Es gab lange keinen Bericht mehr über die Gynäkologie, daher ist meiner etwas ausführlicher. Am Ende findet ihr aber eine Pro/Kontra Liste.
Um 7 Uhr ging die Visite auf der gyn. Station los, meist waren so 1-8 Patientinnen stationär, die. meisten postoperativ oder im Rahmen von Nebenwirkungen der Chemotherapien. Um 7.30 Uhr erfolgte die Übergabe, bei der Geburten in der Nacht, Notfälle, der OP-Plan etc. besprochen wurde. Einmal die Woche fand eine kurze interne Fortbildung statt. Morgens wurde auch die Einteilung für den Tag getroffen: OP, Sprechstunde (2x wöchentlich), Gyn. Station, Geburtsstation und
Chemotherapie. Meist wurden mehrere Bereiche von einer Assistenzärztin betreut. Nach der Besprechung ging die Visite auf der Geburtshilfe los, einmal die Woche mit der CÄ zusammen mit den Kinderärzt:innen, inkl. Neonatologie. In Wismar werden Kinder ab der 32. SSW geboren und betreut.
Als PJlerin war ich recht frei in der Auswahl meiner Tätigkeit. Meist habe ich mir die Arbeit selbst gesucht, was aber nicht schlimm war, denn so konnte ich mir gezielt raussuchen, was mich interessiert. An manchen Tagen war ich den gesamten Tag für den OP eingeteilt, an manchen nur für eine OP, wo eine zweite oder erste Assistenz benötigt wurde.
Nun zu den einzelnen Bereichen:
Die Sprechstunde wurde von den Assistenzärztinnen betreut, dort war es immer recht stressig und voll, wenn man Glück hatte, konnte man dort die Patientinnen schallen oder untersuchen. Dort wurden vor allem OPs geplant etc. Zudem gab es 2x wöchentlich die CÄ-Sprechstunde (Mamma) und 1x wöchentlich die Urogyn-Sprechstunde.
Im OP war ich zunächst eher als 2. Assistenz bei bspw. Sectiones oder vaginalen HEs eingeteilt, später auch als 1. Assistenz bei Sectiones, Mamma-OPs, Laparotomien oder Laparoskopien. Dort konnte ich auch nähen sowie kleinere Eingriffe selbst machen. Einige OP-Schwestern sind etwas unfreundlich, aber daran gewöhnt man sich, es liegt meist nicht an einem selbst (sie sind auch zu den Assistentinnen so). Wichtig zu erwähnen: in Wismar werden auch Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt, bei denen man dann meist das Sonogerät halten kann. Ich wurde am Anfang gefragt, ob ich das will, ansonsten hätten sie auch einen anderen geholt.
Auf der gyn. Station bestand die Arbeit meist aus Briefe schreiben und Entlassungen vorbereiten. An manchen Tagen musste man auch den Assistentinnen beim Bearbeiten der Tumorkonferenzen, die immer Montag Mittag stattfanden, helfen. Das war zeitweise eine lästige Aufgabe, da die Tumorkonferenz-Protokolle noch an die einzelnen Praxen gefaxt werden mussten und dafür mal ein halber Vormittag drauf ging. Wenn Patientinnen über die Notaufnahme vorstellig wurden,
konnte ich bei diesen eine Anamnese erheben und im Beisein der Ärztinnen selbst untersuchen (Ultraschall, Spekulum-Einstellung etc.). Danach haben wir die Patientin meist besprochen und ein weiteres Procedere festgelegt - OP, stat. Aufnahme oder Entlassung. Nach abdominalen OPs konnte ich bspw. Nieren- und Restharnsonographien durchführen.
Auf der Geburtenstation konnte ich auch bei Geburten helfen. Die Hebammen sind sehr nett, auch wenn der Kontakt zu ihnen manchmal etwas schwieriger ist. Ansonsten konnte ich zu den Geburtsplanungen mitgehen, die Schwangeren schallen und über die Geburten aufklären, zum Ende des Tertials auch recht selbstständig. Weiterhin konnte ich die Patientinnen Abschluss untersuchen, bei den Patientinnen mit Sectiones am Ende auch die Abschlusssonographie
selbstständig machen (immer in Rücksprache und Präsentation der Befunde einem der OÄ). Aber auch hier bestand die Arbeit teilweise aus Büroarbeit (Entlassbriefe schreiben).
Chemotherapie: Jeden Tag gab es 1-3 Patientinnen, die zur Chemotherapie ambulant kamen. Diese wurden untersucht und ich durfte dann bspw. den Port anstechen. Die Blutentnahmen werden meist von der Pflege übernommen, wenn diese keine Zeit oder es nicht schafft, wurde ich gefragt. Flexülen auf der Geburtstation legen meist die Hebammen, auf der gyn. Seite war das ärztliche Aufgabe.
Von den Assistenzärztinnen wurde ich gut aufgenommen und ins Team integriert. Auch mit den OÄ und der Chefin war der Umgang sehr gut, so durfte ich gegen Ende immer mehr selbstständig durchführen. Einige Ärztinnen sind etwas fordernder und barscher im Umgangston, das ist nicht immer leicht, auch für die Assistentinnen. Meist konnte man von ihnen viel lernen, sofern man Interesse und Engagement zeigte. Es gab Tage, an denen war recht viel los, gerade im Winter mit einem hohen Krankenstand. An anderen Tagen war es dafür weniger stressig. Ich hatte auch die Möglichkeit, an Nachtdiensten teilzunehmen und wurde dort auch zu Geburten gerufen.
Insgesamt hat man in Wismar 8 Studientage, die man sich frei einteilen kann (nach Absprache). Dadurch, dass man ein eigenes Telefon hatte, war ich auch gut erreichbar. Mir hat das Tertial sehr gut gefallen, da alle bemüht waren, einem etwas beizubringen. Vor allem die Chefin und die OÄ sind sehr engagiert, was die gelegentlich schwierige Situation mit anderen Ärztinnen wieder ausgleicht.
Zur Klinik:
Ich war größtenteils die einzige Studentin in der gesamten Klinik, sodass ich in den wöchentlichen Seminaren meist die einzige war, was bei Sono-Kursen bspw. sehr von Vorteil war. Die PJ-Beauftragte der Klinik ist sehr bemüht, dass die Seminare wöchentlich stattfinden. Leider bietet die Klinik (noch) keine Unterkünfte an. Ich bin damals nach Wismar gezogen. Es gibt eine Hochschule mit Studierendenwerk und Wohnheimen, vielleicht bekommt man dort eine Unterkunft.
Zu Wismar:
Die Stadt ist eine kleine Hansestadt mit einer wunderschönen Altstadt direkt an der Ostsee, vor allem im Sommer ist dort recht viel Tourismus. Lübeck, Schwerin und Rostock sind etwa 1 Stunde von Wismar entfernt. In Wismar gibt es viele Cafes und Restaurants, aber leider weniger Bars.
Pro:
- viel selbstständige Arbeit möglich
- eigene Untersuchungen
- viel Ultraschall möglich
- erste Assistenz im OP (Nähen, Koagulieren etc.)
- Blutentnahmen werden meist von der Pflege übernommen
- Nachtdienste möglich
Kontra:
- oft viel Schreibarbeit und Botengänge
- gelegentlich im OP und zwischen den Ärztinnen rauer Umgangston
- es gab auch Tage, an denen nicht viel los war