Wir sind alle mit viel Engangement ins Innere-Tertial gestartet. Die Berichte auf Internetseiten versprachen eine gute Ausbildung mit guter Betreuung und einem hohen Lerneffekt. Tatsächlich mussten wir dann den gesamten Tag für das ganze Haus Blutentnahmen tätigen und Braunülen legen. Es ist klar, dass dies zu den Tätigkeiten des PJlers gehört (hat in anderen Häusern ja auch funktioniert), allerdings waren wir bei der Mittagsbesprechung meist immer noch nicht mit allen Braunülen fertig. Die Anzahl der beauftragten Blutentnahmen schnellte deutlich in die Höhe, seit PJler im Haus waren und kein Arzt war offenbar mehr selbst in der Lage, eine Nadel zu legen (oft auch sehr zum Leidwesen der Patienten, die auf ihre Medikation angewiesen waren). Wir waren nur damit beschäftigt, uns gegenseitig zu unterstützen und die Stationen abzulaufen. Leider haben unsere Beschwerden/Verbesserungsvorschläge auch bei den zugeteilten Tutoren/OA nicht viel bewirkt. Es hat eher noch das Verhältnis zu den Assistenten weiter verschlechtert. Das PJ-Logbuch ist eine gute Idee, nur konnten wir viele vorgeschriebenen Ziele nicht ausarbeiten, da die Zeit hierfür fehlte bzw wir diese Tätigkeiten nicht durchführen durften. Jeder Student sollte jeweils einen Tag in einen Funktionsbereich rotieren (Herzkatheter, Sono, Echo). Hier durften wir aber meist nicht am Vormittag hin, weil sonst keiner das Blut abgenommen hätte, in den Funktionsbereichen selbst wurde man meist auch ignoriert oder wieder weggeschickt, weil zu viel zu tun war.
Anscheinend war es zuvor nicht allen Assistenten bekannt, dass die PJler 300 Euro pro Monat Fahrgeld bekommen. (Pfaffenhofen: mind. 30 min vom HBF Muc + 15 min Fußweg; ich bin täglich ca. 50 km mit dem Auto angefahren). Es herrschte die allgemeine Überzeugung, dass PJler, die 300 Euro verdienen, erst recht auch alle Stationsarbeiten erledigen sollen. "Für euer Geld müsst ihr schon was arbeiten". Nicht selten gingen auch die Assistenten vor uns nach Hause. Nach 18 Uhr noch in der Klinik zu sein, war ebenfalls keine Seltenheit für uns. Die Betreuung einzelner Patienten war zwar zunächst vorgesehen, doch nahezu unmöglich. Wir haben Blut abgenommen während die Assistenten (meist ohne uns zu informieren) die Visite alleine gegangen sind. Nachmittags haben wir dann meist alle Aufnahmen gemacht und den Anamnesebogen am Computer ausgefüllt.
Die Fortbildungen wurden von Oberärzten bzw dem Chefarzt gehalten und fand 1x pro Woche statt. Diese waren das Highlight dieses PJ-Tertials. Wir haben auch versucht, zusätzliche Fortbildungstermine auszumachen, was natürlich wiederum von den Assistenten nicht gern gesehen war.
Insgesamt muss man sagen, dass sich die weite Anfahrt in die Klinik bei einem so schlechten Arbeitsklima, schlechter Stimmung und geringem Lerneffekt nicht lohnt. Die Bezahlung wurde uns manchmal täglich vorgehalten und stellte einen Rechtfertigungsgrund dar, warum wir bestimmte Aufgaben zu erfüllen hatten.
Zu den Fehlzeiten: Prinzipiell war es möglich, seine Lernzeit frei einzuteilen. Allerdings musste dies so erfolgen, dass immer ein PJler da war und es war nicht gern gesehen, wenn mehrere Studenten gleichzeitig weg waren. Man muss das also untereinander gut absprechen. Da wir zu unterschiedlichen Zeiten frei haben wollten, war es mir möglich, die Fehltage gesammelt am Ende zu nehmen.
Meine anderen beiden PJ-Tertiale haben mir übrigens sehr gut gefallen. Hier habe ich auch Blut abgenommen und bin oft länger geblieben als ich gemusst hätte. Aber das habe ich gern getan, weil man nicht das Gefühl hatte, nur ausgenutzt zu werden bzw ein Teil des Teams war. In Pfaffenhofen hatte man keine Chance, in das Team integriert zu werden. Ich finde es auch untragbar, wenn man morgens mit einem "guten Morgen" in den Besprechungsraum kommt und keiner darauf antwortet und alle betreten auf den Boden starren.
Insgesamt ein verlorenes Tertial! Schade, denn in der Inneren Medizin hätte man sicher einiges für sich mitnehmen können.
Bewerbung
Bewerbung lief über das reguläre Anmeldeverfahren der TU München.