Ich kann es wirklich nur weiterempfehlen, das praktische Jahr, vor allem in der Anästhesie, im St. Johannes Hospital in Duisburg zu absolvieren. Auch wenn der Standort auf den ersten Blick nicht besonders attraktiv erscheint, habe ich mich damals aufgrund der vielen positiven Bewertungen im PJ-Ranking dazu entschieden, mein Anästhesie-Tertial hier zu verbringen – und wurde nicht enttäuscht!
In der Klinik gibt es eine PJ-Beauftragte, die sich um alle organisatorischen Belange kümmert. So hatte ich gleich am ersten Tag einen Ansprechpartner, bekam sofort Schlüssel und Telefon und nach dem Papierkram informierte sie meinen Chef und brachte mich in den OP. Dort wurde ich herzlich von Herrn Dr. Schmitz empfangen. Er führte mich zunächst durch den OP, erklärte mir einiges und wir besprachen, wie ich mir das Tertial vorstelle und welche Erwartungen ich habe. Wir legten fest, dass ich die ersten Wochen im OP verbringen werde und in den letzten Wochen auf die Intensivstation wechsle. Anschließend übergab er mich an einen Saal, wo ich meinen ersten Tag verbrachte.
OP:
Morgens trifft sich das gesamte Team um 7:30 Uhr zur Frühbesprechung, zusammen mit dem Team der Intensivstation. Hier werden Ereignisse aus dem Dienst vorgestellt und die OP-Einteilung besprochen. In den ersten Tagen wurde ich immer mit auf den OP-Plan geschrieben und einem Saal zugeteilt, was ich für den Anfang wirklich gut fand, weil man sich so nicht verloren fühlte. Das ganze Team, einschließlich der Pflege, war aber wirklich ausgesprochen nett – man war überall willkommen. Daher wurde ich schnell selbstständiger und war oft von Saal zu Saal unterwegs, um zu schauen, wo ich helfen konnte. Da es für die Säle 1-4 eine zentrale Einleitung gibt, hatte man stets einen guten Überblick, wenn ein neuer Patient kam und man eventuell Hand anlegen konnte.
Ich durfte eigentlich direkt alles machen, was ich mir zugetraut habe: einleiten, Medikamente ansagen, Larynxmasken einsetzen oder intubieren sowie die Maskenbeatmung durchführen. Später stellte ich auch das Beatmungsgerät weitestgehend selbst ein und führte unter Aufsicht komplikationslose Narkosen selbstständig durch. Dabei füllte ich das Narkoseprotokoll aus und leitete die Patienten nach der OP aus, um sie in den Aufwachraum zu übergeben. Es gab auch immer wieder die Möglichkeit, Arterien und ZVKs zu legen sowie Nervenblöcke unter Aufsicht zu stechen. Leider war der Chef während meiner Zeit länger nicht da, aber sowohl er als auch der leitende Oberarzt bemühten sich stets, mir viel zu zeigen, zu erklären und mir zu ermöglichen, alles selbst zu machen.
Da die Klinik ein breites Spektrum an operativen Fachabteilungen hat, wurde es nie langweilig. Man konnte ganz unterschiedliche Patienten und Operationen betreuen. Besonders spannend war die Kinderchirurgie, in der ich meine ersten Erfahrungen mit Kinderanästhesien, auch bei den ganz Kleinen, sammeln konnte. Natürlich konnte ich dort nicht ganz so selbstständig arbeiten, aber es war sehr lehrreich, und der leitende Kinderanästhesist erklärte mir viel und es war spannend ihm bei seiner Arbeit über die Schulter schauen zu können.
Ich konnte immer meine Mittagspause nehmen, wann ich wollte, und ging dafür in die Cafeteria, da es täglich ein kostenloses Mittagessen mit Getränk gab. Außerdem hatte ich fast immer pünktlich Feierabend.
Intensivstation:
Für die letzten vier Wochen wechselte ich auf die Intensivstation, was eine Umstellung war, da die Arbeit hier eine ganz andere ist. Aber auch hier waren alle sehr nett. Die Intensivstation ist interdisziplinär mit der Inneren zusammen, sodass wir nicht nur postoperative Patienten, sondern auch internistische Fälle betreuten. Nachdem ich mich mit der Dokumentation vertraut gemacht hatte, bekam ich meine eigenen Patienten, die ich untersuchte und bei der Visite vorstellte, sowie Therapieoptimierungen vorschlug. Auf der Intensivstation kam ich auch deutlich häufiger zum Legen von ZVKs, Arterien und Shaldon-Kathetern. Alles, was gelegt werden musste, durfte ich in der Regel selbst machen. Ich hatte auch die Möglichkeit, zum ersten Mal zu bronchoskopieren und war häufig im Schockraum dabei.
Ab und zu waren auch andere PJler auf der Station, meistens bei den Internisten, was immer eine gute Gelegenheit war, sich auszutauschen.
Zweimal pro Woche gab es PJ-Unterricht, der wirklich gut organisiert war. So hatte man immer Kontakt zu den anderen PJlern, und es war nie ein Problem, wenn ich mal eine Arbeit nicht machen konnte, weil ich beim PJ-Unterricht war. Bei allen Anliegen konnte ich immer die PJ-Beauftragte anrufen, die sich wirklich herzlich um alles kümmerte.
Fazit:
Insgesamt kann ich nur noch einmal betonen, dass ich mich immer wieder für ein PJ in dieser Klinik entscheiden würde. Man wird von allen als Kollegin geschätzt, hat Mitspracherecht bei der Auswahl der Abteilungen, in die man rotieren möchte (auch Innere und Chirurgie) und obwohl es keine Uni-Klinik ist, handelt es sich um ein großes Haus mit vielen verschiedenen Fachabteilungen. Die Vergütung ist sehr gut, vor allem wenn man bedenkt, dass es zusätzlich noch ein kostenloses Mittagessen mit Getränk pro Tag gibt und man einen Studientag pro Woche hat. Die Studientage kann man sich auch für das Ende aufsparen (zum Beispiel, wenn man zwei Tertiale dort macht, kann man alle Studientage am Ende des dritten Tertials nehmen), was ein großer Vorteil im Hinblick aufs Examen ist.
Aufgrund meiner Zufriedenheit habe ich mich entschieden, mein letztes und drittes Tertial in der Inneren Abteilung dieser Klinik zu absolvieren, obwohl es ursprünglich für eine andere Klinik geplant war. Zudem habe ich noch während meines PJs meinen Vertrag in der Anästhesie unterschrieben, obwohl ich zuvor gar nicht vorhatte, in die Anästhesie zu gehen. :-)