Ich durfte mein Wahltertial im wunderschönen Krankenhaus Agatharied verbringen und kann jedem, der sich für die Anästhesie interessiert, ein Tertial hier nur wärmstens empfehlen.
Von Tag 1 an wird man herzlich in das Team aufgenommen, bekommt wahnsinnig viel gezeigt und erklärt und lernt dadurch unglaublich viel.
Der Arbeitstag beginnt immer um 7:45 Uhr mit einer kurzen Morgenbesprechung, anschließend geht es weiter in den OP oder auf die Intensivstation.
Ich habe zuerst mit einer Rotation in den OP gestartet. In Agatharied gibt es 7 OP-Säle mit einem großen Spektrum an Eingriffen. Man ist dort bei der Einleitung dabei und darf hier relativ schnell unter Supervision Masken beatmen, Intubieren (konventionell/ video-assistiert) oder LAMAs legen sowie Magensonden einführen. Auch Regionalanästhesieverfahren kommen in Agatharied regelmässig zum Einsatz, sodass man diese oft sieht, gut erklärt bekommt und zum Teil sogar gemeinsam mit den Anästhesisten durchführen darf. Während der OP an sich ist man dann für die Einstellung der Beatmungsmaschine und die Überwachung des Monitors zuständig, führt das Anästhesieprotokoll und darf Vorschäge zum Kreislaufmanagement des Patienten machen. Nebenbei bleibt immer Zeit für Fragen, die alle aus dem Team ausführlich beantworten. Man merkt, dass Lehre hier großgeschrieben wird und alle bemüht sind, dir möglichst viel beizubringen.
Gegen Ende der OP kann man dann Relaxometrien durchführen und die Narkose langsam beenden, bevor es ans Extubieren und Ausschleusen geht, was man unter ständiger Supervision und Teaching auch selbst machen darf. Die Zeit im OP war für mich daher wirklich mit einer steilen Lernkurve verbunden und alles andere als langweilig.
Anschließend hatte man für einen Monat noch die Gelegenheit, auf die interdisziplinäre Intensivstation des Krankenhauses zu rotieren. Ich habe mich bereits im Vorfeld sehr auf diese Zeit gefreut und wurde nicht enttäuscht: Nach ca. einer Woche Einarbeitung darf man auch hier eigene Patienten betreuen und kann sich so intensiv mit den Krankheitsbildern auseinandersetzen und eine strukturierte Patientenvorstellung üben. Jeden Tag findet eine ausführliche Visite mit den Oberärztinnen statt, bei der ich persönlich immer viel mitnehmen konnte, weil sie wahnsinnig viel und gut erklären und man jederzeit die Möglichkeit hat, Fragen zu stellen. Zusätzlich hat man auf der Intensivstation auch die Möglichkeit, selbst mal einen ZVK/ Arterie zu legen, Pleurapunktionen durchzuführen und ein Herzecho durchzuführen. Ich hab außerdem einige TEEs gesehen, eine Kardioversion, eine Tracheotomie und vieles mehr. Das Spektrum der diagnostischen und therapeutischen Interventionen ist hier wirklich vielfältig.
Gegen Ende meines Tertials bin ich noch für 1 Woche auf die Palliativstation rotiert. Auch hiervon kann ich nur Positives berichten, das Team hat mich sehr herzlich aufgenommen und ich konnte in der Woche einiges lernen, hab viel erklärt & gezeigt bekommen, was man im späteren Berufsalltag unabhängig von der Fachrichtung definitiv gebrauchen kann.
Zusätzlich gibt es in Agatharied ein breites Angebot an interdisziplinären Fortbildungen. Der Chefarzt der Notaufnahme macht einmal die Woche einen Vortrag zu verschiedenen Themen, u.a. Medizinrecht. Weiterhin gibt es FB von der Inneren Medizin, der Chirurgie sowie der Anästhesie, je einmal pro Woche. Alle sind wirklich lehrreich und in meiner Zeit dort auch nur selten ausgefallen.
In der gesamten Klinik herscht ein unglaublich angenehmes Arbeitsklima und man merkt, dass die Menschen hier gerne arbeiten. Das gesamte Team ist sehr an der Lehre interessiert, bringt dir wirklich viel bei und du darfst oft selbst praktisch tätig werden.
Für mich hätte mein Einstieg ins PJ mit meinem Tertial in Agatharied nicht besser laufen können und ich kann es zu 100% weiterempfehlen. Die Zeit ging viel zu schnell vorbei!