Von meinem Pflichttertial Chirurgie verbrachte ich 9 Wochen in der Allgemein- und Visceralchirurgie am Klinikum Memmingen. Eigentlich hatte ich von meinen Tertialen auf die Chirurgie am wenigsten Lust - und wurde definitiv positiv überrascht!
Am ersten Tag wurden wir - obwohl wir nur zu zweit waren - sehr persönlich und nett empfangen, ein erfreulicher Start, der mir das Gefühl gab, als PJlerin am Klinikum wirklich willkommen zu sein. Uns wurde alles gezeigt (Umkleiden, Schlüssel, Wäsche...) und wir wurden auf unsere Stationen gebracht. Hier hatte ich unter den Allgemein-/Visceralchirurgen auch einen mir klar zugeteilten Mentor, an den ich mich immer wenden konnte.
Die Stimmung auf Station und im Klinikum überhaupt war überraschend gut (das habe ich andernorts schon anders erlebt...). Die Kommunikation zwischen Ärzten und Pflege habe ich als sehr positiv erlebt. Auch mit den meisten Kollegen war es nett, und die Oberärzte/-ärztinnen waren für Fragen meinerseits offen und haben mich z. B. gern mit in die Sprechstunden genommen. Auch die Stimmung im OP war bis auf ganz wenige Ausnahmen sehr nett.
Im OP war ich immer wieder eingeteilt, selten als erste Assistenz, aber gesehen habe ich trotzdem viel. Das Spektrum der OPs war sehr breit, von großen bauchchirurgischen Eingriffen (Whipple, Sigmaresektion etc.), "Standards" wie Cholezystektomien oder Weichteileingriffen bis hin zu Gefäß- und Adipositaschirurgie. Erklärt wurde am Tisch fast immer gern, vor allem auf Nachfragen, und ich habe mich so gut wie nie "gemein ausgefragt" gefühlt.
Insgesamt hatte ich immer das Gefühl, dass ich mir relativ frei aussuchen kann, was ich machen möchte: Station, Notfallklinik, Sprechstunden, OP. Ich wäre am Schluss gern noch länger geblieben, denn natürlich dauert es eine Weile, bis man heraus hat, an wen man sich am besten wendet, was man wo sehen kann, und einen alle soweit kennen, dass sie einen gern mit Aufgaben betrauen.
Ein Manko war höchstens, dass mir relativ wenig "aktiv" beigebracht wurde, also ich immer eher nachfragen musste, was man sich gerade am Anfang nicht immer und überall traut. Hier kann ich nur empfehlen, mutig zu sein und auch zu sagen, dies und das will ich noch lernen. Ein Blick ins PJ-Logbuch ist aufschlussreich, da man mal sieht, was einem "offiziell" zusteht...
Eigene Patienten habe ich leider nicht betreut, das wäre sicher lehrreich gewesen, da man sich vieles dann doch nur merkt, wenn man es wirklich selbst macht. Patientenaufnahmen und -untersuchungen konnte ich aber einige machen, teilweise auch mit hilfreichem Feedback von den Assistenten.
Lehrreich war es auch, dass ich zweimal den Dienst mitgemacht habe, vor allem auch, weil man mal ahnt, was so ein 24-Stunden Dienst bedeutet.
Die meiste Zeit war ich die einzige PJlerin auf der gesamten Chirurgie, eine Weile waren wir zu zweit, aber das war von Vorteil, da wir uns nicht in die Quere kamen, uns aber absprechen konnten, wer bei welcher OP Haken hält...
Insgesamt habe ich mich sehr gut aufgehoben gefühlt, auch wenn der Lerneffekt sicher noch größer hätte sein können. Ich habe viel gesehen und mitgenommen und bin immer gern in die Klinik gegangen.
Ein großer Pluspunkt war der Studientag einmal pro Woche (man hätte die Studientage auch zusammenlegen können). Die Vier-Tage-Woche fand ich sehr angenehm! Da bietet das Allgäu natürlich auch freizeittechnisch viel ...
Unterkunft/Essen: Ein Zimmer bzw ein Appartment kann man umsonst im Personalwohnheim bekommen (ich hatte allerdings eine eigene Wohnung). Das (recht gute) Mittagessen ist umsonst, und bis auf zweimal bin ich auch immer zum Essen gekommen.
Arbeitszeiten: Von halb acht (Frühbesprechung) bis ca. vier Uhr. Meistens bin ich etwas nach vier heim.
Seminare für die Studenten waren gut organisiert und meist lehrreich. In sehr persönlicher Runde (zwischen drei und fünf Studenten) hatte man immer das Gefühl, Fragen stellen zu können, oft durften wir selbst über die Themen entscheiden.
Bewerbung
Über die LMU München. Falls offiziell kein Platz mehr zur Verfügung steht (es werden nur sehr wenige PJler genommen), kann man nach Rüchsprache mit der Klinik trotzdem noch reinkommen.