Das PJ in der Chirurgie Ansbach teilt sich in jeweils 4-5 Wochen Allgemein-, Unfall- und Gefäßchirurgie auf. Zusätzlich rotiert man 2 Wochen in die Thorax- oder Neurochirurgie (kleine Abteilungen) je nach Personalsituation.
Zusammenfassend hat es mir in Ansbach fachlich und kollegial sehr gut gefallen. Einzig die Organisation der Klinik durch die Verwaltung war eine Katastrophe, was auch zu massiver Unzufriedenheit unter der Belegschaft geführt hat.
Klar, wie fast überall ist der Ton in der Chirurgie etwas schroffer. Gerade die Oberärzte waren nicht immer nur gut gelaunt. Den einen oder anderen Kommentar muss man runterschlucken. Wenn man Interesse zeigt und sich nicht ganz blöd anstellt, sind sie aber eigentlich immer korrekt und man darf auch viel machen. Fragen (in angemessener Dosierung) werden auch immer beantwortet. Die Assistentenschaft hat ein breites internationales Spektrum, alle sind aber super nett und haben einen etwas schwarzen aber guten Humor :)
Auf Station sind die Schwestern außerordentlich höflich. Was aber sicher auch daran liegt, dass in Ansbach alle Patienten durcheinander liegen (es gibt keine fachlich getrennten Stationen), sodass die Schwester oft mit 5 oder 6 Ärzten aus verschiedenen Fachrichtungen zu tun hat und natürlich auch nicht weiß welcher Arzt oder eben PJler da grad vor ihr steht. PJler sind wohl in Ansbach insgesamt selten. Viele wussten überhaupt nicht was das ist. Oft wurde ich als AIPler, neuer Assisstenzarzt oder sonst wie getauft. (O-Ton: "Wow, AIP ler hatten wir ja schon lange keinen mehr." - gibt's ja auch seit 15 Jahren nicht mehr :DD ).
Im OP sind die Schwestern sind auch super nett. Ich habe nie irgendein dummen Spruch gehört. Mit allen habe ich mich eigentlich immer gut verstanden.
Je nach Abteilung ist das Tätigkeitsspektrum unterschiedlich. Habe viel genäht. Teilweise auch subkutan und auch intrakutan. Subkutan Knoten und Drainagen annähen v.a. in der UCH. Manchmal darf man auch kleine Ops unter Assistenz selber durchführen (z.b. Portexplant.) Es gibt darüber hinaus aber immer viel zu sehen.
In der ACH war man etwas seltener im OP meist nur als 2. Assistenz. Dafür konnte man auf Station und der ZNA sonographieren, Briefe schreiben und komplexe Verbandswechsel machen. Eingriffspektrum breit, wobei Sachen wie Whipple etc. eher selten sind (habe ich nicht zu sehen bekommen in den 4 Wochen).
UCH: Hat mir persönlich am besten gefallen. Viel OP :)). Oft als 1. Assistenz. Reine unfallchirurgische Abteilung. Gott sei Dank wenig bis keine orthopädischen Eingriffe. In der ZNA Wundversorgung mit Nähen, Tackern etc.
NCH: Musste 2 Wochen als Vertretung für den im Urlaub befindlichen Assistenten in die NCH. War insgesamt wenig begeistert. Außer ein paar Mal 1. Assistenz bei Ausräumen eines SDH habe ich dort vor allem auf Abruf Handlangertätigkeiten gemacht. Hab die meiste Zeit in meinem Zimmer im Wohnheim verbracht und bin ab und zu rüber um nach Anruf ne Nadel oder ne BE zu machen. Da ich aber in den anderen Abteilung immer voll eingespannt war, war es mir ganz recht mal 2 Wochen den Ball etwas flacher zu halten.
GCH: Hier habe ich aufgrund des Assistentenmangels im Marathon Patienten aufgenommen und Briefe geschrieben. Dank des einzigen (großartigen) Altassistenten konnte man dabei aber wirklich viel lernen und die Aufnahmen sowie die Patienten auf Station im Rahmen der Kurvenvisite immer kurz durchsprechen. Im OP meist nur 2. Assistenz. Bin mit dem Chef nicht so ganz warm geworden. Nachdem es für mich die letzten vier Wochen waren, war das aber auch ok.
Punkt Arbeitszeiten: In der Regel kann man pünktlich gehen. Es war aber auch nie ein Problem mal länger zu bleiben um noch eine bestimmte OP zu sehen. Im Dienst haben die OAs einen eigentlich immer mit an den Tisch genommen (1. Assistenz), wenn man sein Interesse bekundet hat.
Mittagessen ist auch (fast) immer möglich. (Notfalls kann man sich etwas zurückstellen lassen, wenn man schon vorher weiß, dass der nächste OP-Punkt mit den Öffnungszeiten der Kantine kollidiert.) Das Mittagessen war eines der besten dich ich je an einem Krankenhaus gegessen hab.
Insgesamt hat mir das Tertial wirklich gut gefallen. Allerdings ist nach dem organisatorisch katastrophalen Umzug des Klinikums in den Neubau, der Unmut der Belegschaft absolut zu spüren gewesen. Viele haben wohl inzwischen gekündigt, sodass ich nicht sagen kann, ob ich das Tertial heute noch empfehlen könnte.
Grundsätzlich gilt für das chirurgische Tertial: Wer auch aktiv was machen will, der sollte vorher nochmal Naht- und Knotentechniken auffrischen ;) Für die chirurgisch interessierten lohnt es sich auch einen OP-Atlas auszuleihen (z.b. Schumpelick). Man kann die OPs damit viel besser nachvollziehen und auch viel besser assistieren.