PJ-Tertial Neurologie in Klinikum Fuerth (5/2020 bis 9/2020)
Station(en)
Normallstation, Parkinsonkomplex, Stroke
Einsatzbereiche
Notaufnahme, Diagnostik, Station
Heimatuni
Erlangen
Kommentar
Ich schildere einfach mal einen Tagesablauf in der Neurologie in Fürth.
Man muss dazu sagen, dass mein Tertial am Ende der ersten Corana-Welle stattgefunden hat. Allerdings hat der normale Klinikalltag sich ab meiner dritten Woche wieder eingependelt, darum denke ich schon einen ziemlich guten Einblick in den normalen Ablauf der neurologischen Abteilung bekommen zu habe. Nur Besprechungen fielen noch teilweise nicht statt.
Ich sollte immer Morgens gegen 08:00 Uhr da sein. Vor Corona gab es wohl immer eine Morgenbesprechung, diese gab es bei mir jedoch Corona-bedingt nicht, sondern es ging gleich mit den Blutentnahmen und PVKs los. Hier auch schon gleich der größte Nachtteil: es gab leider manchmal echt sehr viele (so 10-15 pro Tag waren normal, um die 20 waren schon echt viele), da war an man manchen Tagen schon echt ein paar Stunden mit beschäftigt was für ein Wahltertial schon sehr schade ist. Nach den Blutentnahmen war es dann meistens möglich, noch beim Rest der Visite mitzulaufen. Leider war diese an manchen Tagen dann aber auch schon fertig! Je nach Assistent- und Oberarzt*ärztin lernt man bei Visite immer was dazu, man schaut sich gemeinsam Bilder und Labor an und überlegt sich welche weitere Diagnostik und Untersuchungen sinnvoll und anzufordern sind:)
Danach konnte man sich dann eigentlich auch schon die elektiven Neuaufnahmen schnappen. Das waren so 2-3 neue Patienten*innen pro Tag, diese erscheinen so ab 10 /11 Uhr auf Station. Es gilt eine komplette Neuaufnahme zu machen: Anamnese, Untersuchung, Dokumentation, sowie Übergabe an einen der Ärzte*innen. Dann hat man sich auch hier gemeinsam überlegt, wie es mit dem Patienten*in weitergeht und konnte Untersuchungen für diese anfordern. Das hat auf jeden Fall sehr Spaß gemacht! Ich fand es allerdings schade, dass man die Patienten*innen dann nicht wirklich weiterbetreuen konnte, sondern gleich die nächsten Aufnahmen des Tages und der folgenden Tage anstanden, da war leider keine Zeit mehr für eigene Patienten*innen betreuen übrig!
Im Laufe des Vormittags und Nachmittags standen dann auch immer Lumbalpunktionen an, hier konnte man unter Aufsicht alles selber machen, wenn es dann halt mal nicht geklappt hat, war es auch kein Thema und der Arzt*Ärztin hat übernommen.
Mit diesen Aufgaben war der Tag dann auch schon recht gefüllt! Arztbriefe kann man auch jederzeit in einem freien Moment schreiben, oder man konnte in der Diagnostikabteilung zuschauen. In der Diagnostik kann man leider nur zukucken, da die Assistenzärzte*innen leider selber nicht so oft dort eingeteilt sind, und dann gerne verständlicherweise soviel selber machen wollen wie möglich, man war als Zuschauer aber immer gerne gesehen und hat was erklärt bekommen.
Je nach Arzt*Ärztin und Zeit gab es auch kleine Teaching-Sessions, wo wir zum Beispiel Untersuchen geübt oder bildgebende Diagnostik und Fälle besprochen haben, das war immer sehr gut. An manchen Tagen, gab es Nachmittags auch die Röntgen-Demo, die war je nach Radiologe*in sehr empfehlenswert!
Die Stationsarbeit hat schon echt Spaß gemacht, allerdings muss ich sagen, dass ich sehr schade fand, wie viel Zeit als PJ-ler für exekutive Tätigkeiten draufgegangen ist. Mit den Blutentnahmen, PVKs, Neuaufnahmen und Lumbalpunktionen war man eigentlich schon komplett ausgelastet und Lehre sowie Patienten betreuen kamen defintiv zu kurz.
Es gab auch eine zusätzliche Station, wo Patienten zur mehrwöchigen Parkinsontherapie herkommen und wieder neu eingestellt werden, diese kann man auch bei Aufnahme sowie bei Entlassung untersuchen und scoren. Auch hier lohnt es sich mal eine Woche bei Visite mitzulaufen! Ansonsten ist der Ablauf wie auf der anderen Station auch.
Man hat im Laufe des Tertials auch Zeit, mal auf Stroke Unit zu rotieren. Hier nimmt das Pflegepersonal morgentlich die Blutentnahmen ab und man kann auf jeden Fall immer mit zur Visite, großes Pro. Das Patientenspektrum ist natürlich nicht so divers, allerdings sieht man in der Zeit ziemlich unterschiedliche Schlaganfallformen und -ausprägungen und lernt auch Tricks, wie man diese Patienten*innen untersucht. Als PJler konnte man hier immer die Dokumentation machen sowie, den NHSS Score für jeden Patienten erstellen. Wenn dann weniger los war ging es ans Arztbriefe schreiben, oder man konnte mit in die Notaufnahme schauen. Notaufnahme war je nach Arzt*Ärztin auch sehr interessant, man konnte die Patient*innen voruntersuchen und übergeben, sowie die Dokumentation ausfüllen und Untersuchungen anfordern. Allerdings waren die Ärzt*innen hier selber oft etwas gestresst und hatten nicht unbedingt Zeit für mich. Die Rotation auf die Stroke ist nicht im Vorfeld eingeplant, da kann man einfach für ein paar Wochen hin, wenn man möchte, da ist man total flexibel.
Mein Neurologie Tertial in Fürth hat mir insgesamt sehr gut gefallen. Das Team war super lieb und man hat sich gut mit eingebunden gefühlt. Mittagessen war immer möglich, meist ist man in einer großen Gruppe zusammen gegangen und saß dann Corona-Bedingt an unterschiedlichen Tischen. Wie bereits in meinem Bericht zu lesen, fand ich jedoch das Aufgaben-Pensum, das man als PJler zu erfüllen hatte, an manchen Tagen ziemlich erschlagend, und dadurch blieb wenig Zeit für Lehre oder sich mit den Patienten richtig auseinander zu setzen, geschweige denn, sie für mehrere Tage zu betreuen. Dies war vor allem in meiner Zeit als einzige PJlerin, zu 2 oder sogar zu 3 war es wesentlich entspannter :) Ich würde auf jedem Fall jedem der Lust auf Neuro hat ein Tertial in Fürth empfehlen, man lernt echt viel an v.a. praktischen Tätigkeiten, man kann super viel untersuchen, lernt auf jeden Fall Patient*innen neu aufzunehmen und zu übergeben und auch sicher und eigenständig Lumbalpunktionen durchzuführen.
Hier noch einmal kurze Fakten zur Allgemeinen PJ-Organisation:
- Man bekommt ein Spind in einer Umkleide
- Es gibt Wäschekleidung aus dem Automaten: man bekommt 2 Garnituren insgesamt, es gibt keine Beschränkung wie oft pro Woche man diese wechseln darf
- Mittagessen ist gratis, es gibt 3 Menus zur Auswahl wovon eine Option vegetarisch ist, Nachtisch ist inklusive
- Man bekommt ein eigenes Telefon (mit seinen Vor- und Nachteilen)
- Man bekommt ab Tag eins einen Orbis-Zugang mit den gängigen Freischaltungen
- PJ-Seminare gab es während meinem Tertial Corona-bedingt keine
- Es gab ein Gehalt von 550 Euro im Monat, dieses war Vor-Corona 350 Euro und wurde Corona-bedingt auf 550 Euro erhöht, ich weiß nicht ob es Absichten gibt es nach Corona wieder zu reduzieren, kann mir das jedoch irgendwie nicht vorstellen