In dieser Klinik durfte ich sehr unterschiedliche Erfahrungen sammeln. Diese waren mal positiv mal negativ, je nach dem wo und mit wem man eingeteilt ist.
Angefangen habe ich auf der B3 (Kardio/Angio/Diabetes). Auf dieser Station ist leider der Kontakt zur Pflege sehr schlecht. Natürlich gibt es immer mal nettere mal nicht so nette Kollegen, jedoch hat die B3 was das angeht eher ein strukturelles Problem. Die Kommunikation war in beide Richtungen sehr erschwert. Die Pflege ist stark überlastet und das merkt man sehr im Umgang mit Patienten, Aerzten und auch untereinander. Ich habe mich oft nicht getraut Fragen zu stellen, da man als PJler schnell angeschnauzt wurde. Es wurden Augen verdreht und manchmal gabs auch einfach ein "Jetzt nicht" als Antwort. Wie gesagt es gab auch Ausnahmen, aber das war leider eher der Hauptton, auch Assistenzärzten gegenüber. Oberärztlich sind die Angio und Diabetologie ganz gut aufgestellt wenn ich das richtig mitbekommen habe. Auf der Kardio ist es leider etwas chaotischer. Wir hatten insgesamt 3 Oberärzte, die immer abwechselnd da waren. Das hat die Visiten oft in die Länge gezogen, da man sich immer wieder in einem neuen Team in die Fälle einarbeiten musste. Die Mitarbeit mit den Assitenzärzten war meistens sehr gut, da man recht schnell ein Team wurde. Morgens gehörte zu meinen Aufgaben die Blutentnahmen (hier kann es auch passieren, dass man manchmal die ganze Station übernehmen muss, wenn die anderen keine PJler haben), Flexülen legen, bei Visite den Verlauf mitschreiben. Bei Visite wurden oft nochmal Labore angemeldet, die man gleich danach oder währenddessen abgearbeitet hat. Danach hat man sich meistens an Briefe gesetzt und zwischendurch Flexülen gelegt. Nachmittags kamen meistens noch die Aufnahmen und um 15 Uhr ist man zur Nachmittagsbesprechung und hat seine Patienten dem Dienst übergeben. Das habe ich meistens übernommen, da die Assistenzärzin oft noch mit den Aufnahmen beschäftigt war. Nicht selten ist man danach noch auf Station gegangen und hat noch hier und da mal ne Aufgabe bekommen. Die Krankheitsbilder waren hier nicht super vielfältig, Herzinsuffizienzen, Klappenvitien, Pneumonien, HWIs. Auch sehr viele PatientInnen die aufgrund von pflegerischer Ueberforderung aufgenommen worden sind und die auf einen Pflegeplatz gewartet haben.
Auf der Onko waren die Abläufe sehr ähnlich. Hier ist die C3 eine komplett onkologische Station welche sich von 3 Aerzten aufgeteilt wird. Ist einer krank und es gibt keine Vertretung "durfte" man eine Seite übernehmen. Dies hat Vor- und Nachteile. An sich ist das recht gut machbar. Der Chefarzt macht mit einem Visite und gibt auch oft selber Anordnungen nebenbei ein. Meistens stellt man dann Konsile, schreibt Briefe etc. So kann man sich langsam an das Führen eigener Patienten rantasten, ohne die komplette Verantwortung zu übernehmen. Jedoch gibt es Kollegen, die es leider nicht schaffen, Briefe für Patienten die teilweise schon seit 3 Wochen liegen zu schreiben oder wenigstens schonmal anzulegen. Und dann sitzt man als PJler da und versucht einen 3-Wöchigen klinischen (meistens gar nicht so unkomplizierten) Verlauf über einen Patienten den man 5 min gesehen hat, zu schreiben. Auf die Hilfe der anderen Assistenzärzte kann man sich leider oft auch nicht verlassen, da diese selber zu tun haben und den Patienten häufig auch nicht kennen. Und wenn der Brief dann gegen Mittag irgendwann dann fertig ist, muss dieser vom Chef noch freigegeben werden. Meistens kommt er erst nachmittags dazu. Der Verlauf wird dann kommentarlos korrigiert oder komplett gelöscht und neu geschrieben. An solchen Tagen habe ich die Klinik auch gerne mal gegen 17 Uhr verlassen.
Auch hier trifft man die üblichen Krankheitsbilder wieder. Onkologisch habe ich jetzt nicht so super viel dazu gelernt.
Zwischendurch habe ich noch in dir Notaufnahme und auf Intensivstation für jeweils eine Woche rotiert. Zwischendurch kann man auch gerne mal NEF fahren. Dies kann ich wirklich sehr empfehlen. Man bekommt ne kleine Auszeit von der Stationsarbeit und lernt hier dafür meiner Meinung nach recht viel, wenn es denn was zu tun gibt. Das ist leider immer sehr unterschiedlich.
Das Haus insgesamt fand ich von der Grösse sehr angenehm. Nach einigen Wochen kannte man da gefühlt schon jeden. Die Hierarchien sind hier recht flach. Bei Fragen kann man auch jeden Oberarzt anrufen. Der Chef ist sehr nett und engagiert. Man bekommt kostenlos Frühstück, Mittagessen und Abendbrot als Lunchpaket. Die Unterkunft ist völlig in Ordnung für den Preis.
Im Allgemeinen kann ich das Haus für den Anfang empfehlen, wenn Innere nicht das Wunschfach ist. Man lernt erstmal ganz gut auf Station klarzukommen. Es ist pro Abteilung immer nur ein PJler da, so hat man immer was zu tun. Auch bei Punktionen darf man recht schnell ran.
Falls man Innere machen will muss man sich selber überlegen, ob einem das eingeschränkte Spektrum der Krankheitsbilder genügt.