PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Hanse-Klinikum Wismar (7/2021 bis 10/2021)

Station(en)
Allgemeinchirurgie und Unfallchirurgie
Einsatzbereiche
Station
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Ich kann mich in meiner Bewertung traurigerweise nur meinen Vorgängern anschließen. Insgesamt ist das Tertial bis auf einige positive Aspekte ein Reinfall gewesen.
Ich hatte mich für Wismar gerade wegen den guten Bewertungen der Vorjahre entschieden.

Aufgrund meiner vorhanden Fehltage war ich je 6 Wochen auf Unfallchirurgie und Viszeralchirurgie, wobei man prinzipiell sagen muss, dass die Atmosphäre auf der Unfallchirurgie (gerade aufgrund eines freundlicheren Teams bestehend aus Assistenten, Fachärzten, und Schwestern) deutlich besser ist.
In meinem Tertial war es dort leider aufgrund eines drastischen Personalmangels auch nicht so viel besser wie in den vorherigen Berichten beschrieben. Die kurz zurückliegenden Berichte schildern die Lage ziemlich gut. Um nicht noch mehr zu wiederholen, folgt hier eine allgemeine Schilderung weiterer erwähnenswerter Punkte.

Insgesamt zeigte sich aus meiner Sicht das Bild eines maximal auf Profit getrimmten Krankenhaussystems. So lege wohl der Personalschlüssel aller Sana Kliniken generell unter 40% des Personalschlüssels anderer Krankenhäuser. Angeblich gebe es im Sana Hanse Wismar im Vergleich mit allen zum Konzern gehörenden Krankenhäusern nochmals 15% weniger Personal. Ob das stimmt kann ich nicht einschätzen, jedenfalls bestätigte es meinen generellen Eindruck.
Da muss man sich tatsächlich die Frage stellen, wie die politische Zukunft des DRG System und der Medizin in ein paar Jahren aussehen soll.

Wie bereits geschildert geht im Krankenhaus „Schaffen vor Lernen“.
Es gibt klare Hierarchien sowohl von ärztlicher Seite als von nicht ärztlicher. Hierbei wird erwartet bestimmte Personen stets zuerst grüßt, sonst komme es wohl im schlimmsten Fall zu Unannehmlichkeiten.
Allgemein wird von chefärztlicher Seite immer wieder betont, dass man doch so wichtig sei. Ich empfand es meist so, dass alles in Ordnung ist, wenn die Quote erfüllt wird, alle Briefe geschrieben sind und Blut und Wundversorgung erledigt wurde.
Fragen an uns Pjler kamen insgesamt selten. Für Lehre blieb keine Zeit, obwohl sich einige Ärzte (v.a. Unfallchirurgie) bemühten aber einfach keine Zeit hatten.
Es fanden teils ziemlich gute PJ Seminare statt, welche teils bis in den Feierabend hinein gingen und sehr häufig einfach ausfielen. Ich habe im gesamten Tertial keinen Patienten vollständig untersucht, geschweige hat es mir ein Arzt erklärt/gezeigt. Das ist aus meiner Sicht nicht tragbar.
Gerade im Hinblick auf das M3 und Erfahrungen aus anderen Tertialen ist es genau das Wissen, was am wenigsten kurz vorher zu kompensieren ist.
Weiterhin wird erwartet, dass man bei Operationen auch bis über den Feierabend da bleibt. Ich hatte hierbei nicht unbedingt ein Problem, da ich generell gerne im OP bin.
Lehre für Assistenten ist auch nicht gerade berauschend, wenn man in persönlichen Gesprächen feststellt, dass trotz des weit fortgeschrittenen Assistenzarztjahres wenig eigene Operationen erfolgt durchgeführt worden seien.
Es gab vor Beginn des Tertials keine Strahlenschutzbelehrung geschweige bekommt man ein Dosimeter für den OP! Teilweise wird im OP einfach geröntgt, egal ob alle Beteiligten einen Bleischutz umhatten.
Man bekommt insgesamt (bis auf einige Ausnahmen) sehr wenig Feedback, bezüglich seiner Arbeitsweise auf Station als auch Verhaltensweise im OP. Daher wären aus meiner Sicht persönliche Verbesserungen im Hakenhalten, Trokarführung als auch im generellen OP Auf und Abbau gerade zu Beginn durch einige nette Erklärungen drin gewesen. Die Stimmung im OP (v.a. Viszeralchirugie) ist oftmals ungehalten bzw. man ist der persönlichen Stimmung des Operateurs teils gnadenlos ausgeliefert. Bei mir wurde es schon teils schon ziemlich persönlich.
Fragen bezüglich anatomischer Strukturen, werden von einigen Operateuren mit (der reversed Uno Karte) beantwortet: „Hatten sie kein Anatomieunterricht“?, was den Lernprogress ungemein bereicherte.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit fand (v.a., in der Allgemeinchirurgie) wenig statt, stattdessen kamen Sprüche wie „Chiurgen sind die besseren Internisten“.
Weiterhin kam es wohl auch dazu, dass Pjler PowerPoint Vorträge für Kongresse der Chefärzte erstellten und man als Pjler teils hier und da Aussagen mitbekommt, die in das Spektrum a la Stromberg, Rassismus und Sexismus fielen.
Zudem bekam man oft Aussagen wie „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“, „das war schon immer so“ oder „die anderen machen das auch so“ mit.
Ich hatte hierbei insgesamt den Eindruck, dass bei einigen Ärzten ein starker Generationskonflikt bezüglich der u.a. damals vorherrschenden langen Arbeitszeiten, dem interpersonellen Wettstreit usw. und der heutigen Einstellung (Work Life Balance usw. ) liegt. Dabei muss man aber auch fairerweise sagen, dass sich im Laufe der Zeit viel zum nicht unbedingt besseren verändert hat (weniger Ärzte pro Patient, Produktvitätssteigerung der Medizin, kürzere Verweildauer der Patienten, ausführlichere Dokumentation).
Gerade wenn man bedenkt wie laut Statistik der Mangel an Chirurgen in Zukunft ist, müsste gerade diese Fachdisziplin für Nachwuchs aktiv werben und nicht nur abstempeln. Wer soll denn schließlich die Chefärzte von heute in Zukunft operieren?

Abschließend kann ich eigentlich nur sagen: Praktisch operativ lernt man einiges, was wohl der größte Pluspunkt ist, theoretisch wenig.
Aber es gibt meiner Meinung nach Gesprächen mit anderen Pjlern so viele bessere Lehrkrankenhäuser.
Unterricht
Kein Unterricht
Inhalte
Bildgebung
Tätigkeiten
Untersuchungen anmelden
Briefe schreiben
Braunülen legen
Blut abnehmen
Notaufnahme
Mitoperieren
Botengänge (Nichtärztl.)
Rehas anmelden
Chirurgische Wundversorgung
Dienstbeginn
Vor 7:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Gehalt in EUR
501€

Noten

Team/Station
4
Kontakt zur Pflege
3
Ansehen des PJlers
3
Klinik insgesamt
4
Unterricht
2
Betreuung
4
Freizeit
3
Station / Einrichtung
4
Gesamtnote
3

Durchschnitt 3.33