Im Allgemeinen war ich als PJlerin sehr frei in dem was ich machen und sehen wollte, die Oberärzte haben am Anfang mit mir besprochen wie ich rotieren könnte und nachdem ich mich 2 Wochen eingearbeitet hatte haben wir dann den Rotationsplan festgelegt. Unter Anleitung konnte ich sehr viel mitarbeiten, Psychopathologie erheben, Patienten untersuchen und auch mitbetreuen. Interessant war außerdem die medizinische Konsilvisite von Dr. Kohlund immer dienstags abends.
Einige Zeit auf der beschützten Aufnahmestation (C0) ist auf jeden Fall wichtig, ansonsten gibt es Schwerpunktstationen für Gerontopsychiatrie (D0), Suchterkrankungen (D1), Psychosen (C1) und zwei Konzeptstationen mit den Schwerpunkten Borderline und Traumafolgestörungen (D2) und Affektive Störungen (C2). Hier kann man sich ganz nach persönlichem Interesse etwas aussuchen. Auf der Sation D0 ist auch viel Somatik und Neurologie mit dabei, die Station D2 ist durch das 12-Wochen-Konzept noch einmal etwas ganz anderes als die Akutstationen. In der Tagesklinik werden Patienten mit vielen verschiedenen Diagnosen behandelt, dafür kann ich auch eine deutliche Empfehlung aussprechen - das Team ist super, man sieht viele verschiedene Krankheitsbilder und kann auch der Stationspsychiologin und den Cotherapeuten (Ergo, Physio, ...) über die Schulter schauen. Bei Interesse ist bestimmt auch ein Abstecher in die KiJu i Nachbargebäude möglich.
Organisatorisch ist die Klinik an der Lindenhöhe zwar dem Ortenauklinikum als ALK angegliedert aber eine eigenstädige Klinik eines privaten Konzerns. Dementsprechend wird ein extra Vertrag geschlossen (und deutlich weniger gezahlt). Das Ortenauklinikum ist ca. 8 Minuten Fußweg entfernt, Teilnahme an PJ-Seminaren dort war für mich immer problemlos möglich und erwünscht. Psychiatrische Seminare kamen in meinem Tertial nicht zustande, allerdings eine Lehrvisite und grundsätzlich sind die Oberärzte motiviert wenn man sie darauf anspricht! Andererseits darf man auch als PJler sehr gerne am internen Fortbildungsangebot für die Assistenzärzte teilnehmen, so habe ich z.B. ein Deeskalationstraining und ein zertifiziertes AMPD-Seminar gemacht. Mittagessen ist kostenlos, inklusive Suppe, Salat und Nachtisch und auch fast immer lecker. Morgenbesprechung ist um 8:30 Uhr, auf den Stationen geht es gegen 8:45 Uhr los, Feierabend ist offiziell 17:00 Uhr. Wenn man es nicht ausnutzt und sonst engagiert ist kann man aber jederzeit früher gehen.
Ich habe mit meinem Tertial fast zeitgleich mit der neuen Chefärztin Frau Dr. Temme angefangen. Dementsprechend war vieles im "sich Finden" begriffen, vieles hat sich und wird sich bestimmt noch ändern.
Fazit für mich: Ein sehr spannendes Tertial mit einem netten Kollegium und vielen wertvollen Erfahrungen. Gerade "soft skills" im Bereich therapeutischer bzw. grundlegender ärztlicher Gesprächsführung konnte ich wahnsinnig viele mitnehmen und wenn man einen offen-empathischen und wertschätzenden Umgang mit floride psychotischen Patienten trainiert hat ist man glaueb ich für die meisten Patienten gewappnet.
Viel Spaß und Erfolg den zukünftigen PJlern!