zusätzlich hat die Chefin in der Neuro ca. alle zwei Wochen eine PJ Fortbildung angeboten. Dabei sind wir die häufigen Erkankungen der Neuro durchgegangen. Sie hat meistens einen Patienten vorgestellt und als PJler sollten man den Fall bearbeiten von der Diagnostik bis zur Therapie. Dabei habe ich echt viel mitgenommen und es war zu keinem Zeitpunk unangenehm oder gar wie ein Kreuzverhör. Auch fürs M3 eine top Vorbereitung! Ansonsten lernt man auch einfach Vieles "unterwegs" im Alltag , weil man als Teammitglied immer eingebunden wird und das gesamte Team den PJlern was beibringen will.
Einziger Kritikpunk: Die Wäschesituation ist für PJler definitiv ausbaufähig, außerdem hat man keinen Zugang zur Umkleide. Das hat auch manchmal doch sehr gestört...
Zusammengefasst: Tolles Tertial, tolles Team, viel gelernt!