Das Praktikum an der Klinik für Anästhesiologie hat mir insgesamt sehr gut gefallen. Am ersten Tag bekommt man die Mitarbeiterkarte und Arbeitskleidung ausgehändigt und die Sekretärin bringt einen zur Station. Ich war erstmal im allgemeinchirurgischen und im urologischen OP eingeteilt. Die Anästhesist:innen dort waren alle sehr freundlich und interessiert daran einem etwas beizubringen. Ich durfte unter Aufsicht viele Tätigkeiten wie Intubieren, Zugänge legen, Beatmung oder Spinalanästhesien ausführen. Auch theoretisch wurde viel erklärt. Wenn es während einer langen OP nicht ganz so viel zu tun gab, konnte man immer etwas nachlesen oder auch mal einen Kaffee trinken gehen.
Da mich die Intensivmedizin sehr interessiert, habe ich dann den für die Studierenden zuständigen Oberarzt darum gebeten noch auf die Intensivstation zu dürfen, wo ich dann für zwei Monate hinkonnte. Der dortige Oberarzt war ein unglaublich guter Intensivmediziner, der wirklich alle wichtigen Studien auswendig kennt. Von ihm konnte man sehr viel lernen, man musste nur manchmal aktiv nachfragen, damit er etwas erklärt. Bei den Assistenzärzt:innen war es leider sehr davon abhängig, wer Dienst hatte, ob einem etwas beigebracht wurde. Aber mit eigenem Engagement konnte man auch hier einiges lernen bei der Untersuchung von Patienten, Arztbriefe schreiben oder während der Visite. Auch konnte ich zentrale Venenzugänge legen, Liquorpunktionen machen oder bronchoskopieren. Wenn das Telefon für den Schockraum auf unserer Intensivstation war, konnte ich auch mit in den Schockraum der Notaufnahme gehen. Leider war das aber sehr selten der Fall. Eine Mitfahrt auf dem Notarzteinsatzfahrzeug war leider auch nicht möglich. Es gab in der anästhesiologischen Klinik auch keine Seminare für PJler:innen, das fand ich etwas schade.
Insgesamt ist das Arbeiten in einer österreichischen Klinik meiner Erfahrung nach entspannter als in Deutschland. Die Ärzt:innen haben den Tag über nicht ganz so viel Stress und gehen fast immer pünktlich nach Hause. Ich konnte mir immer aussuchen, welche Aufgaben ich übernehmen möchte und durfte auch öfters mal etwas früher gehen. Ich hatte außerdem das Gefühl, dass man als PJlerin mehr wertgeschätzt wird als in Deutschland.
Graz ist eine unglaublich vielseitige Stadt! Am besten bringt man ein Fahrrad mit oder kauft günstig eins bei will-haben.at (österreichisches Ebay Kleinanzeigen), damit kommt man am schnellsten überall hin und das Radwegenetz ist super ausgebaut.
Kulturell hat diese Stadt unfassbar viel zu bieten: Es gibt ein tolles Theater und eine Oper, bei beidem bekommt man eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn noch last minute Studierendentickets für 6 €. Es gibt durch die Kunstuni eine große Jazz-Szene und auch viele klassische Konzerte, bei denen man häufig kostenlos reinkommt. Wer gerne ins Museum geht, sollte sich unbedingt das Kunsthaus, die neue Galerie und das Museum für Geschichte angucken. Als Studierende:r bekommt man für 11 € ein Jahresticket, das für fast alle Grazer Museen gilt.
Wer gerne Sport macht, kann in der Nähe Ski fahren, wandern, Mountainbiken, Rennrad fahren oder klettern. Am einfachsten kommt man überall mit dem Auto hin, aber auch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln lassen sich Skigebiete wie Schladming oder Stuhleck gut erreichen. Von Graz aus kann man super mit dem Zug oder Bus Wochenendtrips nach Budapest, Wien, Zagreb oder Ljubljana machen und selbst ans Mittelmeer nach Triest kommt man in 4 Stunden mit dem Flixbus.
Bewerbung
Die Bewerbung erfolgt über das International Office der Medizinischen Universität Graz und kann nur stattfinden, wenn eine Förderung über Erasmus+ Praktikum erfolgt. Man kann sich erst 7-8 Monate im Voraus per E-Mail an [email protected] bewerben. Die Bewerbung sollte die gewünschte Klinik, den gewünschten Zeitraum, Lebenslauf und Motivationsschreiben enthalten. Die Mitarbeitenden des International Office antworten sehr zuverlässig. Ich habe bereits innerhalb von 10 Tagen eine Zusage erhalten.
Weitere Infos zur Bewerbung gibt's hier: https://www.medunigraz.at/famulatur/praktikum-an-der-med-uni-graz