Für Psych als Wahlfach ein sehr empfehlenswertes Tertial. Ich habe mich auf vorige Bewertungen verlassen und kann denen nur zustimmen. Das Team war super nett, wir waren jeden Tag zusammen Mittagessen und ich bin meistens pünktlich gegangen. Ich konnte dank vollen PC-Zugang und Vertrauen sehr selbständig arbeiten. Am Anfang hätte ich mir gewünscht, mehr an die Hand genommen zu werden, aber als ich mich einmal herein gefunden hatte, hat es mir auch Spaß gemacht praktisch wie ein Assistenzarzt mit weniger Patienten und Aufgaben zu arbeiten. Man muss keine eigenen Patienten übernehmen, aber man darf. Ich konnte jederzeit um Hilfe bitten und Fragen stellen, viel theoretisches musste ich mir aber selbst erarbeiten und eher mit "learning by doing" ins kalte Wasser springen.
Die internen Fortbildungen haben jede Woche statt gefunden und waren meistens sehr gut. Außerdem gab es in regelmäßigen Abständen Fallbesprechungen und Kolloquien für alle mit dem Chefarzt, an denen man ermutigt wurde teilzunehmen.
Der eigentliche PJ-Unterricht sollte zu wechselnden Themen einmal die Woche immer 15 Uhr statt finden. Leider fiel er oft aus und war sehr abhängig vom Vortragenden. Das wäre mir ohne die internen Psych. Fortbildungen zu wenig gewesen.
Von anderen PJlern vor allem in der Inneren habe ich eher von negativen Erfahrungen gehört. (Fast keine Teilnahme an Visiten, weil Blutentnahmen erledigt werden müssen, lange Arbeitszeiten etc).
Das Arbeiten in der Psychiatrie war im Gegensatz dazu oft sehr angenehm. Die Pflege übernimmt alle regulären Blutentnahmen, sodass man nur für die seltener anfallenden Viggos gebraucht wird. Typische Aufgaben als PJler waren die Aufnahme von neuen Patienten mit KU und Gespräch und Ansatz im PC. Hier war es auch gern gesehen, dass man selbst schonmal Therapievorschläge macht. Ich habe mich als vollwertiges Mitglied des Teams gesehen. Zeitweise durfte ich auch Visiten leiten oder diese selbständig in Absprache mit Fach- oder Oberärzten führen. Visite Gestaltung und Dokumentation waren auch regelmäßige Aufgaben. Weiter habe ich öfter Tests wie den Mini Mental durchgeführt oder mit Angehörigen und anderen Kliniken telefoniert. Die großen organisatorischen Dinge übernimmt aber zum Glück der Sozialdienst. Außerdem kann man wenn man möchte auch zb die Achtsamkeitsgruppe mit gestalten. Es ist auch immer möglich sich verschiedene Therapien mitanzusehen. Ich habe zum Beispiel auch regelmäßig die Suchtgesprächsgruppe mit unterstützt. In der Regel verbringt man das gesamte Tertial auf der gleichen halb-offenen Station. Da die Krankheitsbilder sehr gemischt sind, bleibt das auch spannend und man lernt von Suchterkrankungen über affektive Störungen und wahnhafte Störungen etc alles in verschiedensten Ausprägungen kennen. Mir hat die Mischung aus offenen und geschützten Bereich auf der gleichen Station sehr gefallen, weil man so ein breites Spektrum kennen lernen konnte. Bei Interesse kann man auch zwei Wochen in die Tagesklinik rotieren.
Die Ärzte sind immer abwechselnd für den Dienst in der Notaufnahme eingeteilt. Hier war ich auch öfter dabei.
Das Essen war leider nicht frei und kostete zwischen 4 und 7 Euro.
Sehr gut fand ich den wöchentlichen Studientag, sodass ich ein langes Wochenende hatte.
Naumburg an sich ist eher klein und verschlafen, aber die umliegende Natur ist sehr hübsch und Halle und Leipzig nicht weit. Die Wohnung, die gestellt wurde war sehr groß und geräumig und 5 Gehminuten vom Klinikum entfernt. Einziger Negativpunkt: altes uriges Mobiliar.
Bewerbung
Über das PJ Portal. Naumburg war kein Lehrkrankenhaus meiner Heimat-Uni, aber es waren noch viele Plätze übrig . Lehrkrankenhaus der Uni Halle, Jena und Leipzig. Offiziell hat nur Jena einen Studientag, aber für das Klinikum ist es egal über welche Uni man kommt.