PJ-Tertial Chirurgie in Klinikum Fulda (11/2024 bis 3/2025)

Station(en)
Gefäßchirurgie, Unfallchirurgie, Allgemeinchirurgie
Einsatzbereiche
Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme, OP, Station
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Das Chirurgie Tertial war für mich wie für viele das lästige Pflichttertial, von daher bin ich mit Null Erwartung rein gegangen und wurde tendenziell eher positiv überrascht.

Zu Beginn bekommt man drei Einführungstage, an denen einem alles gezeigt wird, man bekommt Spind, Chip, Zugang und und ein paar Fortbildungen wie man mit Medico arbeitet, Notfallmedizin, Hygiene, usw. Das PJ in der Chirurgie gliedert sich in 2 Wochen Gefäßchirurgie, 7 Wochen Unfallchirurgie und 7 Wochen Allgemein- und Viszeralchirurgie, wovon man 4 Wochen auf der IPSTA verbringt.

GCH:
Ich fing mit den zwei Wochen Gefäßchirurgie an (aufgrund der Einführungstage war es eher eine Woche). Man fängt um 7.15 Uhr mit der Visite an, anschließend gibt's eine kurze Röntgenbesprechung und danach ist man flexibel. Ich hatte das Glück, dass neben den üblichen männlichen Assistenzärzten Erika da war, die mir sehr viel erklärt, gezeigt hat und selbstständiges Arbeiten gefördert hat. Die Männer haben tatsächlich wie vorherige Berichte andeuten nicht wirklich Lust einem viel zu zeigen. Von daher war ich viel auf Station, hab Verbandswechsel und Visiten mitgemacht, mich an meinen ersten Arztbriefen versucht oder in der Sprechstunde mitgeschaut. Im OP war ich weniger, aber die 1-2 mal die ich da war dufte ich mit an den Tisch und Drainagen annähern. Die Oberärzte sind alle sehr nett und erklären gerne viel. BEs hielten sich bei mir in Grenzen, ich habe aber mitbekommen, dass das bei der PJlerin nach mir wesentlich mehr war, kommt also scheinbar drauf an ob gerade ein PA da ist.

UO:
Die Unfallchirurgie startet mit der Frühbesprechung um 7.20 Uhr, anschließend geht's zur Röntgendemo und danach in den OP. Wir sind immer 5min früher gekommen um schon mal einen Blick auf den OP Plan zu werfen und sich untereinander abzusprechen. Bei Knie-TEPs und Hüften ist immer ein Student mit eingeteilt, die Ärzte haben aber auch in der Zeit als ich alleine auf Station war darauf geachtet, dass ich nie von 8-16 Uhr durchgehend im OP stand. Wenn OPs länger dauern als 16 Uhr wird man eigentlich immer ausgelöst. Generell sind hier alle super lieb und erklären auf Nachfrage auch gerne. Selber nähen durfte ich nie, im allerseltensten Fall mal knoten.
Auf Station war ich sogut wie garnicht, nur wenn angerufen wurde um noch ein zwei Blutentnahmen zu machen oder eine Nadel zu legen, das haben sonst in der Regel die PAs gemacht. Die Sprechstunden im MVZ waren noch ganz cool, besonders die von Dr. Buhl kann ich weiterempfehlen.
Wenn ich Zeit hatte, war ich meistens in der Notaufnahme, da man dort am meisten machen konnte. Ich habe Patienten untersucht, dokumentiert, genäht und einmal eine Kniepunktion gemacht. Hängt aber stark davon ab, welcher Assistenzarzt gerade da ist.

AVC:
Die AVC startet theoretisch mit der Visite gegen 7.15 Uhr, wir sind meistens früher gekommen und haben schonmal mit Blutentnahmen angefangen. Theoretisch gibt es auch hier eine Stationshilfe, die das macht, aber Hilfe wird schon erwartet. Versucht trotzdem mit auf Visite zu gehen und nicht alles wegen den BEs zu verpassen. Nach der Visite findet die Morgenbesprechung statt, danach macht man die restlichen BEs oder geht in den OP. Auch hier sind Studenten meistens fest mit eingeplant für die obligatorischen Schilddrüsen und Leber halten beim Schlauchmagen. Ab und zu steht ein Whipple oder eine Ösophagusresektion auf dem Plan, die gehen dann lange, mir wurde aber immer freigestellt zu gehen wenn es zu lang wurde. Es gibt mehrere Sprechstunden, die ganz spannend sind (Adipositassprechstunde, proktologische Sprechstunde...), die sich auf jeden Fall lohnen.

IPSTA:
IPSTA ist eine interprofessionelle Ausbildungsstation, auf der man selbstständig maximal fünf Patienten unter ärztlicher Supervision betreut. Meistens sind zwei PJler eingeteilt, man besetzt also nur den Frühdienst bis 15.15 Uhr, manchmal ist auch nur ein PJler alleine auf der IPSTA. Bei Drei gibt es Früh- und Spätdienst.
Der Stationsalltag startet um kurz vor sieben damit, dass man sich auf den neusten Stand bringt hinsichtlich Befunden und was gestern noch passiert ist, um 7 ist Übergabe der Pflegeschüler und danach Visite. In der Frühbesprechung der AVC macht man immer eine Übergabe in großer Runde an die Ärzte, klingt aber schlimmer als es ist. Danach erledigt man alles was so als Stationsalltag anfällt, BEs (idr nur bei den eigenen Patienten!), Briefe schreiben, Konsile anordnen, Verbandswechsel und vieeel telefonieren. Um 13.30 ist Übergabe der Pflege an den Spätdienst und danach nochmal eine Visite, um 15.15 ist theoretisch Schluss. Im OP ist man während der IPSTA Rotation idr nicht eingeteilt, wenn sie sonst keinen PJler oder Famulanten auf Station haben, kommt es aber trotzdem mal vor.

Ich muss ehrlich sagen, ich fand IPSTA ganz nett, aber es hat mich nicht ganz so gecatcht wie erhofft. Man kann schon einiges mitnehmen, in erster Linie habe ich gelernt wie ein Stationsalltag strukturiert ist, an was ich alles hinsichtlich der Patientenbetreuung denken muss und wer alles mit eingebunden wird. Ich habe meine Kommunikationsskills im Patienten- und Angehörigengespräch verbessert (man ist ja immer der erste Ansprechpartner für alles, kann sich aber natürlich immer Hilfe dazu holen). Man lernt ein bisschen penetrant zu sein wenn man zum X. mal im Röntgen anruft damit endlich die Untersuchung läuft und damit umzugehen unfreundliche Telefonate zu führen. Spannend war auch so eng mit der Pflege zusammen zu arbeiten, man teilt sich ja das gleiche Stationszimmer und ich habe dadurch auch viel von pflegerischer Seite gelernt.
Die verantwortlichen Betreuer waren stets bemüht, trotzdem gab es häufig Momente in denen keine Ansprechperson verfügbar oder nur jemand vor Ort war, der nicht so richtig Bock auf IPSTA hatte. Wir hatten auch das Pech, dass eine unserer Patientinnen ein Dauerbrenner war und die 20. Vorstellung in der Frühbesprechung und Visite dann irgendwann etwas zermürbend war. Aber im Prinzip ist IPSTA sehr gut um zu lernen Eigenverantwortung zu übernehmen und mal einen richtigen Stationsalltag zu erarbeiten, anstatt nur danaben zu sitzen und zuzuschauen...


Fazit:
+
- Das PJ war von vorne bis hinten super organisiert, frühe Informationen vor Start, DREI Einführungstage, vor IPSTA gab es bei uns auch einen Einführungstag
- Eigenen Spind, Zugang zu Umkleiden und Computerzugang (betrachtet man eigentlich als selbstverständlich, lernt man aber auch zu schätzen wenn man das alles nicht mehr hat, wie in meinem jetzigen Tertial)
- Wenige BEs und Flexülen, weil es auf fast allen Stationen Stationshilfen und PAs gibt
- Ich fand die Rotationen super, die bringen etwas Abwechslung rein und man nimmt aus allen Chirurgiedisziplinen das Wichtigste mit.
- IPSTA und Notaufnahme cool vom Aufgabenbereich, weil man mal was anderes macht als nur Haken halten und Blutentnahmen
- Die allermeisten Ärzte sind sehr lieb (gibt 1-2 Ausnahmen), selbst die Chefärzte sind in Ordnung. Mich hat im OP nie jemand blöd angemacht wenn ich mal den Haken nicht stramm genug gehalten habe oder der Kreislauf Probleme gemacht hat und man abtreten musste (passiert den Besten)
- Nach Absprache sind Hospitationen in anderen Bereichen möglich, ich war einen Tag in der Labormedizin (war auch ganz cool), andere waren aber auch mal eine ganze Woche woanders
- Großes Haus, es kommen einem auch ein paar sehr spannende Fälle vor die Nase
- Je nach Abteilung wurden Fehltage nicht so eng gesehen, meiner Erfahrung nach konnte man in der GCH und AVC ruhig mal einen Tag fehlen ohne dass es dirket aufgeschrieben wurde, die UCH war da strenger
- PJ Unterricht fand theoretisch regelmäßig statt

-
- Außerhalb von IPSTA habe ich mich im Chirurgie Tertial häufig gelangweilt, wenn ich nicht im OP war. Da die Teams größtenteils recht groß sind, ist es eher anonym und man wird wenig ins Team integriert und eingebunden. Eigeninitiative hilft natürlich ein bisschen, aber eben auch nur begrenzt. Mit Aussicht auf die nächste Rotation fand ich's aber immer aushaltbar. Es gab diesen einen Fall, wo ich als Chirurgiemuffel richig Bock gehabt hätte eine super spannende OP zu sehen und der auswärtige Operateur sogar nach einem PJler gefragt hat, ich wurde aber nicht angerufen. Das fand ich richtig schade
- Wenig aktives Teaching, der Großteil ist eben nur Haken halten im OP
- man darf (sogut wie gar) nicht selber nähen
- Habe es in 3/4 Fällen nicht zum PJ-Unterricht geschafft, weil ich im OP stand
- Richtig doof, Überstunden: selbst wenn man es theoretisch zum Unterricht geschafft hätte, bin ich oft nicht hin, weil man dadurch schon regulär länger bleiben musste: Man startet um 7/7.15 Uhr und PJ-Unterricht geht bis mindestens 16 Uhr. Für die Innere entspannt, die starten erst um 8, das heißt wir sind per se schon eine Stunde länger da. Und im OP steht man auch häufig bis nach vier, weswegen man sowieso schon genug Überstunden macht. Auch während IPSTA waren wir meist länger da, da man häufig nicht alles bis 15.15 Uhr geschafft hat und es keinen Spätdienst gab
- Essen nicht für alle kostenlos, siehe unten


Freizeit, Essen, sowas:
Fulda ist eine schöne Kleinstadt mit dem typischem Kleinstadtflair. Durch die große Hochschule gibt es ein gutes Freizeitangebot und zahlreiche kleine Cafés und Restaurants (die übrigens allesamt bombe waren). Bei schönem Wetter sind Ausflüge in die Rhön ein Muss um Wandern zu gehen oder Fahrrad zu fahren.
Theoretisch gibt es Wohnheimzimmer für 15€/ Monat, dazu kann ich aber nichts sagen, da ich dort nicht gewohnt habe. PJler können eine Parkkarte bekommen für 1€/Tag (bzw. 15€/Monat wenn ihr im Wohnheim wohnt), um auf den Mitarbeiterparkplätzen zu parken, da das aber immer mal zu Schwierigkeiten geführt hat, habe ich häufig im kostenlosen Wohngebiet nebenan geparkt.
Mittagessen ist typisch Kantine meist nicht so der Knaller aber theoretisch umsonst, für mich als Bafög Bezieher leider nicht. Da das Essen im Vertrag und auf der Abrechnung aufgeführt ist, wird es aufs Bafög angerechnet. Finde ich total schade, dass wir da benachteiligt werden, weil wir häufig eh mit dem Geld schauen müssen. Ich bin nicht so gut informiert, aber ich glaube, das ist in vielen Häusern leider so. Eine andere PJlerin hat deshalb drauf verzichtet und angeregt ob das nicht irgendwie geändert werden kann, vielleicht passiert das in Zukunft. (Notiz am Rande für Bafög Bezieher, die es noch nicht wissen: auch das PJ-Gehalt wird immer fast komplett aufs Bafög angerechnet, anders als zb Minijobs.)


Insgesamt fand ich mein PJ in der Chirurgie in Fulda gut, ich kanns mit gutem Gewissen jedem weiterempfehlen :)
Bewerbung
Über das PJ-Portal, man bekommt dann frühzeitig alle Informationen per Post zugeschickt
Unterricht
3 x / Woche
Inhalte
Sonst. Fortbildung
Fallbesprechung
EKG
Repetitorien
Tätigkeiten
Mitoperieren
Blut abnehmen
Patienten untersuchen
Briefe schreiben
Notaufnahme
Untersuchungen anmelden
Eigene Patienten betreuen
Braunülen legen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Essen frei / billiger
Kleidung gestellt
Unterkunft gestellt
Gehalt in EUR
400

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
2
Unterricht
2
Betreuung
2
Freizeit
2
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
2

Durchschnitt 2