PJ-Tertial Anästhesiologie in Klinikum Luedenscheid (12/2012 bis 4/2013)

Station(en)
OP, ICU, Prämedikation, Rettungsdienst
Einsatzbereiche
Station, OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde
Heimatuni
Bonn
Kommentar
Anästhesiologische Abteilung:
Neben den Tagesdiensten (7.15-15:45) Narkoseführung im OP, absolviert jeder PJ'ler eine komplette Rotation (Früh-Spät-Nach+Freizeitausgleich) auf der anästhesiologischen Intensivstation. Außerdem sind auf Wunsch Einsätze auf der Palliativstation/Schmerzmedizin sowie im Rettungsdienst (Notarzt, s.a. weiter unten) möglich.

Für die OPs wird man morgens i.d.R. einem Ober- oder Facharzt zugeteilt, mit dem man dann den Tag über einen Saal betreut. So lernt man rasch die Abläufe, Ärzte und Pfleger kennen. Ich hatte für mich dann relativ bald auch herausgefunden, bei welchem Arzt ich am meisten lernen konnte bzw. welche Eingriffe lehrreich/"Studenten-lohnend" sind. Mit denen habe ich dann auch relativ viel Zeit verbracht. Das hatte den Vorteil, dass ich nicht nur in der Theorie viel mitnehmen konnte, sondern die Ärzte auch meinen "Stand" gut kannten. Das erleichterte dann auch die Durchführung praktischer Dinge unter Aufsicht. Aktive Wünsche hinsichtlich der Einteilung bzw. "Saal-hopping" waren unproblematisch möglich.

Wenn man mit offenen Augen und Ohren durch den OP-Trakt geht und sich ein wenig kümmert, kann man in dieser Zeit annähernd alle Fachrichtungen/OPs/Anästhesieverfahren miterleben. Neurochirurgische Eingriffe und die urologischen Roboter-OPs (DaVinci) sind etwas seltener. Hier lohnt es sich also früh entsprechende Gelegenheiten zu erfragen und wahrzunehmen.

Man kommt früh auch selbst zum Zuge (venöse/arterielle Punktionen, Beatmung, Intubation, Einstellung am Narkosegerät, Spinalpunktion etc. - jeweils angeleitet/unter Aufsicht). Um die Mittagspause braucht man sich ncht sorgen - der OP-Manager sorgt für rechtzeitige Ablösung jedes Saales. Und wenn man mal vor seinem Mentor raus will oder die Pause mal etwas länger als eine halbe Stunde dauert, ist das auch kein Problem!

Auf der Intensivstation wird möglichst so geplant, dass man den gesamten Zyklus mit einem Arzt absolviert. Hier kann man sicherlich mehr oder weniger "Glück" haben. Für mich war's der absolute Höhepunkt, denn meine ICU-Mentorin war spitze. Die Spät- und Nachtdienste können problematisch werden, wenn im Wohnheim gerade Baustelle ist oder die Nachbarn sich nicht um den verschobenen Schlaf-Wach-Rhythmus scheren (soll vorkommen, bei mir glücklicherweise nicht). Andererseits fand ich gerade diese Dienste mit die besten, denn da die Tagesroutine dann häufig schon erledigt ist, blieb hier am meisten Zeit für Lehre: ausführliche Untersuchung und Besprechung von Patienten, sono-kontrollierte ZVK-Wechsel, Bronchoskopie etc.

Krankenhaus allgemein:
Unterbringung im Wohnheim auf der anderen Straßenseite. Zimmer mit eigenem Kühlschrank und Waschgelegenheit. Gemeinschaftsküche, Wasch-/Trockenraum mit Waschmaschine und Einzeldusche auf jeder Etage. WLAN-Flat über Klinikhotspot für PJler kostenlos. DVB-T-Empfang möglich.
Parkkarte für PJler kostenlos.

Monatlich 90 Euro Essensgeld (wird alle vier Wochen auf entsprechende Magnetkarte gebucht) - das reicht locker um reichlich satt zu werden und auch die Stationsärzte mal mit Kaffee oder Süßigkeiten aus der Kantine zu versorgen! Bei vielen PJlern staut sich über die Monate sogar eher Guthaben auf.
Die Kantine bietet Frühstück und Mittagessen (mehrere Gerichte zur Auswahl+ Salatbar), schließt aber schon um 15 Uhr, am Wochenende lediglich Frühstück.
Studientage wurden seitens der Uni Bonn abgeschaft. Stattdessen ist nun ja eine Stunde Lernzeit täglich vorgesehen. Das ist unpraktikabel und wird entsprechend auch flexibel gelöst.

Die Fortbildungen finden Mo-Mi (16.00-17.30) sowie Do (14.00-15.00) statt und rotieren thematisch durch die Abteilungen. Die Teilnahme ist verpflichtend und kann in Absprache mit den jeweiligen Chefs meistens entsprechend als "Plus-Stunde" gesammelt werden. Inhaltlich sind die Fortbildungen in aller Regel sehr empfehlenswert und werden meist von den Chefs oder Oberärzten persönlich durchgeführt. Darüber hinaus gibt's seitens der einzelnen Kliniken immer wieder auch Fortbildungsveranstaltungen für Ärzte, an denen man bei Interesse kostenlos teilnehmen kann.

Um die monatlich 400 Euro zu erhalten müssen pro Tertial ca. acht Dienste in der Notaufnahme geleistet werden (16-24 Uhr). Dafür gibt's dann auch entsprechenden Freizeitausgleich. Die Einteilung machen die PJler in Eigenregie (wg des Freizeitausgleichs ist Rücksprache mit dem Chef der eigenen Abteilung anzuraten). In der Notaufnahme arbeitet man zusammen mit den diensthabenden Ärzten hauptsächlich die internistischen Fälle ab. Die Spanne reicht von "über die Schulter schauen" bis "Komplettabfertigung". In der Regel ist es aber auch immer möglich bei interessanten Fällen der anderen Disziplinien tätig zu werden.

Unabhängig vom aktuellen Tertial/Fach dürfen alle PJler nach kurzer Einweisung auch Notarztdienste auf einem der beiden NEF mitfahren, sofern der Praktikantensitz nicht durch einen ärztlichen "Notarzt in spe" belegt ist (das ist er nach 16 Uhr und am Wochenende fast nie). Für Mitfahrten während der Regelarbeitszeit muss man das im Vorfeld natürlich noch zusätzlich mit dem eigenen Chef klären. Auch hier reicht die Spanne des Möglichen vom "über die Schulter schauen" bis zur "Komplettabfertigung" (mit bestätigendem Kopfnicken durch den Notarzt, versteht sich). Wer viel notfallmedizinische Kompetenz aufbauen möchte: In den ersten Wochen mit verschiedenen Notärzten mitfahren, dann bekommt man recht schnell raus, mit wem man auf einer Wellenlänge ist und wo man selbst aktiv sein kann/darf/möchte.

Auch sonst herrscht im Haus den PJlern gegenüber fast überall große Freundlichkeit, Offenheit und Lehrwille. In der Regel ist es überhaupt kein Problem auch mal stundenweise in die Ambulanzen/OPs anderer Abteilungen zu gehenen (manch einer soll auch mal ganze zwei Wochen am Stück ein "viertes Fach" gemacht haben). Und obwohl das Haus mit über 900 Betten ja recht groß ist, hat man spätestens zur Hälfte der Zeit auch das Gefühl überall jemanden zu kennen (allein schon durch die Chef-/Oberarztkontakte aus den Fortbildungen und die Notaufnahmedienste), den man im Zweifelsfrei ganz unbefangen fragen kann und darf.

Wer die 400 Euro aufstocken möchte, der kann zusätzlich OP-Rufdienste übernehmen (ca. 16-7 Uhr, ca. 100 Euro pro Dienst - egal ob gerufen oder nicht, dafür jedoch kein Freizeitausgleich).

Ãœber die Stadt:
Lüdenscheid ist für Sauerländer Verhältnisse wahrscheinlich Metropole, wer von der Rhein-Schiene (Köln/Bonn) kommt, der wird darüber bestenfalls schmunzeln können. Es gibt zwar alles, was es zum (Über-)Leben braucht, aber die Fußgänerzone ist recht übersichtlich und ab spätestens 20 Uhr ist in der Stadt nichts mehr los. Für die Freizeitgestaltung gibt's u.a. zwei Kinos, das sog. "Kulturhaus" (Theater, Konzerte, Lesungen,...) und für Sportliche ein ordentliches Schwimmbad. Sportlich unterwegs kann man auch ausgiebig zu Fuß oder mit dem Mountainbike sein - aber dann geht es beständig auf und ab.
Im Winter besteht Schneegarantie. Einen Ski- und Rodelhang gibt's in der Stadt, wer Richtig abfahren will muss sich aber ins Auto setzen und noch etwas weiter ostwärts fahren. Das funktioniert (mit Winterreifen) aber auch noch bei 40 Zentimetern, denn im Gegensatz zur Kölner Bucht bricht der Verkehr bei Schneefall nicht zusammen ;-)

Größtes Manko ist sicherlich die ÖPNV-Anbindung an die übrige Zivilisation. Aktuell ist Bahnanbindung nur über Hagen (2x/Std., jeweils rund 45 Minuten je Strecke) gegeben. Am Lückenschluss Meinerzhagen-Marienheide und der direkten Durchbindung der RB25 vom Kölner Hbf wird aktuell gearbeitet (Fertigstellung noch unklar).
Mit dem Auto geht's über A45/A4 in rund einer Stunde nach Köln/Bonn - und i.d.R. auch ohne Stau.
Bewerbung
In den letzten Jahren immer weit weniger Interessenten als Plätze. Daher wohl unproblematisch. Kontakt zum Studierendensekretariat ist auf der Homepage zu finden: www.maerkische-kliniken.de

Wer sich im Anschluss an das Examen für zwei (?) Jahre an das Klinikum bindet, kann rückwirkend nochmal Zusatzprämien für die PJ-Zeit erhalten.
Unterricht
4x / Woche
Inhalte
Repetitorien
Bildgebung
EKG
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Briefe schreiben
Braunülen legen
Röntgenbesprechung
Blut abnehmen
Patienten untersuchen
Punktionen
EKGs
Untersuchungen anmelden
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Essen frei / billiger
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Unterkunft gestellt
Gehalt in EUR
400

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
2
Unterricht
2
Betreuung
2
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.33