Der erste Tag in der Psychiatrie begann mit einer Einführungs-Veranstaltung. Wir wurden von der PJ-beauftragten Oberärztin empfangen und begrüßt. Mit dieser konnten wir direkt alle unsere Fragen besprechen und erhielten die vorläufigen Rotations-Pläne fürs Tertial. Jedoch durften wir auch direkt Wünsche äußern und die Rotations-Pläne konnten im Nachhinein an unsere Interessen angepasst werden. Im Anschluss wiederholten wir die noch Grundlagen der neurologischen Untersuchungen und psychiatrischen Anamnese und waren so gut für das Tertial gewappnet.
In den 16 Wochen rotierte ich durch verschiedene Abteilungen: geschützte Station, allgemeinpsychiatrische offene Station, Entgiftung-Station und psychiatrische Notaufnahme. So konnte ich einen guten und umfassenden Eindruck der psychiatrischen Arbeit erlangen. Bei Interesse konnte man als PJ-Studierender außerdem an den Spezial-Sprechstunden der Oberärzt*innen teilnehmen. Insgesamt wurde ich auf allen Stationen super ins Team integriert. Ich hatte von Beginn an das Gefühl, dass auch meine Meinung als PJlerin ernst genommen wurde. Was ich als besonders positiv wahrnahm, war die interdisziplinäre Zusammenarbeit der einzelnen Fachdisziplinen also Ärzteteam, Pflege, Psycholog*innen und Therapeut*innen. Insgesamt nahmen sich alle viel Zeit, uns PJ-Studierenden Dinge zu erklären oder Themen/Gespräche/Erlebtes nach zu besprechen. Die Atmosphäre auf den Stationen war durchweg angenehm, häufig wurde gemeinsam in der Mensa zum Mittag gegessen.
Schnell konnte ich eigenständig viele Aufgaben übernehmen: Ich war für die ausführliche Anamnese und körperliche Untersuchung der Neuaufnahmen zuständig, nahm an diversen Visiten teil, lernte das psychiatrische Dokumentieren (in der Psychiatrie sehr zeitintensiv) und führte viele Patient*innen-Gespräche. Im Verlauf lernte ich auch psychologische Testdiagnostik durchzuführen . Als PJlerin hatte ich die Möglichkeit, bei EKTs zuzuschauen und zu helfen und (bei Interesse) Nachtdienste mitzumachen.
Es gab regelmäßig PJ-Unterricht bei den Oberärzt*innen, in dem wichtige Themenbereiche der Psychiatrie durchgesprochen wurden.
Der Tag startete immer um 8:00 Uhr. Regelthafte Arbeitszeit ist bis 17:00 Uhr. Jedoch hatte man als PJ-Studierender häufig die Möglichkeit auch schon etwas früher zu gehen.
Insgesamt fand ich das Tertial total lehrreich und bereichernd. Ich lernte verschiedene psychiatrische Krankheitsbilder in der Praxis kennen und besser einzuschätzen. Außerdem erhielt ich tiefere Einblicke in die (ziemlich komplizierte) Psychopharmaka-Therapie. Daher kann ich ein PJ in der Psychiatrie der MHH wirklich jedem weiterempfehlen. Selbst wenn man nicht vorhat, später in diesem Bereich zu arbeiten. Mit psychiatrischen Patient*innen und psychischen Erkrankungen hat man in jedem medizinischen Bereich zu tun. Und diese Krankheitsbilder haben häufig auch einen großen Einfluss auf die Therapie somatischer Erkrankungen. Daher ist es super, während es PJs darin praktische Erfahrungen zu sammeln. Vor allem, weil das das Thema Psychiatrie im Studium relativ kurz kommt und mit vielen Stigmata, Vorurteilen und Berührungsängsten behaftet ist.