Insgesamt kann ich äußerst zufrieden auf das Tertial zurückblicken und die Klinik wärmstens empfehlen.
Zum Ablauf: Ich habe 12 Wochen auf der Normalstation verbracht und 4 auf der Wachstation (auch andere Aufteilungen sind möglich, aber eine längere Zeit auf der Normalstation ist aus meiner Sicht empfehlenswert, da größeres Spektrum).
Normalstation: Sehr nettes ärztliches und pflegerisches Team, herzliche Aufnahme, man wird ernst genommen und in die Abläufe integriert. Täglich Beginn um 8 Uhr mit Frühbesprechung, danach evtl. Blutentnahmen (wird aber meistens vom Pflegepersonal durchgeführt). Dann Visiste - man bekommt auch als PJler ein eigenes Zimmer, wird sogar explizit vom Chefarzt gewünscht - und danach was so anfällt: Lumbalpunktionen (fast täglich, nach wenigen Malen führt man die dann inkl. Aufklärung völlig selbsständig durch), Patientenaufnahmen mit Entwicklung eines Plans und Arztbriefe diktieren, Patienten- und Angehörigengespräche (wenns nicht gerade um den Tod geht). Krankheitsspektrum ist nicht begrenzt, insgesamt viel Parkinson und andere Gangstörungen, MS, Epilepsie, Schwindel, Polyneuropathie, Demenz, Radikulärsyndrome, Kopfschmerzen.
Wachstation: Hier war ich nur vier Wochen, das Krankheitsspektrum besteht im Wesentlichen aus Hirninfarkt und -blutung sowie Epilepsie. Daneben bringen die Patienten natürlich auch reihenweise internistische Probleme mit sich. Auf der Wachstation hatte ich auch Zeit, den Rettungsstellenarzt zu begleiten oder in die Elektrophysiologie und Dopplersonographie hineinzuschauen. Auch zu sonstigen Untersuchungen der Patienten kann man i.d.R. mitgehen, wenn man möchte.
Ein paar allgemeine Worte: Sehr gutes Klima mit flacher Hierarchie. Eine Ärztin hat sich auch die Zeit genommen, die großen Themen der Neurologie abzufragen und zu besprechen. Am Ende gabs eine theoretische Prüfungssimulation mit dem Chef.
Organisatorisches: Der interdisziplinäre PJ-Unterricht fand fast immmer statt (wöchentlich), war von wechselnder Qualität, aber insgesamt in Ordnung. Wenn Famulanten da sind, gibt das Neurokompetenzzentrum sogar für vier Wochen 3 mal/Woche Fortbildungen aus dem Bereich der Neurologie/Neurochirurige/-radiologie/-strahlentherapie. Außerdem wöchtenliche Ärztefortbildung während der Arbeitszeit in der Neurologie.
Wird wegen der Kontinuität der Patientenbetreuung gern gesehen, wenn Studientage gesammelt werden, aber auch die normale Variante mit wöchentlichem Studientag ist problemlos möglich.
Unterbringung kann nicht immer vom Krankenhaus organisiert werden, am besten frühzeitig informieren. Aufwandsentschädigung bis 415 Euro (Miete + Ticket oder Benzingeld + Verpflegungspauschale) wird gezahlt, dazu kostenloses, gar nicht mal schlechtes Mittagessen, das täglich gemeinsam mit den Ärzten eingenommen wird. Für alle mit Auto: Kostenloses und ausreichend großes Parkhaus auf dem Klinikgelände.
Ende war meist zwischen 16 und 17 Uhr, man hatte also auch noch genug Freizeit, die man in Frankfurt Oder leider nur schwer ausnutzen kann :-). Aber wenns mehr um das Fach und das verantwortrungsvolle Arbeiten in angenehmer Atmosphäre geht, ist man in der Neurologie in Frankfurt Oder richtig...