Der Schweizer Begriff für PJler oder jeden Medizinstudenten, egal in welchem Studienjahr ist UHU. Die Abkürzung steht für Unterhund. Allein das spricht schon mal für sich. In der Schweiz wird nicht zwischen einem Famulanten im 5. Semester und einem PJler im 3. Tertial unterschieden, was meiner Meinung nach für ein paar Unstimmigkeiten sorgt.
An sich gab es überhaupt keine Einarbeitung. Vor Ort war keiner für einen zuständig. Keiner der Ärzte wusste, dass man kommt, außerdem sind die Ärzte nicht für die Einarbeitung der Unterassistenten zuständig, sondern die anderen Unterassistenten, was schwierig ist, wenn zu dem Zeitpunkt keine/wenig andere da sind. Man hat an sich recht wenig mit den Ärzten zu tun, im Vergleich zu anderen Praktika, die ich gemacht habe. Manche geben sich Mühe den Namen zu lernen, aber es kommt auch vor, dass man von manchen Ärzten nach 3 Monaten gefragt wird, ob man gerade seinen ersten Tag hat (anscheinend wurde man in den 3 Monaten noch nicht wahrgenommen).
Im OP ist es recht ähnlich wie in anderen OPs und chirurgischen Abteilungen, in denen ich bis jetzt war. Man darf mal mehr, mal weniger. Haken halten, Saugen, mal zunähen. Die OTAs sind prinzipiell sehr nett. Es ist leider oft so, dass Unterassistenten wenig im OP eingeplant werden, weil es recht viele Assistenzärzte gibt, die dann eingeplant werden. Das sorgt dafür, dass man sich fair aufteilen muss auf die wenigen OPs, die es gibt, was nicht immer gut funktioniert. An manchen Tagen ist es umgekehrt recht stressig, weil viele UHUs im OP gebraucht werden, das kam aber schon sehr selten vor. Der/Diejenige mit dem Pikett Telefon muss alle anderen Unterassistenten koordinieren, was sehr nervenraubend sein kann. Das Pikett Telefon selbst darf unter keinen! Umständen jemals in den OP Trakt gelangen (ausser im Dienst), was recht schwierig zu handeln ist, sobald doch jemand im OP gebraucht wird und man als einzige Personen mit dem Pikett Telefon noch Kapazitäten hat. In den 4 Monaten war ich bei ca. 30 OPs, was ich jetzt nicht als sonderlich viel empfinde und auch schon mal in einem Monat Famulatur in der Orthopädie/Chirurgie locker übertroffen habe. (Das sind ca. 1,8 OPs pro Woche).
Station: es heißt, dass immer ein Unterassistent zu allen Zeiten auf Station sein soll. Hier haben wir allerdings recht wenig Aufgaben, sodass man oft einfach rumsitzt und Däumchen dreht. Ansonsten muss man Botengänge machen und viele Studienaufklärungen (meiner Meinung nach sollten Studienaufklärungen der Studienarzt machen und nicht die Studenten). Chefarztvisite ist jeden Mittwoch.
Die Sprechstunde muss man sofort ohne Einarbeitung selbst machen. Man macht den gleichen Job wie ein Assistenzarzt und soll nach nur kurzer Rücksprache mit einem Oberarzt, Patienten bearbeiten. Rezepte ausstellen für Medikamente und deren Dosierung, Zuweisungen machen, den Bericht schreiben, weitere Verordnungen ausstellen, Arbeitsunfähigkeit ausstellen, evtl. OP Aufklärung machen etc. Man kommt gut rein, aber der Anfang ist ohne Einarbeitung und Rücksicht sehr sehr schwer. Teilweise macht es mit der Zeit "Spaß" weil es der einzige Ort ist, an dem man selbstständig arbeitet, aber ist ist auch der Ort an dem man am meisten Arbeitsstunden absitzt. Hier hab ich bestimmt 90% meiner Zeit verbracht, was das ganze sehr repetitiv macht und mit der Zeit sehr öde.
Die Arbeitszeiten sind sehr umfangreich. Von Montag bis Freitag arbeitet man jeweils von 7:10 bis offiziell 17:40 Uhr. Ab 17:00 ist meistens die Nachmittagsbesprechung fertig, theoretisch würde man dann nach Hause gehen und sich Ausstempeln mit seinem Badge, hätte man eine Menge Minusstunden zusammen. Also kann man entweder noch 40 min rumsitzen oder Wege finden, mit denen man sich "widerrechtlich" von zu Hause aufstempeln kann.
Jeden Tag ein UA von Dienstschluss bis Dienstbeginn des nächsten Tages Rufbereitschaft und wird bei Bedarf in den OP gerufen. Auch an den Wochenenden hat jeweils ein UA Bereitschaftsdienst, das ist dann von Freitag 17 Uhr bis Montag 7 Uhr früh durchgehend. So kommt dann ein wirklich beachtliches Arbeitspensum zusammen. Die Arbeitszeiten werden elektronisch streng registriert. Regelhafte Kompensation ist nicht vorgesehen für die Rufbereitschaft. Erst ab 10 Überstunden, bekommt man einen freien Tag. Wenn man nachts angerufen wird z.B. um 3 Uhr früh - 6 Uhr früh, ist ebenfalls keine Kompensation am nächsten Tag vorgesehen, man soll trotzdem erscheinen. Ausserdem gibt es die Regelung, dass wenn man Rufbereitschaft hatte, man am nächsten Tag sogar eine halbe Stunde früher! erscheinen soll, um einem Assistenzarzt bei der PräOP Visite zu helfen. Diese brauchen in der Regel keine Hilfe, weil es oft nur 2-3 Patienten sind, sodass diese halbe Stunde extra sehr unnötig erscheint.
In der Rufbereitschaft verdient man 6 CHF/h, sobald man in den Einsatz gerufen wird verdient man aber 0 CHF/h, weil man die Überzeit als Überstunden aufgeschrieben bekommt und ab 10 Überstunden einen Kompensationstag bekommt. Das ist dann die Argumentation dafür, dass wir dann gar nicht bezahlt werden in der Zeit in dem man am Wochenende im OP steht. Theoretisch verdient man mehr Geld, wenn man sich einfach nicht einstempelt in der Zeit, die man im Pikett gerufen wird.
Das Team an sich ist ganz nett, aber recht groß. Die Atmosphäre ist an sich auch eher nicht so persönlich. Die Oberärzte sind im großen und ganzen sehr nett und freundlich. Erklärt wird leider trodem sehr selten. An sich ist es extrem schwer als Unterassistent im Team Fuß zu fassen, selbst nach 4 Monaten hat man den Eindruck noch nicht ganz Teil des Teams zu sein. Im Trauma Team ist man am meisten integriert, weil die Trauma Sprechtsunde jeden Tag ist und man öfter im OP beim Trauma Team aushilft. Das Schulter Team zum Beispiel kennt man aber nur vom sehen, weil man sowohl in der Sprechstunde als auch im OP als UA eher unerwünscht ist, bzw. sehr viel erwartet wird, sodass man auch eher ungerne freiwillig da hin geht.
Sonstiges:
Das Computerprogramm Epic ist mega, wenn man sich mal damit auseinander gesetzt hat.
PJ Teaching gibt es leider nicht regulär. Im Rahmen der Nachmittagsbesprechung gibt es für die Assistenzärzte einen Journal Club und ein Repetitorium, ist aber eher passiver Frontalunterricht, teilweise war es ganz interessant, teilweise sehr spezifisch.
Der Nahtkurs an Schweinfüßen, der für alle UHUs unabhängig von der Abteilung angeboten wird, war super.