Es waren unheimlich ereignisreiche vier Monate in Cali und am Hospital Universitario del Valle (HUV) und ich kann ein Tertial dort wirklich empfehlen, allerdings sollte man wissen, auf was man sich da einlässt. Ich wusste es nicht und deshalb war der Anfang doch etwas krass und mit einigen Sachen kam ich auch nach längerer Zeit nicht zurecht. Vielleicht ist es angenehmer, nicht gleich auf dem Notfall zu beginnen, wo es doch zu geht wie im Film und die meisten Patienten wegen Schuss- und Stichwunden eingeliefert werden. Auch an das frühe Aufstehen (mitunter geht es um 5:30 Uhr los), Dienste (alle vier/fünf Tage 24h oder bis 23:00 Uhr) und lange Tage in der Klinik muss man sich gewöhnen. Man bekommt aber sehr viel mit und darf oder muss auch viel machen. Die kolumbianischen PJler (Medicos Internos) haben den Rang eines Assistenzarztes in Deutschland und machen den Großteil der Arbeit im Krankenhaus. Als Ausländer hat man zwar noch mal ein bisschen eine Sonderstellung, aber viel Zeit verbringt man doch in der Klinik. Es ist aber auch möglich, die Wochenenddienste mit Verweis auf kleine Reisen zu vermeiden und auch sonst den Alltag ein bisschen nach den eigenen Vorstellungen zu gestalten. Man ist nie alleine und hat auch immer erfahrenen Studenten und Assistenz- oder Oberärzte zur Seite, die einen anleiten. Am besten fand ich den Rotationstausch in die Geburtshilfe (frühzeitig ansprechen, am besten direkt bei den Gynäkologen), da dort die PJler und Studenten die Kinder auf die Welt holen dürfen. Meist sind jeden Tag kleine Präsentationen, Fallvorstellungen oder Journal-Clubs und bei Visite stellt man seine Patienten vor. Jeder Kolumbianer hat das Recht auf medizinische Versorgung und bekommt dieses auch, allerdings dauert das in den öffentlichen Krankenhäusern doch auch immer etwas länger. Kolumbien ist das Land der Gegensätz und Kontraste, was sich sowohl im Leben in Cali, als auch in der Klinik wiederspiegelt. Die Menschen sind unheimlich freundlich und ich habe mich noch nirgendwo so willkommen, aber auch noch nie so unsicher gefühlt. Mir selbst ist zwar nichts passiert, aber alle paar Wochen wurde jemand überfallen, den man kannte und man bekam auch immer eingeschärft, auf sich auf zu passen und bei Dunkelheit nicht mehr raus zu gehen ("no da papaya"). Wen das alles nicht abschreckt, kann eine sehr gute Zeit dort haben!
Bewerbung
Bei mir klappte das alles innerhalb von drei Monaten vor Anreise. Die Administradora (Adriana Montoya Lasso) ist sehr freundlich und bemüht, mehrfach nachhaken sollte man allerdings trotzdem. Sie schickt einem diverse Adressen mit Wohngelegenheiten, bei denen das Bamboo glaube ich am beliebtesten war. Edith Pete hilft da auch gerne (edith.pete@hotmail.com). Studiengebühren muss man keine bezahlen, wenn es ein Abkommen zwischen den Universitäten gibt.