Irland ist ein wunderschönes Land mit überaus netten Leuten und dem besten Bier der Welt. Ich kann ein halbes PJ-Tertial dort sehr empfehlen. Castlebar ist ein kleiner Ort im Westen von Irland, ungefähr eine Stunde nördlich von Galway. Das Krankenhaus ist nicht sehr groß, hat aber alles was ein PJ so braucht (Chirurgie, Innere, etc.). Ich war 8 Wochen in der Orthopädie/Traumatologie und habe es als Orthopädie Wahlfach anrechnen lassen. Es ist aber genauso möglich sich die Zeit in Irland als Chirurgie anrechnen zu lassen (egal ob man in der Viszeral- oder Unfallchirurgie eingeteilt ist). Das System in Irland ist es etwas anders als in Deutschland. Es gibt pro Abteilung mehrere Teams aus einem Consultant (Chefarzt), 2 Registrars (Oberärzten) 3-4 SHOs (Senior House Officers, Fachärzte/Altassistenten) und 1-2 Interns (Arzt im Praktikum, also PJler die aber schon fertig mit dem Studium sind). Die Iren sind sowieso alle sehr nett und so war es auch in meinem Team. Ich war bei Consultant Mr. Bennett - einem irischen Original. Er wird dir 90% der Zeit etwas über Whiskey (wichtig WhiskEy, nicht Whisky) und Guinness erzählen und dich auch auf das ein oder andere Bier einladen - dich ansonsten allerdings über Hüftendoprothetik zu labern. Mit Ihm bin ich 1x die Woche mit in eine Privatklinik in Galway gefahren (hatte ein eigenes Auto dabei, aber er organisiert dir auch eine Fahrt) und quasi privat bezahlte Hüften operiert. Dabei hat man die Problematik einer wirklichen 2-Klassenmedizin kennengelernt. Am Ende der 8 Wochen durfte ich auch selber eine unzementierte Hüftprothese einschlagen. Das war mein absolutes Highlight des PJs.
Die anderen Consultants in der Trauma habe ich nicht wirklich kennengelernt, aber ihre Teams waren allesamt auch sehr nett. Prof O'Grady (Auch Trauma Consultant) hat alle deutschen PJler zum Sommerball des Krankenhauses, das als BlackTie Event geplant war, eingeladen. Dafür musste ich mir dann einen Tuxedo und Anzugsschuhe in Castlebar leihen. Es war aber ein richtig nicer Abend.
Letztlich weiß niemand in Irland was man als deutscher PJler leisten oder lernen muss. Von daher gilt wie in vielen Praktika und Famulaturen und im PJ generell - Viel kann, nichts muss. Man kann sehr oft früh nach Hause gehen, aber auch den ganzen Tag steril am Tisch stehen (aktives Mitoperieren muss man sich allerdings - wie auch in Deutschland - einfordern), in der Notaufnahme mithelfen, Knie und Schultern punktieren, Gipsen und in der Sprechstunde daneben sitzen. Letzten Endes lernt man nicht so viel wie an einem deutschen Lehrkrankenhaus, aber das macht man ja schon im restlichen PJ. Ein verlängertes Wochenende oder eine Woche frei ist auch immer möglich.
Freizeit: (hoher Stellenwert)
Irland ist landschaftlich wunderschön und es regnet im Sommer auch nicht immer, trotzdem häufig :D. Die Landesgeschichte ist wirklich spannend und die alkoholische Kulinarik habe ich ja schon erwähnt. Ein Auto macht sich nicht schlecht, kann man aber vor Ort auch mieten. Man konnte zu meinem Erstaunen sehr gut Surfen gehen im Sommer (www.surfmayo.it)
Auflistung von Sehenswürdigkeiten die sich lohnen:
-Cliffs of Moher (zum Sonnenuntergang ohne Touristen :) )
-Galway (auch abends und nachts)
-Achill Islands (Surfen und Wandern)
-Croagh Patrick (hier hat St. Patrick gefastet - bisschen wie Jesus, am 2. Sonntag im Juli pilgern da tausende Iren hin und wandern hoch, bei gutem Wetter ein tolles Erlebnis)
-Connemara Nationalpark (sieht aus wie bei Jurassic Park)
-Nordirland (Geschichtlich und Landschaftlich - Drehort von Game of Thrones)
-Dublin (teuer, deshalb früh buchen, aber sehr schön und das Guinness da schmeckt nochmal besser)
-All Ireland Finals (Quasi Superbowl in den traditionellen irischen Sportarten Hurling und Gaelic Football, am besten im Pub schauen!)
-und vieles mehr wenn man wetterfeste Wandersachen mithat
Sonstige Tipps:
-gibt ein gutes Gym in Castlebar mit Sauna und Schwimmbad inklusive
Wohnen: habe bei Mary und Bernard King gewohnt (Unterkünfte siehe unten), das war sehr nett und sehr nah an der Klinik, zeitweise waren wir 5 Deutsche in der Wohnung!
-Fahrrad kann man bei Clodagh mieten (wenn auch nicht sehr hochwertig aber besser als nix),
- 8 Wochen haben mir persönlich gereicht, so viel bietet Castlebar dann selber nicht und Irland ist auch nicht ganz billig (Erasmus+ Finanzierung kann da helfen), aber in 8 Wochen kann man fast die ganze Insel sehen
- im Sommer (vielleicht aufgrund von Ferien) haben die Dokumente, die an die Universität in Galway von Clodagh geschickt wurden fast die gesamten 8 Wochen gebraucht, deshalb die Dokumente mit den Richtigen Angaben, die dann in Deutschland gelten sollen (Pflichttertial Chirurgie - "Surgery" - frühstmöglich Clodagh geben
Bewerbung
Bewerbung:
2 Jahre vorher (deutlich kürzer sicherlich möglich) und am besten gleich mit Angabe des Consultants den ihr euch wünscht (ich kann Mr Bennett für orthopädisch/chirurgisch Interessierte wirklich empfehlen), per Email an medstudentsscoordinator@gmail.com (Clodagh Monaghan, sehr nett und antwortet meistens sofort)
benötigt werden:
-150€/Monat Bearbeitungsgebühr (Clodagh kümmert sich um die Zettel und Bescheinigungen und vermittelt euch Unterkünfte (ca. 100€/Woche), etc.
-polizeiliches Führungszeugnis, Impfnachweise, Referenzschreiben des Dekans (nur eine Unterschrift), MRSA Abstrich für die Orthopädie