PJ-Tertial Plastische Chirurgie in Montreal General Hospital (12/2010 bis 1/2011)

Station(en)
Konsiliardienst, Station, OP, Clinics
Einsatzbereiche
Station, OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme
Heimatuni
LMU Muenchen
Kommentar
Ich hatte eine unglaubliche Zeit in Montreal. Die Stadt ist einfach wahnsinn und die Leute sind so offen und herzlich, dass man sich gleich absolut wohlfühlt.

Bewerbung: die McGill University hat ein sehr professionelles Online-Bewerbungsverfahren, einfach "elective application McGill" bei google eingeben. Bewerbungszeitraum ist max. 9 bis mind. 5 Monate vorher. Man braucht eine ganze Menge Unterlagen (Referenzen, Sprachnachweis, Imppftiter, Mendel Mentoux etc.), aber Zähne zusammenbeißen und durch, es lohnt sich. Man kann sich nur zentral bewerben und wird dann einem Krankenhaus zugewiesen. CAVE: man überweist die Studiengebühren zu Beginn der Bewerbung und bekommt sie nur zurück, wenn es keinen passenden Platz gibt oder man seinen Platz nicht annimmt. Sobald man den angebotenen Platz bestätigt, gibt es die Kohle definitv NICHT mehr zurück, egal mit welcher Begründung. Also vorher gut überlegen.

Gebühren: 400 CAD pro Monat Uni, ca. 500 Euro Flug, 250 Euro Einreiseuntersuchung, und je nach Betriebsarzt nochmal bis zu 100 Euro für die Titerbestimmungen, Porto für den Visakram....also es kommt schon was zusammen. Tip: Bvmd vergibt Fahrtkostenzuschüsse.
Die Visageschichte ist auch eine Nummer für sich....also Visum beantragen (auch wenn man eigentlich keines braucht), da man sonst kein Formular für die Einreiseuntersuchung erhält (die man aber braucht), mit dem Formular nächsten akkreditierten Arzt aufsuchen, 250 Euro zahlen und warten bis alles seiner Wege geht und die Erlaubnis eintrudelt. Genug Zeit einkalkulieren (mind. 6 Wochen) und Meditationsübungen starten...

Zimmer: am besten über Craigslist suchen, 4 Wochen vorher ist ausreichend. Und wer auch ein bißchen Spaß haben will, sollte sich aufs Plateau konzentrieren :) Man kann gute Zimmer für 300 Euro finden.

Plastics team: ich hatte eine super Zeit, was sicher auch am Fachgebiet lag. In Kanada machen die plastischen Chirurgen viel, was man bei uns vermutlich nur in der MKG sieht und auch viel Unfallchirurgie. Ein OP-Tag pro Woche ist nur Handchirurgie, ein anderer fast nur Gesichtstraumata. Ansonsten rekonstruktive Chirurgie (richtig abgefahrene Sachen), bißchen ästhetische Chirurgie (Abdominoplastie etc.) und viel Brustaufbau nach Tumor.
Das Team betreut konsiliarisch alle Ulcera und sonstige komplizierte Wunden in der Klinik und sieht Hand- und Gesichtstraumata in der Notaufnahme. Wer will, darf auch in die anderen Kliniken zu einzelnen OPs (z.B. ins Children´s, wo die angeborenen Fehlbildungen operiert werden), da die plastischen Chirurgen als eingeschworenes kleines Team alle Kliniken zusammen betreuen. Im OP selbst kommt man eher weniger zum Zug, genäht habe ich nicht allzuviel.

Teaching: PJ-Unterricht im engeren Sinne gibt es nicht, aber da man zu einem Team aus drei Leuten gehört, wird einem viel unterwegs erklärt. Bildgebung wird nicht von den Radiologen, sondern den Chirurgen selbst befundet, insofern lernt man da auch einiges. Einmal pro Woche ist abends grand round, eine Art Journalclub, wo jeder der residents einen Vortrag über ein Teilgebiet hält. Da muss man als Student auch ran, man kommt aber mit ein bißchen Glück mit einer kleineren Fallpräsentation weg. Also nichts für schwache Nerven :)
Fast jeden Tag sind Clinics = Sprechstunden am Nachmittag und die sind wirklich erstmal anstrengend. 80 Patienten und mehr sind Durchschnitt. Man sieht als Student die Patienten erstmal selbst und stellt sie dann seinem Senior oder direkt dem Oberarzt vor. Also vorher nochmal die Anatomie der Hand angucken ist keine schlechte Idee :)

Arbeitszeit: ist schon härter als bei uns. Dienstbeginn um 6.30 Uhr mit Visite, Dienstschluss meist nach 18 Uhr. In der plastischen Chirurgie muss man als Student immerhin keine Dienste schieben.

Mittagessen: es gibt eine Mealcard mit sagenhaften 80 Dollar drauf, die gilt aber nur bis 10 und nach 4. Also ordentlich frühstücken und nachmitttags evtl. noch einen Snack.
Kittel selber mitbringen, außerdem ordentliche Kleidung, sprich: Lederschuhe (keine Sneakers), Stoffhose (keine Jeans), die Jungs Hemd, evtl. sogar Krawatte.

Fazit: viel Arbeit - wer ein chirurgisches Party-Tertial einlegen will, ist hier leider falsch, die sind wirklich alle sehr ambitioniert. Aber auch unglaublich freundlich (nicht aufgesetzt) und interessiert. Und Montreal ist einfach die Traumstadt!
Bewerbung
max. 9 mind. 5 Monate vorher über Online-Formular.
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Repetitorien
Fallbesprechung
Patientenvorstellung
Tätigkeiten
Röntgenbesprechung
Patienten untersuchen
Notaufnahme
Mitoperieren
Chirurgische Wundversorgung
Dienstbeginn
Vor 7:00 Uhr
Dienstende
nach 18:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Essen frei / billiger
Mittagessen regelmässig möglich
Gebühren in EUR
ca. 650

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
1
Unterricht
3
Betreuung
2
Freizeit
4
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
2

Durchschnitt 1.8