PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in KSSW Sursee (12/2008 bis 3/2009)
Station(en)
6
Einsatzbereiche
Station, OP, Notaufnahme
Heimatuni
Aachen
Kommentar
Keine Ahnung, wie manche von den vorherigen Kommentaren zustande gekommen sind. Zumindest sollte man schon motiviert sein und wissen, dass in der Schweiz mehr verlangt wird als in Deutschland. Als "UHU" = PJler hat man seine eigenen Aufgabenbereiche, wozu Aufnahmen und OP-Assistenz gehören. Die Einteilung kann man mit den anderen UHUs ausmachen, sich ganz um den OP zu drücken - wie das einige in Deutschland ganz gerne tun - ist aber ziemlich unmöglich, weil man wirklich gebraucht wird. Wie viel man arbeiten muss, hängt demzufolge davon ab, wie viele UHUs zu der Zeit da sind und die Arbeit unter sich aufteilen können. Man ist also ziemlich selbstständig und eigenverantwortlich, im Idealfall außerdem kollegial und erfährt dafür aber auch eine andere Wertschätzung. Die Visite bekommt man in der Regel nicht mit, weil die Assistenzärzte die zwischen ihren Einsätzen im OP machen und man selber auch meistens gut beschäftigt ist. Falls man doch die Zeit findet, ist es aber auch nicht "ungern gesehen" wie in einer Bewertung behauptet. Das hängt vermutlich vom entsprechenden Arzt ab. Wenn man eine Aufnahme gemacht hat, stellt man sie dem zuständigen Assistenzarzt vor und sieht sich den Patienten nochmal zusammen an. Das hatte für mich insgesamt einen besseren Lerneffekt als die bei uns übliche chirurgische Visite + chirurgische Aufnahme zusammen (die Aufnahmen sich sehr ausführlich!).
Das Team war unglaublich nett, und das fängt beim Chefarzt an! Die Fluktuation der Assistenzärzte ist recht hoch, das liegt aber an dem Schweizer System, das diese Rotationen bewirkt, nicht etwa am Arbeitsklima. Es gibt schon eine handvoll unangenehme bis unfreundliche Menschen, die gehören aber ausschließlich zur OP-Pflege und sind Deutsche.
Man bekommt sein eigenes Telefon und immer ein UHU hat an einem Tag Rufdienst. Das gilt auch fürs Wochenende und die Wochenenden können ganz schön anstrengend werden. Im Rufdienst ist man dafür erste Assistenz im OP und darf als Dank ab und zu mal bohren oder ähnliches. Ansonsten hilft man bei Bedarf in der Notaufnahme mit. Nähen lernt man auch ziemlich gut.
Das Spektrum umfasst Allgemein-/Ortho- und Unfallchirurgie. In der Allgemeinchrirugie wird viel Laparoskopisch operiert (bis hin zu Magenbypässen) und man kann sich mit seinen Kollegen so abwechseln, dass man alles mal gesehen hat.
Das Wohnheim ist wirklich schön renoviert und direkt am See gelegen. Jeder hat sein eigenes Zimmer mit eigenem Bad und die Etage teilt sich eine Küche.
Der Empfehlung des Krankenhauses, kein Auto mitzunehmen muss ich widersprechen. Das Krankenhaus liegt ca. 20 min Fußweg von Geschäften und vom Bahnhof entfernt und mit Skiern wird der Weg ganz schön lang. Das Problem ist nur das Parken, was sich im Winter durch den nicht benutzten Freibad-Parkplatz lösen lässt.
Insgesamt hatte ich dort eine super Zeit. Ich würde auch im Nachhinein nichts anders machen. Die Voraussetzung ist allerdings, dass man interessiert ist und seine Prioritäten nicht auf die Freizeit ausrichtet. Wer Mittags nach Hause gehen will (was ich gar keinem verübeln will) hat sein Paradies in Deutschland gefunden. In der Schweiz geht das ziemlich zu Lasten der Kollegen und das sollte man sich vor der Bewerbung überlegen!